Risikofaktoren bei der Familienplanung
Feinstaub schadet männlicher Fruchtbarkeit – Lärm schädigt Frauen

Dänische Wissenschafter haben mögliche geschlechtsspezifische Gründe für Infertilität identifiziert. Die Studie untersuchte Daten von über 900'000 Menschen und könnte wichtige Implikationen für den Umweltschutz haben.
Publiziert: 18.10.2024 um 07:10 Uhr
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Aktualisiert: 18.10.2024 um 10:12 Uhr
Seit den 1980er-Jahren hat der Gebrauch verschiedener reproduktionsmedizinischer Techniken stark zugenommen.
Foto: KLAUS-DIETMAR GABBERT

Auf einen Blick

  • Feinstaub schadet Männern, Lärm Frauen: Dänische Studie zeigt Unterschiede
  • Infertilität betrifft weltweit jede siebente Partnerschaft mit Kinderwunsch
  • Daten von über 900'000 Dänen zwischen 30 und 45 Jahren analysiert
  • Feinstaub erhöht Unfruchtbarkeitsrisiko bei Männern um Faktor 1,24
  • Lärmexposition erhöht Risiko bei Frauen über 35 Jahren um 14 Prozent
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Infertilität betrifft weltweit jede siebte Partnerschaft mit Kinderwunsch. Als Ursachen werden zahlreiche Faktoren diskutiert. Dänische Wissenschafter haben jetzt mögliche geschlechtsspezifische Gründe identifiziert. So dürfte mehrjährige Feinstaubbelastung die männliche Fertilität beeinträchtigen, Lärmexposition hingegen Frauen.» Infertilität wird als fehlende Empfängnis nach einem Jahr regelmässiger sexueller Kontakte ohne Kontrazeption definiert. 

Speziell seit den 1980er-Jahren hat der Gebrauch verschiedener reproduktionsmedizinischer Techniken stark zugenommen. Mittlerweile sind so schon mehr als zehn Millionen Kinder auf die Welt gekommen», schrieben vor kurzem Mette Sorensen vom dänischen Krebsinstitut (Kopenhagen) und ihre Co-Autoren im angesehenen British Medical Journal.

Auch Tabak, Alkohol oder Übergewicht beeinflussen Fruchtbarkeit

Die meisten anerkannten Risikofaktoren für Infertilität sind für Männer und Frauen gleich: zunehmendes Alter (bei Frauen nimmt die Fertilität ab 30 Jahren rapide ab), Tabakkonsum, Alkohol, Adipositas, sexuell übertragbare Krankheiten und starkes Untergewicht. Verdacht gab es bisher auch für verschiedene Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung, Pestizide und Strahlenbelastung.

Im Rahmen der wissenschaftlichen Studie konzentrierten sich die dänischen Wissenschafter auf zwei Umweltfaktoren, welche bisher in diesem Zusammenhang selten genannt wurden: Feinstaub und Lärmbelastung in der Wohnumgebung. Sie hoben aus einem dänischen Register die Daten von 526'056 Männern und von 377'850 Frauen im Alter zwischen 30 und 45 Jahren und mit weniger als zwei Kindern in Partnerschaften zwischen den Jahren 2000 und 2017 aus. Der Wohnort wurde jeweils mit der lokalen Feinstaubbelastung (Partikelgrösse kleiner 2,5 Mikrometer) und mit den lokalen Lärmpegeln in die Analyse einbezogen.

Lärm hat keine oder nur geringe Auswirkungen bei Männern

Die Ergebnisse deuten auf eine unterschiedliche Bedeutung der beiden Risikofaktoren für Männer und Frauen hin. Die Wissenschafter: «In einem Zeitraum von im Mittel bis zu 4,3 Jahren wurde Infertilität bei 16'172 Männern und 22'672 Frauen diagnostiziert. Eine im Mittel erhöhte Feinstaubbelastung (PM2,5) über fünf Jahre hinweg war stark mit einem um den Faktor 1,24 erhöhten Risiko für Infertilität bei Männern im Alter zwischen 30 und 36,9 Jahren und zwischen 37 bis 45 Jahren assoziiert (...).» Die Kurve erhöhte sich ziemlich konstant mit der Feinstaubbelastung, wie eine Grafik dazu deutlich zeigt. Für die Lärmbelastung zeigte sich keine solche Assoziation bei den Männern insgesamt, zu einem geringen Ausmass allerdings bei den Älteren (37 bis 45 Jahre).

Auf der anderen Seite war für die Frauen der Feinstaub offenbar ohne eindeutigen Effekt. Dafür wirkte sich eine längerfristige Exposition gegenüber Verkehrslärm am Wohnort mit einem durchschnittlich höheren Lärmpegel von plus 10,2 Dezibel mit einem um 14 Prozent erhöhten Risiko für Unfruchtbarkeit bei Frauen aus. Das war aber nur in der Altersgruppe über 35 Jahren bemerkbar.

«Wenn sich diese Resultate durch zukünftige Studien erhärten lassen, könnten sie Entscheidungsträgern dabei helfen, Gegenmassnahmen zu ergreifen und entsprechende Prioritäten zu setzen, um die breite Bevölkerung vor diesen Belastungen zu schützen», stellten die Wissenschafter in ihrem Abschlussstatement fest.

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