Archäologie
Schweizer Archäologe entdeckt das älteste Grab eines Skythenfürsten

Tief in einem Sumpf in der russischen Republik Tuwa hat ein Schweizer Archäologe einen skythischen Grabhügel entdeckt. Womöglich ist es nicht nur das grösste, sondern auch das früheste skythische Fürstengrab Südsibiriens - und es könnte Schätze enthalten.
Publiziert: 11.01.2018 um 09:46 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:20 Uhr
Blick auf den Grabhügel Tunnug 1 (Arschan 0). Während die übrigen Kurgane der Region auf einer Terrasse angelegt wurden, liegt Tunnug 1 tief in einem Sumpf.
Foto: Gino Caspari

Den bislang wichtigsten Fund seiner Karriere machte Gino Caspari nicht mit der Schaufel, sondern am Rechner. Auf dem Computerbildschirm entdeckte der vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderte Archäologe auf hochaufgelösten Satellitenbildern vom Tal des Flusses Uyuk in Sibirien eine kreisrunde Struktur.

Eine erste Probegrabung des Wissenschaftlers der Universität Bern zusammen mit der Russischen Akademie der Wissenschaften und dem Eremitage Museum in diesem Sommer bestätigte seine Vermutung: Es handelt sich um einen so genannten Kurgan, ein skythisches Fürstengrab.

Mit seinem Team konnte Caspari nachweisen, dass der Tunnug 1 oder auch Arschan 0 genannte Hügel in seinem Aufbau dem nur zehn Kilometer weiter nordöstlich gelegenen Kurgan Arschan 1 gleicht, der in den 1970er Jahren ausgegraben wurde. Arschan 1 gilt bislang als das früheste skythische Fürstengrab der Region, die wegen der Häufung von Kurganen auch das «sibirische Tal der Könige» genannt wird.

Holzbalken aus dem 9. Jahrhundert vor Christus

Die frühesten Fürstengräber bestehen aus einer Steinpackung, in der kreisförmig Kammern angeordnet sind. Die Wände der Kammern sind aus Lärchenstämmen gezimmert.

Holzbalken, die Caspari bei den Probegrabungen fand, datieren in das 9. Jahrhundert vor Christus. Damit sind sie älter als Arschan 1, der um die Wende vom 9. zum 8. Jahrhundert entstand. «Wir haben hier eine riesige Chance», sagt Caspari zu den Ergebnissen der Probegrabung, über die in der Zeitschrift «Archaeological Research in Asia» berichtet wurde.

«Wir haben heute ganz andere Möglichkeiten, das Material zu untersuchen und damit mehr über den Übergang von der späten Bronzezeit zur Eisenzeit zu lernen», wird der Forscher in der Mitteilung des SNF zitiert. Der Blick auf die prähistorische Zeit werde durch Genetik, Isotopenanalyse, die geophysikalischen Methoden, aber auch im Bereich der geographischen Informationssysteme und der Fernerkundung radikal verändert.

Der Grabhügel Arschan 0 liegt unzugänglich im Sumpf, was den Zugang auch für Grabräuber erschwert. «Der Kurgan liegt fünf beschwerliche Stunden mit dem Geländefahrzeug von der nächsten Siedlung entfernt», sagt Caspari. Möglicherweise ist er ungestört und birgt ähnliche Schätze wie Arschan 2.

Tote mit prunkvoll verzierten Waffen und Gefässen

Ein deutsches Archäologenteam entdeckte in Arschan 2 zwischen 2001 und 2004 eine Grabkammer mit der reichsten Bestattung, die je in der eurasischen Steppe gefunden wurde. Den zwei Toten in der Hauptkammer hatte man über tausend Goldobjekte mit ins Grab gegeben, dazu prunkvoll verzierte Waffen, Gefässe und Pferde mitsamt kostbarer Geschirre. Allein der Halsreif des Skythenfürsten aus Arschan 2 wiegt zwei Kilogramm und ist aus massivem Gold.

Auch die klimatischen Besonderheiten des sibirischen Bodens lassen Caspari hoffen. Manchmal entsteht unter den Kurganen eine Eislinie. Das Eis verhindert den Zerfall der organischen Stoffe und konserviert empfindliches Material.

Der Archäologe hofft im Rahmen des Grabungsprojektes auf weitere Funde: «Wenn wir Glück haben, finden wir unter den Steinen vielleicht sogar gut erhaltene Holzschnitzereien, Teppiche oder eine Eismumie.»

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