Erfinderpreis
Wer ist der findigste Kopf?

Der Schweizer Andreas Manz steht in der Kategorie Lebenswerk im Final. Sein Verdienst: Ein Labor für die Hosentasche.
Publiziert: 14.05.2015 um 20:59 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 19:00 Uhr
Dieser Schweizer revolutioniert die medizinische Analyse
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:Dieser Schweizer revolutioniert die medizinische Analyse
Von Andreas Trueb

Wer hats erfunden? Natürlich ein Schweizer – genauer gesagt Andreas Manz (58). Der in Rüti ZH geborene analytische Chemiker und Nanotechniker gilt als geistiger Vater der sogenannten Chiplabor-technologie. Damit lassen sich chemische Prozesse im Miniaturformat auf einem winzigen Träger durchführen. Gemäss dem Europäischen Patentamt (EPA) hat Manz damit eine technologische Revolution losgetreten. Heute finden solche Systeme etwa in der Gen- und Zellanalyse bereits breite Anwendung. Weltweit forschen Wissenschaftler an der Weiterentwicklung der Idee.

Sein weltbekannter Mini-Chip stammt aus den Achtzigerjahren. Damals gelang es Manz zum ersten Mal, auf einem Chip die Funktion eines ganzen Labors zu konzentrieren. «Das Neue war, dass wir auf einem solchen Chip Apparate und Geräte sowie Schläuche und Ventile aus den Laboratorien integriert haben – in winzigste Kanälchen», erklärt Manz: «Dieses Verfahren erlaubt uns, das Gerät mitzunehmen, also quasi ein Labor in der Tasche mitzutragen, es ist preiswerter und auch viel schneller.»

Die Idee, die heute Millionen von Diabetikern das Leben erleichtert, entstand aufgrund der Brandkatastrophe von Schweizerhalle. Bei dem Chemieunfall von 1986 gelangten Giftstoffe in den Rhein, Tausende von Fischen starben. Manz bekam Forschungsgelder, um ein System zu entwickeln, mit dem Wasserproben schnell und ohne Labor analysiert werden können. «Nach der Katastrophe hatten wir die Idee, ein neues Gerät, ein sogenanntes ‹Lab on a chip›, zu entwickeln, um viele Chemikalien im Fluss nachweisen zu können», erinnert sich Manz. «Später stellten wir fest, dass diese Chips sehr gut auch in anderen Bereichen der pharmazeutischen Forschung und in der klinischen Diagnostik eingesetzt werden können.»

So reicht für einen Diabetiker denn auch nur ein Tropfen Blut, um den Zuckergehalt zu messen. Das System analysiert das Blut innert Sekunden und gibt den Zuckerwert an.

Künftige Einsatzbereiche für die sogenannten MicroTAS sind kostengünstige, schnelle Tests auf Epidemien und Pandemien in abgelegenen Gebieten. Beispielsweise werden MicroTAS-Diagnosemethoden für HIV und Malaria sowie für Denguefieber, genetische Erkrankungen, örtlich begrenzte Toxine und verschiedene Krebsarten erforscht. Für die meisten Anwendungsgebiete gibt es bereits kostspielige Labortests. Die Diagnose per Mikrochip soll diese Analyse in ärmlichen oder schwer zugänglichen Gebieten ermöglichen.

«Im ersten Moment war ich ein bisschen überrascht, aber ich muss sagen, ich bin hocherfreut und sehr stolz auf diese Nominierung», sagt Andreas Manz, der heute am Korea Institute für Wissenschaft und Technologie in Saarbrücken (D) lehrt. Ob er den begehrten Erfinderpreis tatsächlich verliehen bekommt, entscheidet sich am 11. Juni in Paris.

Ihre Stimme zählt: Auf www.epo.org/learning-events/european-inventor/popular-prize.htmlkönnen Sie für Ihren Favoriten stimmen.

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