Forscher warnen
CO2-Anstieg führte schon einmal zu einem Massenaussterben

Vor rund 200 Millionen Jahren starb wegen eines schnellen CO2-Anstiegs gut die Hälfte aller Tierarten aus. Die Forschenden ziehen eine alarmierende Parallele zum menschengemachten CO2-Ausstoss heute.
Publiziert: 09.06.2020 um 19:12 Uhr
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Aktualisiert: 25.06.2020 um 08:48 Uhr
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Bei gewaltigen Vulkanausbrüchen entwichen vor rund 200 Millionen Jahren grosse Mengen CO2 in die Atmosphäre.
Foto: AP
Santina Russo @higgsmag

Vor 201 Millionen Jahren dezimierte ein Massenaussterben die Tierwelt: Mindestens die Hälfte aller damals lebenden Arten zu Land und zu Wasser verschwand. Dies ermöglichte den Dinosauriern, die frei gewordenen Lebensräume zu übernehmen und die Erde während der folgenden 135 Millionen Jahren zu dominieren.

Schon länger hatten Wissenschaftler vermutet, dass dieses Massenaussterben mit Brüchen in den Erdplatten zusammenhängt, die zu dieser Zeit gewaltige vulkanische Lavaeruptionen verursachten. Nun hat ein internationales Forscherteam gezeigt, dass diese Eruptionen grosse Mengen an CO2 freisetzten und dass das zum Aussterben der Tiere führte. Die Forschenden ziehen eine alarmierende Parallele zum menschengemachten CO2-Ausstoss heute.

Verheerende Wirkung von CO2

Für ihre Studie untersuchten die Geologen und Umweltwissenschaftler rund 200 Basaltgesteinsproben aus Nordamerika, Europa und Afrika, die aus den vergangenen Eruptionen stammen. Mit verschiedenen Spektrometrie- und Mikroskopieverfahren analysierten sie die Gaseinschlüsse in den Gesteinen. «Daraus lässt sich zurückrechnen, wie viel CO2 zusammen mit den Eruptionen in die Atmosphäre gelangte», erklärt Manfredo Capriolo, Geologe an der Universität von Padua und Erstautor der Studie.

Die Ergebnisse sind so klar wie alarmierend. «Wir fanden erstaunlich viele CO2-Einschlüsse, und dies in Proben aus allen untersuchten Regionen», sagt Capriolo. Die Analysen zeigten, dass das Klimagas in wenigen ausbruchsartigen Schüben freigesetzt wurde, die jeweils wenige Jahrhunderte dauerten – eine für die Erdgeschichte extrem kurze Zeit. Der Ausstoss von je rund 2200 Milliarden Tonnen CO2 führte zu einer raschen Erwärmung des globalen Klimas und zur Versauerung der Ozeane. «Schon einer dieser CO2-Schübe reichte vermutlich aus, um die Tierwelt zu dezimieren», sagt Capriolo. «Wenn sich das Klima derart sprunghaft verändert, haben Tiere kaum eine Chance, sich schnell genug anzupassen.»

Forscher warnen vor zukünftigem Massenaussterben

Beunruhigend ist der Vergleich mit den heute von uns Menschen verursachten CO2-Emissionen, den die Forschenden in ihrer Studie ziehen. Denn gemäss Klimamodellen werden wir im gesamten 21. Jahrhundert genauso viel CO2 ausstossen wie einer der Schübe damals. Heute setzt die Menschheit pro Jahr ungefähr 35 Milliarden Tonnen CO2 frei. Zwar lassen sich die Auswirkungen von damals nicht nahtlos auf heute übertragen, sagt Capriolo. Vor 200 Millionen Jahren sahen Kontinente und Ozeane anders aus, und die globale Temperatur war höher als heute. Doch: «Dass ein gleich hoher CO2-Ausstoss schon einmal derart drastische Auswirkungen auf die Tierwelt hatte, sollte uns grosse Sorgen machen.»

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