Zu den Menschen, die ich nicht mag, gehört der schnäuzige Endfünfziger an der Ecke Badenerstrasse / Stauffacherstrasse in Zürich. Er steht sich da täglich die Beine in den Bauch und vertickt seine «Erwachet»-Prospekte. Das ist die Bibel der Scientologen. Und Scientologen finde ich doof. Nicht mal die Tatsache, dass Tom Cruise und John Travolta Scientologen sind, ändert etwas an meiner Antipathie.
Die 15 berühmtesten Scientologen
- Tom Cruise - US-Schauspieler
- John Travolta - US-Schauspieler
- Will Smith - US-Schauspieler
- Dustin Hoffmann - US-Schauspieler
- Alanna Masterson - US-TV Schauspielerin (The Walking Dead)
- Nancy Cartwright - Originalstimme der Cartoon-Figur Bart Simpson
- Laura Prepon - US-TV Schauspielerin (Orange ist the New Black)
- Leah Remini - US-TV Schauspielerin (King of Queens)
- Priscilla Presley - Ex-Frau von Elvis Presley
- Elisabeth Moss - US-TV Schauspielerin (The Handmaid's Tale)
- Kirstie Alley - US-Schauspielerin
- Juliette Lewis - US-Schauspielerin
- Peaches Geldof - It-Girl
- Beck - Musiker und «Grammy» Gewinner
- Giovanni Ribisi - US-Schauspieler
Warum sucht man sich Scientology aus?
Der Schnäuzige kennt mich. Und er kennt die Körbe, die ich ihm regelmässig erteile. Trotzdem: Der Stalker lässt nicht locker. Als ich vor ein paar Tagen am Stauffacher stand und auf Armin wartete, erblickte mich der Erleuchtete und nahm sogleich Kurs auf mich.
«Grüezi», begrüsste er mich. «Gehts Ihnen gut?» Tat es nicht. Ich war übernächtigt, die Jeans-Latzhose im H&M war ausverkauft und mein Kontostand war ein miserables Arschloch. Letzteres erzählte ich ihm. Natürlich in der Hoffnung, dass er abhaut. Denn wir wissen: Menschen ohne Kohle sind für den nicht interessant. Typ aber blieb hartnäckig. «Also, wenn Sie jemanden zum Reden brauchen, wir sind immer für Sie da.» Ich bedankte mich und sagte, dass vom Reden alleine keine Kohle auf mein Konto fliesst. Andernfalls wäre ich die wohl die krasseste Multimillionärin ever.
«Haben Sie einen Ihrer berühmten I.Q.-Tests dabei?»
«Geld macht nicht glücklich», sagte er. Jetzt wollte ich ihn hauen, riss mich aber zusammen. «Sagen Sie mal Herr Scientologe, haben Sie einen Ihrer berühmten I.Q.-Tests dabei?», fragte ich. Eine Millisekunde später hielt ich so einen in der Hand. Irgendwie sind die lustig. Da stehen Aussagen drauf wie «Manchmal fühle ich mich einsam» oder «Manchmal überkommt mich eine Traurigkeit, die ich nicht einordnen kann». Dann muss man Kreuzchen machen. Von 0 (gar nie) bis 5 (sehr oft).
Ich lächelte. Von Psychologie verstehe ich zwar noch weniger als eine Hobbypsychologin, die sich ihr Fachgesimple aus Zeitschriften wie «Glamour» oder «Annabelle» holt. Aber eines weiss ich: Sowas hat mit I.Q. genau so viel zu tun, wie Ozzy Osbourne mit dem sexiest man alive – nämlich nichts. Hirnwixerei! Punkt.
«Wenn Sie mögen, können Sie den in Ruhe bei uns im Zentrum ausfüllen. Ein Berater wird dann das Resultat mit Ihnen besprechen. Das kostet nichts», bot mir Superstalker an.
«Und jetzt hören Sie mir mal zu, guter Mann», sagte ich. «Lassen Sie Tom Cruise einfliegen und ich fülle 58 I.Q Tests aus. Scheissegal wo.» Er schaute mich mit grossen Augen an. «Okay, okay, zur Not nehme ich John Travolta. Da fülle ich aber maximal zwanzig aus – und danach muss er mit mir den Pulp-Fiction-Tanz tanzen. Den, den er mit Uma Thurman alias Mia Wallace aufs Parkett legte.»
Schnäuzer schwieg. «Wenn Sie das schaffen, werde ich Vorzeige-Scientologin. Und druck mir Ihr Gesicht aufs T-Shirt. Amen.»