Methan-Ausstoss verringert
Mit Knoblauch rülpsen Kühe weniger Treibhausgase

Der Methan-Ausstoss von Nutzvieh wie Kühen treibt den Klimawandel voran. Eine Schweizer Firma hat dagegen einen Futterzusatz entwickelt. Damit können Landwirte jetzt sogar Emissionshändler werden.
Publiziert: 04.05.2020 um 08:30 Uhr
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Aktualisiert: 04.05.2020 um 09:46 Uhr
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Aus der Viehwirtschaft stammen 15 Prozent der weltweit abgegebenen Treibhausemissionen.
Foto: shutterstock
Roman Goergen @higgsmag

Landwirte, die ihre Milchkühe und Rinder dazu bringen, weniger zu rülpsen, können damit jetzt Geld verdienen. Und zwar auf dem Klimakompensationsmarkt. Der Futterzusatz des Schweizer Agritech-Unternehmens Mootral erhielt im Dezember 2019 die Zertifizierung, dass er Treibhausgasemissionen reduziert. Das bedeutet, dass Landwirte, welche Mootral verwenden, nun nach einem Prüfungsverfahren sogenannte Treibhausgasgutschriften erhalten, die sie dann auf dem globalen Klimakompensationsmarkt verkaufen können.

Zertifiziert wurde der Zusatz von Verra, dem weltweit grössten Programm für freiwillige Klimakompensation – die Organisation vergibt das offizielle Prädikat «Verified Carbon Standard» (VCS).

15 Prozent der Treibhausgase stammen aus Viehwirtschaft

Rülpsendes Nutzvieh ist ein gewichtiger Faktor bei der Erderwärmung. Studien belegen, dass weltweit etwa 15 Prozent aller ausgestossenen Treibhausgase aus der Viehwirtschaft stammen. Das hat vor allem mit der Verdauung von Wiederkäuern wie Rindern, Milchkühen oder auch Schafen und Ziegen zu tun. Wenn Rindviecher in ihrem Magen Gras verdauen, entsteht Methan, das sie an die Umwelt abgeben. Gelangt es in die Atmosphäre, wirkt es dort als aggressives Treibhausgas: Methan bindet 25-mal mehr Hitze als Kohlendioxid.

Eine einzige Milchkuh kann täglich rund 500 Liter Methan ausstossen. Hochrechnungen ergeben, dass Kühe und ihre Artgenossen jährlich rund 100 Millionen Tonnen des Gases abgeben – das steht für etwa 30 Prozent aller Methan-Emissionen.

Der weltweite Anstieg in der Viehhaltung gilt als eines der grössten Hindernisse für die Ziele des Pariser Klimagipfels. Die prognostizierten Gasausstösse der Fleisch- und Milchindustrie würden 2050 über 80 Prozent aller erlaubten Emissionen innerhalb einer Erderwärmung um 1,5 Grad in Anspruch nehmen.

Futterzusatz reduziert Methan

Kein Wunder also, dass es für Bemühungen gegen den Klimawandel von entscheidender Bedeutung ist zu verstehen, was im Magen der Tiere vorgeht, dem sogenannten Pansen. Forscher wissen, dass dort während der Fermentierung des Grases Mikroorganismen, welche Methanogene genannt werden, durch ihren Stoffwechsel Methan produzieren.

Der Futterzusatz Mootral beeinflusst diesen Prozess. Wichtige Komponenten sind das aus Knoblauch gewonnene Allicin und Zitruselemente wie Orangenschalen. «Mootral reduziert Methanogene im Pansen, ohne dabei negative Nebenwirkungen auf die Fermentierung zu haben», erläutert Ermias Kebreab, Experte für nachhaltige Landwirtschaft und Tierwissenschaften an der University of California in Davis (USA), der die Wirkung von Mootral erforscht hat. Das bedeutet: Methan wird reduziert, ohne dabei die Verdauung der Tiere zu beeinträchtigen.

Methan-Ausstösse bei Jungochsen um 23 Prozent verringert

Kebreab untersuchte mit Kollegen in einer Studie die Wirkung von Mootral auf Schlachtrinder. «Wir konnten nachweisen, dass ein Zusatz von 15 Gramm Futterzusatz pro Tag und Tier die Methan-Ausstösse bei Jungochsen um 23 Prozent verringerte», berichtet der Forscher. Auch bei anderen Tieren sank der Ausstoss massiv: Vorausgegangene Studien ergaben, dass sich die Methan-Rülpser bei Milchkühen um etwa 38 Prozent reduzierten.

Da die Tiere dadurch auch weniger Energie für die Verdauung verwenden müssen, benötigen sie weniger Futter und produzieren zum Beispiel auch mehr Milch – etwa acht Prozent mehr. Der Zusatz reduziert sogar Stress für die Tiere. Denn: Das Knoblauch-Aroma hält auch lästige Fliegen fern.

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