Von der 48-minütigen Tonaufnahme liessen sich heute nur gerade mal zehn Sekunden abspielen, hiess es am Montag vom PSI. Die chemische Zusammensetzung des Tonbandes sei bereits so weit zerfallen, dass jede Wiedergabe in einem herkömmlichen Abspielgerät das Band nur noch weiter zerstören würde. Die Digitalisierung von Magnettonbändern sei ein Wettlauf gegen die Zeit, schrieb das PSI.
Der neue Ansatz der PSI-Forschenden nutzt die sogenannte Synchrotronstrahlung der Swiss Light Source (SLS). In der ringförmigen SLS-Anlage können geladene Teilchen wie Elektronen auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden. Wenn diese Elektronen in einem solchen Ring abgelenkt werden, strahlen sie sogenannte Synchrotronstrahlung ab, die in verschiedenen Wellenlängenbereichen genutzt werden kann.
Solche Röntgenstrahlen richten die Forschenden nun auf die Magnettonbänder. Auf diesen sind die Informationen in einer Schicht winziger magnetischer Teilchen gespeichert. Ähnlich wie kleine Kompassnadeln, die entweder gen Norden oder Süden zeigen, wie das PSI erklärte. Wird das Band bespielt, so verändert sich deren magnetische Ausrichtung. Die Audio-Information ist auf dem Tonband also als Ausrichtungsmuster gespeichert.
Mit dem Synchrotronlicht könne fast jede einzelne magnetische Kompassnadel auf dem Tonband gemessen werden. «Wir erreichen damit so etwas wie die bestmögliche Kopie», wurde Sebastian Gilga, Physiker am PSI, in der Mitteilung zitiert. Die Digitalisierung der B. B.-King-Aufnahme findet im Rahmen einer Zusammenarbeit des PSI mit dem Montreux Jazz Digital Project statt.
(SDA)