Bevor «Harry Potter» zum Hit wurde, lehnten reihenweise Verlage das Manuskript des ersten Bandes ab. Das war ärgerlich für die Autorin, aber im Nachhinein noch ärgerlicher für die Verlage. Nun soll eine künstliche Intelligenz namens Lisa bei der Buchauswahl helfen. Lisa – das steht für «Literatur Screening und Analytics» – soll den Verkaufserfolg von literarischen Werken voraussagen.
Das Programm analysiert Texte nach bestimmten Kriterien, etwa die im Text vorkommenden Themen, die Stimmung, den Spannungsverlauf oder die Wortwahl. Diese Merkmale vergleicht es mit Tausenden Werken, deren Verkaufserfolg bereits bekannt ist.
Schwierig: Den Zeitgeist miteinbeziehen
Mit dieser Methode hat Lisa derzeit eine Treffsicherheit von 70 Prozent. Das heisst, von 100 Büchern – bestehend aus 50 Bestsellern und 50 Verkaufsflops, erkennt Lisa 70 Bücher zutreffend als erfolgreich oder nicht erfolgreich. Mit jedem weiteren Buch, das Lisa analysiert und bewertet, nimmt ihre Treffsicherheit zu.
Allerdings: Lisa lernt nur aus der Vergangenheit. So werde nicht berücksichtigt, dass sich der Geschmack von Lesern ändern oder eine neue Lesergruppe hinzukommen könnte, sagt Oliver Bendel, der an der Fachhochschule Nordwestschweiz zu Maschinen- und Informationsethik forscht. «Besser wäre es, das System würde Trends erkennen.»
Was kann künstliche Intelligenz heute? Was wird sie können? Wir sind neugierig, fürchten uns aber auch.
Was kann künstliche Intelligenz heute? Was wird sie können? Wir sind neugierig, fürchten uns aber auch.
Darum wollen die Entwickler des Programms, Forschende der Startup-Firma Qualifiction, ihm beibringen, den Zeitgeist und aktuelle Geschehnisse in die Analyse mit einzubeziehen. Würde zum Beispiel heutzutage ein Buch wie «Harry Potter» noch funktionieren, wo es inzwischen ganz viele «Harry Potters» gibt? Solche Fragen in die Einschätzung von Lisa miteinzubauen, daran arbeitet das Qualifiction-Team noch.
Derzeit können ausschliesslich Verlage Lisa nutzen, natürlich gegen Bezahlung. Welche davon bereits mit Lisa arbeiten, wollten die Entwickler nicht verraten.
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