Persönlichkeitsmerkmale
Studie zeigt unterschiedliches Mass an Aggression bei Singvögeln

Ja nach «Persönlichkeit» verteidigen australische Prachtstaffelschwänze ihr Nest und ihr Revier unterschiedlich aggressiv. Das zeigen zwei Studien von australischen und österreichischen Forscherinnen und Forschern.
Publiziert: 30.12.2022 um 12:56 Uhr
Ja nach "Persönlichkeit" verteidigen australische Prachtstaffelschwänze ihr Nest und ihr Revier unterschiedlich aggressiv. Das zeigen zwei Studien von australischen und österreichischen Forscherinnen und Forschern. (Archivbild)
Foto: UNBEKANNT

Die verschiedenen Persönlichkeitsmerkmale könnten wichtig für das Überleben der Vögel sein, vermuten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die Studien wurde in den Fachjournalen «PeerJ» und «Animal Behaviour» veröffentlicht.

Der Prachtstaffelschwanz (Malurus cyaneus) ist eine in Australien und Tasmanien verbreitete Singvogel-Art. Die Männchen der bis zu 20 Zentimeter grossen Vögel zeichnen sich in der Brutzeit durch ein farbenfrohes, von Blautönen dominiertes Prachtkleid aus. Die Tiere leben in kleinen Gruppen, die auch gemeinschaftlich brüten und gemeinsam dabei helfen, den Nachwuchs zu ernähren und zu verteidigen.

Für ihre Studie untersuchten die Forschenden um Diane Colombelli-Négrel von der Flinders University und Sonia Kleindorfer vom Department für Verhaltens- und Kognitionsbiologie der Universität Wien und der Konrad Lorenz Forschungsstelle in Grünau im Almtal (Oberösterreich) das Verhalten der Tiere sowohl in Freiheit im australischen Buschland als auch während einer kurzfristigen Gefangenschaft.

Solche Studien, die in Gefangenschaft gemessene Persönlichkeitsunterschiede mit ökologisch relevantem Sozialverhalten in freier Wildbahn in Verbindung bringen, seien bisher spärlich, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Arbeit.

Bei den gefangenen Vögeln wurden Persönlichkeitsmerkmale wie Kühnheit, Entdeckergeist und Aggressivität bewertet. Dazu wurde einerseits beurteilt, wie sehr sie sich gegen den Griff der Forschenden wehrten, während sie vermessen wurden. Andererseits wurden sie beobachtet, wie sie sich in einer neuen Umgebung (einem Käfig) und dort konfrontiert mit einem Spiegel verhielten.

Im Freiland wurden die Vögel sowohl mit dem Ruf eines harmlosen anderen Singvogels (Gartenfächerschwanz) konfrontiert, als auch mit jenem eines potenziellen Räubers, dem Russkrähenstar (Strepera versicolor), um zu beurteilen, wie stark sie ihr Revier bzw. ihr Nest verteidigen.

Vor allem Vögel, die sich im Käfig sehr aggressiv gegenüber ihrem Spiegelbild verhielten, reagierten auch im Freiland stärker auf den Ruf des Räubers. Umgekehrt beachteten Prachtstaffelschwänze, die den Spiegel im Käfig weitgehend ignorierten, auch die potenzielle Bedrohung durch einen Russkrähenstar weniger.

Auch Individuen, die eine neue Umgebung - in der Studie der Käfig - sehr aktiv und genau erkundeten, reagierten aggressiver auf die Räuberrufe als jene, die der neuen Umgebung nur wenig Interesse entgegenbrachten.

Für die Forschenden unterstützen ihre Untersuchungsergebnisse «eine wachsende Zahl von Studien, die die Bedeutung von Tierpersönlichkeiten für überlebensrelevante Reaktionsstrategien und soziales Verhalten zeigen». Sie betonen, dass «Persönlichkeitsmerkmale bei Tieren einen adaptiven Nutzen für das Überleben haben können».

https://doi.org/10.1016/j.anbehav.2022.08.015; Studie in PeerJ: https://doi.org/10.7717/peerj.14011

(SDA)

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