Für den Dalai Lama gibt es Hoffnung in der Tibet-Frage. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/AP/THIBAULT CAMUS

Tenzin Gyatso und Buddhismus
Die Geschichte des 14. Dalai Lama

Seit 80 Jahren ist Tenzin Gyatso der 14. Dalai Lama und das geistige Oberhaupt der Tibeter. Ein Überblick über sein Leben seit der Geburt 1935 bis heute.
Publiziert: 21.02.2020 um 16:34 Uhr
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Aktualisiert: 21.02.2020 um 17:04 Uhr
Seit 80 Jahren ist Tenzin Gyatso der 14. Dalai Lama, über seine Nachfolge wird jetzt schon gestritten.
Foto: Getty Images


Tenzin Gyatso wurde am 6. Juli 1935 als Bauernsohn in Osttibet geboren und im Alter von zweieinhalb Jahren als die 14. Inkarnation in der Linie der Dalai Lamas sowie als Wiedergeburt des 1933 gestorbenen letzten Dalai Lamas erkannt.

Seine Kindheit und Jugend

Im Alter von fünf Jahren begann seine Ausbildung als Mönch in Lhasa, der Hauptstadt Tibets. Mit 15 Jahren übernahm er während des Widerstands gegen die seit 1950 andauernde Besetzung Tibets durch das kommunistische China die religiöse und politische Führung seines Volkes. Als China 1959 den Volksaufstand brutal niederschlug, ging der Dalai Lama mit etwa 80.000 Landsleuten über den Himalaya nach Indien ins Exil.

Geschichte des Volksaufstands in Tibet

Tibet liegt auf einem zwischen 3600 und 5200 Meter hohen Plateau und wird deshalb auch "Dach der Welt" genannt. Vom 15. Jahrhundert an entwickelte sich das buddhistische Königreich zu einem Mönchsstaat mit dem Dalai Lama als Oberhaupt und Lhasa als Hauptstadt, der später zeitweise unter chinesischen Einfluss geriet.

Nach einer Periode faktischer Unabhängigkeit Tibets marschierte 1950 das kommunistische China militärisch dort ein. Weil die Tibeter die Entführung ihres Anführers befürchteten, entbrannte am 10. März 1959 ein grosser Aufstand, in dessen Verlauf der heute 83 Jahre alte Dalai Lama mit seinen Gefolgsleuten ins indische Exil flüchtete. Von dort aus wirkt er seither mit friedlichen Mitteln für die Kultur seiner Heimat.

Peking erklärte Tibet 1965 zur Autonomen Region der Volksrepublik. Weit über 100 Tibeter hatten sich in den vergangenen Jahren selbst angezündet, um gegen die chinesische Herrschaft zu protestieren.

Tibet liegt auf einem zwischen 3600 und 5200 Meter hohen Plateau und wird deshalb auch "Dach der Welt" genannt. Vom 15. Jahrhundert an entwickelte sich das buddhistische Königreich zu einem Mönchsstaat mit dem Dalai Lama als Oberhaupt und Lhasa als Hauptstadt, der später zeitweise unter chinesischen Einfluss geriet.

Nach einer Periode faktischer Unabhängigkeit Tibets marschierte 1950 das kommunistische China militärisch dort ein. Weil die Tibeter die Entführung ihres Anführers befürchteten, entbrannte am 10. März 1959 ein grosser Aufstand, in dessen Verlauf der heute 83 Jahre alte Dalai Lama mit seinen Gefolgsleuten ins indische Exil flüchtete. Von dort aus wirkt er seither mit friedlichen Mitteln für die Kultur seiner Heimat.

Peking erklärte Tibet 1965 zur Autonomen Region der Volksrepublik. Weit über 100 Tibeter hatten sich in den vergangenen Jahren selbst angezündet, um gegen die chinesische Herrschaft zu protestieren.

Das Leben im Exil

In Dharamsala, einem kleinen Himalaya-Dorf, liess sich der Dalai Lama nieder und bildete eine Exilregierung, die aber von keinem andern Staat der Erde anerkannt wird. Unterstützung aus dem Westen blieb praktisch aus. Respekt und Sympathie zollt dem Dalai Lama, der sich unentwegt für Gewaltlosigkeit einsetzt, aber praktisch die ganze Welt. Verehrt wird er von seinen Landsleuten und Anhängern als Verkörperung des Mitgefühls. «Ozean der Weisheit» nennen sie ihn.

Als Oberhaupt des lamaistischen Priesterstaates Tibet, der sich 1912 für unabhängig erklärt hatte, steht ihm der Titel «Gottkönig» zu. Aber der Dalai Lama lacht nur amüsiert, wird er auf diesen Titel angesprochen: «Ich bin ein einfacher Mönch», sagte er jüngst in einem Fernsehinterview.

Friedensnobelpreis für den Dalai Lama

Sein Einsatz für Mitgefühl und Gewaltlosigkeit hat ihm 1989 den Friedensnobelpreis eingetragen. Doch es dauerte bis 1991, bis mit dem britischen Premierminister John Major der erste führende westliche Regierungschef den Dalai Lama offiziell empfing. Treffen mit dem amerikanischen Präsidenten Bill Clinton und dem französischen Präsidenten Jacques Chirac liessen sogar bis 1998 auf sich warten. Grund für die Zurückhaltung westlicher Politiker ist der Umstand, dass China auf jedes diplomatische Entgegenkommen gegenüber den Exil-Tibetern höchst empfindlich reagiert.

Dies hatte auch die Schweiz zu spüren bekommen, die vom Dalai Lama schon mehrfach besucht wurde. Das letzte Mal hat er die Schweiz 2018 besucht und hat an diversen Veranstaltungen in Zürich teilgenommen.

Umstrittne Nachfolger-Frage

Als Tenzin Gyatso 2011 als politisches Oberhaupt zurücktritt, bricht er mit der jahrhundertealten Tradition, dass der Dalai Lama auch die politische Führung hat. Für viele, vor allem ältere Tibeter ist das ein Schock.

Bei seinem Tod hinterliess der jeweilige Dalai Lama in der Vergangenheit meistens einen Brief. Darin gab er den Gläubigen Tipps, wie sie ihn in seinem angeblichen neuen Körper erkennen können. Zum Beispiel gab er Hinweise auf die Gegend, auf die Zeit oder auf die Familie, in der seine Wiedergeburt zu erwarten sei.

Beim Tod eines Dalai Lamas wird traditionsgemäss nach genau festgeschriebenen Regeln nach der angeblichen Reinkarnation des Verstorbenen gesucht. Wird ein Kind von mit der Findung beauftragten Mönchen als neuer Dalai Lama erkannt, kommt es in ein Kloster und wird dort erzogen und auf seine Aufgaben vorbereitet.

Nun will die chinesische Regierung mit Hilfe kooperationswilliger tibetischer Mönche einen ihr genehmen Dalai Lama ausbilden und einsetzen. So will sie ihre Kontrolle über Tibet festigen. Wenn Dalai Lama aber sagt, dass die Reinkarnationslinie mit ihm endet, würde ein von Peking ausgewählter Nachfolger keine Legitimation haben und von den Tibetern nicht als Oberhaupt akzeptiert werden. (SDA)


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