Die Geburt bei Schimpansen und anderen Menschenaffen gilt allgemein aufgrund ihres geräumigen Beckens und der kleinen Köpfe der Neugeborenen als unproblematisch, während die menschliche Geburt die komplexeste und risikoreichste unter den Säugetieren ist. Dies geht aus einer Medienmitteilung der Universität Zürich vom Mittwoch hervor.
Nun konnte ein Forschungsteam der Uni Zürich durch eine dreidimensionale virtuelle Simulation des Geburtsvorgangs zeigen, dass die räumlichen Gegebenheiten im Schimpansen-Becken tatsächlich genauso eng sind wie bei den Menschen. Ebenso kam es zum Schluss, dass auch weibliche Schimpansen ein geräumigeres Becken als Männchen haben, und die Neugeborenen ebenfalls sekundäre Nesthocker sind - ähnlich wie menschliche Babys, wenn auch weniger extrem.
Aufgrund dieser Parallelen schlagen die Forschenden als neue Hypothese vor, dass sich das Geburtsdilemma im Laufe der Evolution schrittweise entwickelt und zunehmend verschärfte. Dies widerspreche der bisherigen These, dass die lange und schwierige menschliche Geburt mit der Vergrösserung des Gehirns bei Homo erectus abrupt entstanden sei, heisst es in der Mitteilung.
Durch die Zunahme der Körpergrösse bei Vorfahren der Menschenaffen wurde das Becken steifer, was die Dehnungsfähigkeit während der Geburt einschränkte. Bei den frühen Hominiden führte der aufrechte Gang zu einem verdrehten Geburtskanal, was komplexe Bewegungen des Fötuskopfes erforderte. Dieser Mechanismus, und nicht die Enge des Geburtskanals, sei die Hauptursache für die schwierige Geburt beim Menschen, heisst es.