1. Herkunft
Der Name «Amische» bzw. «Amish» entwickelte sich aus dem Nachnamen von Jakob Ammann, einem Schweizer Mennonitenprediger. Er setzte sich stark für die wörtliche Auslegung der Bibel ein. 1693 spalteten er und seine Anhänger sich von der Täuferbewegung der Mennoniten ab und gründeten eine eigene Gemeinschaft der Amischen. Im 18. Jahrhundert sind sie aus der Deutschschweiz, dem Elsass und Süddeutschland in die USA und Kanada ausgewandert. Heute leben dort über 300'000 Amische. Die meisten von ihnen in Pennsylvania.
2. Taufe
Die Mitglieder glauben, dass der Mensch erst dann getauft werden soll, wenn er sich als Erwachsener selbst dazu entscheidet. Deshalb lehnen sie die Taufe bei den Kindern ab.
3. Die Ehe
Wenn sich die Erwachsenen taufen lassen wollen, dann passiert das in der Regel im Alter von 18 bis 22 Jahren. Bis dahin dürfen sie nicht heiraten. Wenn es dann soweit ist, muss es mit jemandem aus der Kirche sein.
4. Keine Gewalt
Die Amische sind strikte Pazifisten und lehnen jede Form von Gewalt ab. Deshalb leisten sie auch keinen Militärdienst. Ausserdem schwören sie keine Eide.
5. Die gesichtslosen Puppen
Die Puppen der Amischen haben keine Gesichter. So sollen sie vor Stolz und Eitelkeit abschrecken.
6. Rumspringa
Wenn ein Kind sein 16. Lebensjahr erreicht, beginnt für ihn ein besonderer Lebensabschnitt, genannt Rumspringa. Während dieser Periode dürfen die Kinder ausgehen und Dinge tun, die für die Amischen sonst verboten wären. Manche gehen dabei ins Kino oder in die Fahrstunden. Andere konsumieren Drogen und Alkohol. Am Ende dieser Zeit müssen sich die Jugendlichen zwischen der modernen Lebensweise und der der Amischen entscheiden.
7. Technikfeindlichkeit
Die Amische sind dafür bekannt, die moderne Technik abzulehnen, sich in der Landwirtschaft zu verwurzeln und ein Leben in Abgeschiedenheit von der Aussenwelt zu führen. Die Meinung ist, dass so ihre eigene Gemeinschaft gestärkt wird.
8. Keine Musik
Aus ähnlichen Gründen, wie sie die gesichtslosen Puppen bevorzugen, spielen die Amische auch keine Musikinstrumente. Sie sind der Meinung, diese wären Methoden der Selbstdarstellung, die wiederum Stolz und Gefühle der Überlegenheit begünstigen.
8. Die Rolle der Frau
Eine Amisch-Frau ist in erster Linie eine Hausfrau, die eine traditionelle Rolle einnimmt. In der Öffentlichkeit steht sie ihrem Mann immer zur Seite und folgt seiner Führung.
9. Meidung und Ausschluss
Wenn jemand einen Computer besitzt, Alkohol trinkt oder sich weigert, in der Kirche zu knien, kann aus der Gemeinschaft verbannt werden. Die weniger strenge Variante ist die Meidung der Mitglieder, die sich etwas zu Schulden kommen lassen. Dabei wird jeglicher Kontakt abgebrochen. Auch zwischen Eltern und Kindern. In dieser Isolation sollen sie wieder zur Kirche zurückfinden und ihre Fehler erkennen.
10. Keine Autos
Die Amische dürfen keine motorisierten Fahrzeuge benutzen. Deswegen sind sie meistens mit Pferd und Kutsche unterwegs.
11. Heimischer Gottesdienst
Da sich die Amische von den Mennoniten abgespaltet und deshalb keinen Kirchenraum mehr hatten, halten sie die Gottesdienste zu Hause. Jede Woche lädt ein anderes Mitglied der Gemeinschaft die anderen zu sich nach Hause ein.
12. Scheune errichten
Es gibt in der Gemeinschaft ein Fest, wo es darum geht, eine Scheune für ein Mitglied zu errichten. Die ganze Gemeinschaft kommt dabei zusammen. Es ist sowohl ein sozialer wie auch ein ökonomischer Anlass. Dieser Akt der Selbstlosigkeit und Hilfsbereitschaft für die Nachbarn kennzeichnet die Kultur der Amischen.
13. Der Bart
Anhand seines Bartes kann man erkennen, ob ein Amisch-Mann verheiratet ist oder nicht. Er beginnt sich seinen Bart wachsen zu lassen, gleich nachdem er geheiratet hat. Schnäuze sind übrigens nicht erlaubt, weil sie an Militärpersonen erinnern.
14. Die Einraumschulen
Die Kinder besuchen keine öffentlichen Bildungseinrichtungen, sondern die so genannten Einraumschulen, wo sie von jungen, unverheirateten Frauen unterrichtet werden. Nach dem Unterricht geht das Kind in die Berufsausbildung mit seiner Familie und Mitgliedern der Gemeinschaft, wo es die Fähigkeiten eines Landwirts und Zimmermanns lernt.
15. Unterschied zu anderen Christen
Missionierung kennen sie nicht. Die Amische sind eine geschlossene Gesellschaft, die sich nur über die Familien fortpflanzt. Das ist der grösste Unterschied zu anderen Christen.
16. Fotos
Viele Amische wollen nicht fotografiert werden. Dieser Wunsch basiert auf der Idee, dass der Mensch als Gottes Nachbildung nicht dargestellt werden dürfe. Ausserdem sehen sie die Fotografie als ein Ausdruck von Eitelkeit. Manche willigen dennoch ein, wenn es in einem natürlichen Kontext aufgenommen wird (kein Posieren) oder wenn ihre Gesichter nicht zu sehen sind.
17. Konvertierung
Für alle, die zum Amisch-Glauben konvertieren wollen, ist der Prozess ziemlich streng. Man muss nicht nur das Pennsylvania-Deutsch lernen, sondern auch den modernen Luxus hinter sich lassen. Zunächst lebt man eine Zeit lang zusammen mit einer Amisch-Familie, um sich an den Haushalt und den Lebensstil anzupassen. Anschliessend entscheiden die Kirchenmitglieder, ob der potentielle Amische in die Gemeinschaft aufgenommen werden soll.