Fluffige Wolken zum Anfassen. Sanfter Regen aus Seifenblasen. Bällebad, Glitzervorhänge, Zuckerwatte. Die Räume in der «Dream Machine» in New York sind wie aus Träumen gepflückt, man fühlt sich wie in «Alice im Wunderland». Die Schau ist die jüngste in einer Reihe von Installationen und sogenannten Museen in den USA, die Besucher auf der Jagd nach frischen Likes in sozialen Netzwerken anlockt. Die Formel: Kaum oder gar keine Inhalte, dafür quietschbunte Steilvorlagen für knackigen Stoff auf Instagram.
Hübsche Vorlagen statt informative Inhalte
Fragt sich nur: Was soll man zwischen all diesen Plastik-Attrappen machen, die an einen Waschsalon, einen Urwald oder einen Wolkenhimmel erinnern, wenn nicht ein paar coole Fotos? Für den satten Eintritt von 38 Dollar wird man wenigstens sein Konto auf Instagram, Facebook oder Snapchat etwas schmücken wollen.
Das «Museum of Ice Cream» entstand durch Instagram. Gründer Manish Vora und seine Freundin entdeckten, dass in sozialen Netzwerken doppelt so häufig Beiträge zum Thema Eiscreme veröffentlicht werden wie zu Beyoncé - und setzten ihre Witz-Idee in die Tat um: Ein Pop-Up-Museum rund um das Thema Eiscreme.
Jeder Raum ist auf fotogen getrimmt mit Zuckerluftballons, Wänden voller Waffelhörnchen, einem Pool voller bunter Streusel mit pinkfarbenen Wasserbällen, einem Kakaobrunnen, einem überdimensionalen Eisbecher, einer Eislöffel-Wippe und einer Eissandwich-Schaukel.
«Wenn dein Erlebnis nicht Instagram-tauglich war, dann ist es für viele Menschen kein Erlebnis gewesen», sagt Gründer Vora. Sogar Stars wie Beyoncé, Gwyneth Paltrow und Kim Kardashian kamen zu Besuch.
Die Nachahmer liessen nicht lange auf sich warten. Im etwas lieblos zusammengezimmerten «Egg House» wird das Ei in all seinen Formen zur Foto-Kulisse, die «Color Factory» in San Francisco feiert die Welt der Farben. Und natürlich läuft auch schon der Ticket-Vorverkauf zum «Museum of Pizza», das im Oktober in New York eröffnet.
Kamerafokus auf sich selbst
Selbst vor echten Kunstmuseen und Galerien bilden sich heute oft die längsten Warteschlangen, wenn die Schau drinnen «fotogene Momente» bietet: Die gespiegelten «Infinity Rooms» der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama etwa oder die pulsierende Glitzerwelt der Schweizer Multimedia-Meisterin Pipilotti Rist.
Nach über 100 Jahren Amateurfotografie richten die Menschen die Kameralinsen immer mehr auf sich selbst - die neue Gattung des Instagram-Museums ist die räumliche Antwort darauf. «Im vor-digitalen Zeitalter der Fotografie war die Botschaft: 'Dies ist, was ich sehe. Ich habe es gesehen'», sagt JiaJia Fei, frühere Direktorin für Digitales beim Guggenheim Museum. «Heute lautet die Botschaft: 'Ich war hier. Ich kam, sah, und machte ein Selfie.'» (SDA)