Vor 65 Millionen Jahren schlug ein Asteroid bei der Halbinsel Yucatán im heutigen Mexiko ein. Der Himmelskörper hinterliess einen 180 Kilometer breiten Krater und löschte 75 Prozent der Spezies auf der Erde aus. Dazu gehörten die Dinosaurier, aber praktisch auch alle anderen Lebewesen, die grösser waren als eine Ratte. Das Massensterben wurde intensiv erforscht.
Nun haben Forschende untersucht, wie es nach dem Aussterben der Dinos weiterging und wie sich Flora und Fauna nach dem verheerenden Einschlag wieder erholten. Ihre Erkenntnisse haben sie in der Fachzeitschrift «Science» publiziert. Möglich machte die Untersuchung eine ergiebige Fundstelle im US-Bundesstaat Colorado, in der Nähe der Stadt Colorado Springs. Dort entdeckten die Forschenden Tausende Fossilien von Tieren, Pflanzen und Pollengräsern, die sich im Gestein verbergen, sogenannte Konkretionen. Diese Relikte sind besonders gut erhalten.
Überraschend schnelle Entwicklung
«Die Studie ist sehr spannend», sagt Marcelo Sánchez, Direktor des Paläontologischen Instituts der Universität Zürich. «Die Autoren haben eine Vielzahl verschiedener Organismen untersucht. Zusammen mit Daten über Klima und Geologie ergibt sich ein ziemlich gutes Bild davon, wie sich die Artenvielfalt nach dem Massenaussterben entwickelt hat.»
Die Studie zeigt, wie das Verschwinden der Dinosaurier den Weg für die Entfaltung der Säugetiere ebnete – was schliesslich auch zur Entstehung des Menschen führte. Den Einschlag überlebten nur kleine Säuger mit einem Maximalgewicht von 500 Gramm. 100'000 Jahre später gab es bereits solche, die zwölfmal schwerer waren – und etwa so gross wie Waschbären.
Nach 700'000 Jahren wurde die Gegend von Säugetieren mit einem Gewicht von 25 Kilogramm bevölkert, so etwa vom Econodon, der so gross war wie ein Wolf. Während der Herrschaft der Dinosaurier gab es keinen Platz für Säuger dieser Grösse – sie wurden nur rund acht Kilogramm schwer. Wiederum 300'000 Jahre später wogen die grössten bereits 50 Kilogramm. «Die Säugetiere entwickelten in relativ kurzer Zeit eine bemerkenswerte Grösse», sagt Sánchez.
Mit den Hülsenfrüchten kamen die Pflanzenfresser
Die Studie zeigt ebenso, wie eng die Entwicklungen von Tier- und Pflanzenwelt zusammenhingen. Anfangs war die Flora relativ arm, die Landschaft vor allem von Farnen bedeckt. Zu der Zeit waren alle Säugetiere Fleischfresser. Als nach 700'000 Jahren neue, nährstoffreiche Pflanzenarten wie die Hülsenfrüchte entstanden, brachte dies neue Arten auf den Plan – auch solche, die sich nur von Pflanzen ernähren.
Nun stellt sich die Frage, ob sich diese Befunde nur auf das Fundgebiet in den USA beschränken oder ob es sich andernorts ähnlich abgespielt hat. «Es wäre wichtig, ähnliche Fundstellen in anderen Ecken der Welt zu finden», so Sánchez. «Um zu sehen, ob diese evolutive Erholung nach dem Massenaussterben ein globales Phänomen ist.»
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