Dummy-Gender-Gap
Autos sollen für Frauen sicherer werden

Der Standard-Dummy in Verkehrssicherheitstests ist ein Mann. Frauen aber haben oft das höhere Verletzungsrisiko. Forschende wollen das ändern und entwickeln nun ein weibliches Modell.
Publiziert: 18.10.2019 um 10:49 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2019 um 10:38 Uhr
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Die Sicherheit in Autos ist auf den männlichen Körper abgestimmt.
Foto: Getty Images
Henrike Wiemker @higgsmag

Werden Autos in Europa auf ihre Sicherheit getestet, gibt es genaue Vorgaben für die eingesetzte Puppe: Sie ist 1,77 gross und 75 Kilo schwer. Die Puppe hat also die Masse eines durchschnittlichen Mannes. Das hat fatale Folgen: Frauen haben in Auffahrunfällen ein 1,5- bis 3-mal grösseres Risiko für ein Schleudertrauma als Männer, wie Studien zeigen.

Das europäische Forschungsprojekt «Virtual» will diese Einseitigkeit beheben und das erste Modell einer Frau für virtuelle Verkehrssicherheitstest entwickeln. Ein Prototyp für einen physischen, weiblichen Dummy wurde bereits 2013 in einem anderen Projekt entwickelt. Genutzt oder weiterentwickelt hat die Industrie das Modell aber bisher nicht. Stattdessen werden bei Tests immer noch kleinere Varianten des Standard-Dummys verwendet, um Unfälle mit Frauen zu simulieren.

Das ist problematisch, denn: «Der kleinere Dummy entspricht nicht dem weiblichen Teil der Bevölkerung, sondern einem 12-Jährigen», sagt Astrid Linder vom schwedischen Verkehrsforschungsinstitut VTI. Sie ist Ingenieurin und leitet das Projekt «Virtual»: Dabei geht es jedoch nicht um physische Dummys, sondern um mathematische Personenmodelle für virtuelle Tests, die viel detaillierter sind als die Puppen aus Plastik und Metall.

Übergewichtige und ältere Menschen werden bisher auch nicht berücksichtigt

Virtuelle Tests sind zwar noch weit davon entfernt, Gesetzesstandard zu werden, aber könnten schon in einigen Jahren bei privaten Testanstalten zum Einsatz kommen, sagt Markus Muser, Leiter der schweizerischen Arbeitsgruppe für Unfallmechanik (AGU), die ebenfalls an «Virtual» beteiligt ist. Die Personenmodelle seien dabei schon weit fortgeschritten, erklärt er.

Die Modelle von «Virtual» und sollen aber nicht nur den weiblichen Körper virtuell simulieren: «Das Problem ist nicht nur, dass bei den heutigen Tests die Frauen weggelassen werden. Es ist auch eine Beschränkung auf einen athletischen Mann.» Es gebe Hunderte Personentypen, etwa übergewichtige oder ältere Menschen, die man nicht berücksichtige. Die Modelle sollen schliesslich als Open Source-Code zur Verfügung gestellt werden.

Damit die Modelle aber auch wirklich verwendet werden, braucht es neue Gesetzte, sagt Astrid Linder:  «Wenn das Regelwerk vorgibt, dass ein männlicher Dummy eingesetzt werden soll, tun die Unternehmen das natürlich.» Spätestens 2030, hofft sie, werden die Vorgaben auch weibliche Modelle enthalten.

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