Wissenschaftliche Studien haben schon früher gezeigt, dass Menschen Geschlechterstereotype auf Roboter anwenden. Soll ein Roboter mathematische Aufgaben lösen, tendieren Nutzer eher zu einer Maschine mit maskulinen Zügen als zu einer mit femininen. Sicherheitsaufgaben trauen Befragte eher dem Roboter mit männlicher Stimme zu als der gleichen Maschine mit weiblicher Stimme.
Florian Dufour und Céline Ehrwein Nihan von der Hochschule für Ingenieurwissenschaften und Management Waadt (HEIG-VD) wollten zum einen prüfen, ob solche Geschlechterstereotype bei Robotern auch in der Schweiz vorkommen. Ausserdem ging es ihnen darum, Bedingungen zu identifizieren, die solche Klischees aushebeln.
An einem Tag der offenen Tür im Jahr 2014 liessen die Forschenden daher 121 Besucher zwischen 18 und 69 Jahren einen Test am Computer absolvieren. Dies sei eine repräsentativere Stichprobe der Bevölkerung als es bei anderen Studien zu diesem Thema der Fall war, sagte Dufour gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Bei den meisten davon nahmen nämlich Studierende teil.
Bei dem Test mussten die Besucher entscheiden, entweder einen eher maskulinen oder eher femininen Roboter für verschiedene «typisch männliche» Tätigkeiten einzusetzen, wie beispielsweise einen Motor anzuheben oder Zündkerzen zu wechseln. In einigen Fällen erhielten die Besucher Zusatzinformationen zu den technischen Eigenschaften der Maschine - beispielsweise die Fähigkeit 150 oder 15 Kilogramm zu heben.
Das Ergebnis: Hatten die Teilnehmer die Zusatzinformation zur Kraft des Roboters, beurteilten sie den «weiblichen» Roboter als genauso kompetent wie den «männlichen». Geschlechterklischees hatten in diesem Fall also keinen Einfluss auf die Entscheidung. Wenn die Person allerdings keine ausreichenden Informationen hatte, neigte sie dazu, auf der Basis von Stereotypen zu urteilen.
Allerdings sei die Sache nicht so einfach, schreiben die Forschenden im Fachjournal «Social Sciences». Die Studie zeigte beispielsweise, dass Stereotype die Beurteilung auch dann prägten, wenn die Teilnehmer durch die Zusatzinformationen wussten, dass beide Roboter die Aufgabe eigentlich nicht lösen konnten. In dem Fall wählten sie auch eher den männlichen.
«Das ist ein bisschen irrational und zeigt die Macht der Klischees», sagte Dufour. Andere Studien hätten zudem gezeigt, dass Menschen mehr Empathie zeigen - und daher vermutlich auch die Wirkung von Stereotypen stärker ist -, wenn sie mit einem echten Roboter interagieren.
Es brauche daher mehr Forschung auf diesem Gebiet, sagte der Forscher. Es wäre interessant, die Studie mit einer «typisch weiblichen» Aufgabe zu wiederholen, zum Beispiel eine, die Einfühlungsvermögen erfordert.
Allgemein zeigte sich Dufour froh, nachgewiesen zu haben, dass Geschlechterstereotype in der Robotik nicht unvermeidbar seien. Roboter-Designer könnten unbesorgt menschliche Stereotype bei der Gestaltung vermeiden, ohne dass dies einen negativen Einfluss auf die Vermarktung ihrer Kreation habe, schrieben die Forschenden im Fachartikel.