Das islamische Opferfest Eid al-Adha, oder Bayram Kurbani auf Türkisch, ist für Muslime das, was Weihnachten für Christen ist: das höchste religiöse Fest, an dem man mit der Familie und mit Freunden zusammen isst und Geschenke austauscht. «Die meisten Muslime feiern das Opferfest, auch wenn sie sonst nie in die Moschee gehen», sagt Amir Dziri, Direktor des Schweizerischen Zentrums für Islam und Gesellschaft in Fribourg. Rund 400’000 Muslime leben in der Schweiz, «viele von ihnen sind sogenannte Festtags-Muslime; das ist ein allgemeiner, religionsübergreifender Trend», erklärt Dziri.
Traditionellerweise wird zum Opferfest in der Familie ein Schaf geschlachtet – weil das in der Schweiz verboten ist, wird das Tier hier schon geschlachtet gekauft. «Insgesamt spielen unter Muslimen», so Dziri, «umweltethische Aspekte eine zunehmende Rolle bei der Feier des Opferfests.»
Tieropfer im Gedenken an die Legende von Abraham
Das Tieropfer erinnert an die universelle Legende von Abraham, der seinen Sohn opfern sollte. In der arabischen Legende stoppt ihn Allah in letzter Minute – worauf Ibrahim, wie Abraham bei den Muslimen heisst, aus Dankbarkeit einen Widder opferte. Dziri vermutet allerdings, dass längst nicht mehr alle feiernden Muslime wissen, was genau sie feiern.
Vier Tage dauert Eid al-Adha, das Fest beginnt mit dem Sonnenuntergang des Vortags. «Der erste Tag ist der wichtigste», erklärt Islamforscher Dziri. «Die Leute werfen sich in Schale und gehen nach dem Morgengebet Freunde besuchen.» Der Tag wird dann mit Essen und Reden verbracht. An den folgenden drei Tagen flacht die Festlaune ab, beobachtet Dziri.
In der Schweiz kein gesetzlicher Feiertag
Ein gesetzlicher Feiertag ist das muslimische Opferfest in der Schweiz nicht, anders als etwa im deutschen Bundesland Hamburg. «Wer frei nehmen will, muss das mit dem Arbeitgeber besprechen», sagt Dziri. Auch Kinder dürfen nicht einfach die Schule schwänzen. Sie können in den meisten Fällen aber einen Jokertag einziehen.
Wie alle muslimischen Feiertage findet das Opferfest von Jahr zu Jahr zu einer anderen Zeit statt. Es richtet sich nach dem islamischen Mondkalender und verschiebt sich um jeweils rund elf Tage rückwärts.