Vor etwa 250 Millionen Jahren waren alle Kontinente in einem Superkontinent namens Pangäa vereint. Spuren davon lassen sich noch heute erkennen: So passen beispielsweise die Küstenlinie Afrikas und Südamerikas wie Puzzleteile zueinander. Doch wie kam es, dass die Kontinente auseinandergerissen wurden?
Die Erde unter unseren Füssen ist immerzu in Bewegung. Das spüren wir allerdings nicht, weil die Bewegung derart langsam ist. Im Fachjargon spricht man in diesem Fall von Kontinentalverschiebung. Damit ist gemeint, dass die tektonischen Platten (Lithosphärenplatten), auf denen unsere Kontinente und die Ozeane «sitzen», im Durchschnitt um etwa 1 bis 10 Zentimeter pro Jahr auf Wanderschaft gehen.
Plattentektonik
Die sieben grossen und etlichen kleinen Platten schwimmen gewissermassen auf einer tieferen Erdschicht, der Asthenosphäre. Diese ist so heiss, dass sie beweglich und verformbar ist. Dabei steigt immer wieder heisses Material näher an die Erdoberfläche, wobei kühles Material wiederum sinkt.
Die entstehende Bewegung bewirkt auch eine individuelle Verschiebung der tektonischen Platten. Diese bewegen sich voneinander weg (divergent), aufeinander zu (konvergent) oder aneinander vorbei (transform). An solchen Plattengrenzen kann es zur Gebirgsbildung, Vulkanismus und Erdbeben kommen.
Tektonische Beben
An der Stelle, an der zwei tektonische Platten Kontakt haben, wird ihre Fortbewegung durch die Reibung aneinander verhindert – sie halten sich gewissermassen gegenseitig auf. Das führt zu Spannungen. Wenn die Spannungen zu stark werden, bewegen sich die Platten in wenigen Sekunden ruckartig vorwärts.
Die dabei freigesetzte Energie breitet sich in Wellen aus. Daraus resultieren dann die Erdbeben, die wir an der Erdoberfläche spüren. Ein Grossteil der weltweiten Erdbeben sind tektonische Beben (Quelle: «Geografie. Wissen und verstehen»: Hans-Rudolf Egli und Martin Hasler).
Andere Beben
Induzierte Beben: Diese Beben werden vom Menschen verursacht. Beispielsweise bei Tunnelbauten, beim Füllen von Stauseen oder beim Fracking können Beben ausgelöst werden.
Vulkanische Beben: Aktive Vulkane können auch Beben auslösen. Meist sind sie nicht so stark, nah an der Erdoberfläche und werden nur in der Nähe des Erdbebenherdes wahrgenommen.
Einsturzbeben: Diese Beben entstehen gemäss dem Schweizerischen Erdbebendienst (SED), der Fachstelle des Bundes für Erdbeben, durch einstürzende Höhlen oder Erdrutsche.
Erdbebenstärke messen
Die Erdbebenstärke kann anhand einer Intensitätsskala bestimmt werden, die sich EMS-98 nennt – Europäische Makroseismische Skala. Laut dieser Skala gibt es 12 Erdbebenstärken. Unterschieden werden dabei die Auswirkungen des Bebens – also das Ausmass der Zerstörung. Die Intensität 12 bedeutet «vollständig verwüstend» und 1 wird als «nicht fühlbar» eingestuft.
Daneben gibt es die Richterskala (Skala von 0 bis 9,5). Sie unterscheidet Erdbebenstärken anhand der freigesetzten Energie, der sogenannten Magnitude. Je grösser die Magnitude, desto stärker die Bodenbewegungen. Gemessen werden Bodenbewegungen mit dem sogenannten Seismometer. Die Richterskala ist objektiver als die EMS-98. Allerdings kann sie die tatsächlichen Auswirkungen auf ein betroffenes Gebiet weniger gut abdecken.
Erdbeben vorhersagen
Bisher sind keine systematischen Vorhersagen von Erdbeben möglich, so der SED. Die Zerstörung von wichtigen Sachwerten (wie Gebäuden oder Strassen) kann auch mit einer frühzeitigen Warnung meist nicht verhindert werden, was viele Menschen ihrer Existenzgrundlage beraubt.
Daher untersucht man heute vor allem die Erdbebengefährdung verschiedener Gebiete. So wird versucht, die Wahrscheinlichkeit zu berechnen, dass ein Erdbeben einer bestimmten Stärke in einem Gebiet innerhalb eines Zeitraums auftritt.
Um das mögliche Schadensausmass (den potenziellen Schaden) eines Erdbebens in einem Gebiet abzuschätzen, müssen aber noch weitere Faktoren berücksichtigt werden: der lokale Untergrund, die Verletzbarkeit von Gebäuden und die Wertekonzentration (wie dicht besiedelt, wie hoch entwickelt ist das Gebiet?).
Im 20. Jahrhundert sieht man eine starke Zunahme des weltweiten Erdbebenrisikos. Das liegt aber nicht an einer höheren Gefährdung, sondern am Bevölkerungswachstum, der Verstädterung, der verletzbaren Infrastruktur und der global vernetzten Wirtschaft.
Situation in der Schweiz
Die Schweiz ist moderat gefährdet, hat aber ein hohes Erdbebenrisiko. Erdbeben gelten nach Stromengpässen und Pandemien als drittgrösstes Risiko in unserem Land, so das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) in seinem Risikobericht 2015.
Weil die Folgen von Erdbeben für Gebäude und Infrastruktur in der Schweiz noch relativ unklar sind, hat der Bundesrat den SED beauftragt, gemeinsam mit dem Bundesamt für Umwelt und dem BABS, bis 2022 ein Erdbebenrisikomodell aufzustellen.
Erdbeben in der Schweiz geschehen meist wegen des Aufeinanderprallens der europäischen und der afrikanischen Platte. Pro Jahr können etwa 10 bis 20 spürbare Erdbeben bei uns gezählt werden. Ein Erdbeben mit einer Magnitude von mindestens 5 tritt etwa alle 8 bis 20 Jahre auf. Noch seltener sind Erdbeben mit Magnituden von 6 oder mehr. Diese geschehen nur alle 50 bis 150 Jahre. Am höchsten gefährdet ist das Wallis, gefolgt von Basel, Graubünden, dem St. Galler Rheintal, der Zentralschweiz und der übrigen Schweiz, so der SED.
Schutz vor Erdbeben – Verhaltensempfehlungen des SED
Vor dem Erdbeben:
- Erdbebengerechte Bauweise
- Erdbebenversicherung
- Gegenstände im Gebäude sichern, die Verletzungen verursachen könnten
- Erste-Hilfe-Kasten bereitstellen
- Notvorräte anlegen
- Wichtige Dokumente kopieren und bereitlegen
- Taschenlampen, batteriebetriebenes Radio und Bargeld bereithalten
- Wissen, wo Hähnen und Schalter für Gas, Wasser und Strom sind
- Sich über das richtige Verhalten während eines Erdbebens informieren
Während des Erdbebens:
Im Gebäude:
- In Deckung gehen
- Herunterfallende und umstürzende Gegenstände beachten
- Nähe zu Fenstern und Glaswänden meiden
- Das Gebäude nur verlassen, wenn die Umgebung sicher ist
Draussen:
- Draussen bleiben
- Nähe zu Gebäuden und grossen Dingen meiden
- An Gewässern Uferbereiche meiden
Im Fahrzeug:
- Anhalten aber Fahrzeug nicht verlassen
- Möglichst nicht auf Brücken, in Tunnels etc. bleiben
- Nähe zu Gebäuden meiden
(zbc)