Darum gehts
- Astronauten kehren nach neun Monaten auf der ISS zur Erde zurück
- Ungeplanter Aufenthalt aufgrund technischer Komplikationen
- Astronauten trainieren täglich zwei Stunden gegen Muskel- und Knochenmasseverlust
Eigentlich sollten sie nur wenige Tage im All bleiben. Doch nun kehren Suni Williams (59) und Barry Wilmore (62) nach mehr als neun Monaten wieder auf die Erde zurück. Anfang Juni trafen die beiden auf der ISS ein. Dort sollten sie eigentlich nur rund eine Woche bleiben. Aufgrund technischer Komplikationen musste das «Starliner»-Raumschiff, mit dem sie angekommen waren, jedoch unbemannt zur Erde zurückgeschickt werden.
Im September flogen die Astronauten Nick Hague und Alexander Gorbunow in einer «Crew-Dragon»-Kapsel des Raumfahrtunternehmens SpaceX von Tech-Milliardär Elon Musk zur ISS. Zwei Plätze hielt man für Williams und Wilmore frei. Der Aufenthalt auf der Raumstation der neu eingetroffenen Astronauten war für ein halbes Jahr geplant.
Eine Ablösung beendete die Odyssee
Nun hat das lange Ausharren im All ein Ende gefunden. Am Wochenende traf eine vierköpfige Crew als Ablösung ein. Zusammen mit Hague und Gorbunow befinden sich Williams und Wilmore nun in einer «Crew Dragon»-Raumkapsel auf dem Rückflug. Um 23 Uhr mitteleuropäischer Zeit soll die Kapsel im Meer vor der Küste des US-Bundesstaats Florida landen.
An Bord der ISS befindet sich aktuell die vierköpfige «Crew 10» um die US-Astronautinnen Anne McClain und Nichole Ayers, den japanischen Astronauten Takuya Onishi und den russischen Kosmonauten Kirill Peskow. Weiter bleiben planmässig auch der US-Astronaut Don Pettit sowie die beiden russischen Kosmonauten Alexej Owtschinin und Iwan Wagner. Sie trafen dort im September ein.
Die Versorgung war stets gewährleistet
Doch wie übersteht man einen ungeplanten und monatelangen Aufenthalt rund 400 Kilometer von der Erde entfernt? Zunächst einmal sind Williams und Wilmore erfahrene Astronauten. Sie waren bereits mehrfach im All und zweimal auf der ISS.
Die beiden Astronauten konnten sich während ihres ungeplanten Aufenthaltes stets auf eine kontinuierliche Versorgung verlassen. Für Wasser, Nahrung und Sauerstoff findet sich in der Raumstation ein Notvorrat. Anfang August lieferte ein amerikanisches Versorgungsraumschiff einen Nachschub an Wasser und Lebensmitteln sowie frische Kleidung. Zusätzlich gibt es nach Angaben der Nasa ein Wasserrückgewinnungssystem, das die Abhängigkeit von Wasserlieferungen um 65 Prozent reduziert.
Suni Williams beschrieb im Januar gegenüber CNN ihre Lage so: «Es ist einfach ein grossartiges Team und – nein, es fühlt sich nicht so an, als ob wir Schiffbrüchige wären.» An Bord beschäftigten sich Williams und Wilmore mit üblichen Aktivitäten: Weltraumspaziergänge, wissenschaftliche Experimente und routinemässige Wartungen der Raumstation.
Der Körper muss wieder für die Erde trainiert werden
Der Tagesablauf ist dabei minuziös getaktet. Dies kann auch einem Lagerkoller entgegenwirken. Aufgrund der Schwerelosigkeit ist es notwendig, mindestens zwei Stunden täglich den Körper zu trainieren, um den Verlust von Muskel- und Knochenmasse abzumildern, wie Nasa erklärt.
Stressforscher Alexander Choukèr von der Ludwig-Maximilians-Universität in München hat bei Untersuchungen von Polarforschern und Astronauten festgestellt, dass sich eine lange Isolationszeit auf den menschlichen Körper auswirkt. In der Isolation stehe das Immunsystem der Astronauten unter Stress und komme zugleich kaum mit Keimen in Kontakt. Auf der Erde verursachen dann verschiedene Auslöser allergische Reaktionen.
Nach der Rückkehr aus dem All berichten einige Astronauten von Sehstörungen. Wie in einer Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München im Oktober 2018 herausgefunden wurde, hat die Schwerelosigkeit Auswirkungen auf das Gehirn der Astronauten. Etwaige Spätfolgen sind noch unklar. Nach der Landung muss sich der Körper wieder an die Bedingungen auf der Erde anpassen. Muskel- und Knochenmasse müssen wieder aufgebaut werden, damit die Astronauten normal gehen können.