Zwischen Markenbotschafter und Egoisten
Sind Influencer ein Fluch oder ein Segen?

Lifestyle-Redaktorin Vanessa Büchel findet die Arbeit von Influencern zeitgemäss und gerechtfertigt. Hingegen wollen sie in den Augen von Wirtschaftsredaktor Konrad Staehelin nur Geld aus ihrer Tätigkeit schöpfen.
Publiziert: 19.10.2018 um 13:48 Uhr
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Aktualisiert: 19.10.2018 um 14:10 Uhr
«Markenbotschafter von heute»

Wir leben nun mal im Instagram-Zeitalter. Die Influencer-Stars sind die Markenbotschafter von heute. Sie machen Werbung für ein Produkt und werden dafür bezahlt.

Je mehr Follower, desto mehr Cash. Beim althergebrachten Product Placement in Film und Fernsehen funktioniert das ja auch nicht anders. Oder bei Werbespots mit VIPs wie George Clooney als Nespresso-Mann. Es ist leicht, sich über Influencer zu mokieren. Doch sich eine grosse Follower-Community aufzubauen, ist nicht einfach. Sie täglich mit spannenden Inhalten zu versorgen, noch viel weniger.

Dass hinter den angepriesenen Lieblingsprodukten der Stars ein Arbeitsvertrag steckt, weiss heutzutage jeder Nutzer: Die Bilder sind mit den Worten «Bezahlte Partnerschaft» gekennzeichnet. Es ist also kein Betrug. Es ist ein zeitgemässer Job. Satte Verdienste sind akzeptiert. Und keineswegs alle dieser digitalen Markenbotschafter sind dümmlich. So hole ich mir beispielsweise beim Reisen, vor dem Abflug, bei der Australierin Brooke Saward alias Worldwanderlust gerne Last-Minute-Tipps.

Lifestyle-Redaktorin Vanessa Büchel

Wir leben nun mal im Instagram-Zeitalter. Die Influencer-Stars sind die Markenbotschafter von heute. Sie machen Werbung für ein Produkt und werden dafür bezahlt.

Je mehr Follower, desto mehr Cash. Beim althergebrachten Product Placement in Film und Fernsehen funktioniert das ja auch nicht anders. Oder bei Werbespots mit VIPs wie George Clooney als Nespresso-Mann. Es ist leicht, sich über Influencer zu mokieren. Doch sich eine grosse Follower-Community aufzubauen, ist nicht einfach. Sie täglich mit spannenden Inhalten zu versorgen, noch viel weniger.

Dass hinter den angepriesenen Lieblingsprodukten der Stars ein Arbeitsvertrag steckt, weiss heutzutage jeder Nutzer: Die Bilder sind mit den Worten «Bezahlte Partnerschaft» gekennzeichnet. Es ist also kein Betrug. Es ist ein zeitgemässer Job. Satte Verdienste sind akzeptiert. Und keineswegs alle dieser digitalen Markenbotschafter sind dümmlich. So hole ich mir beispielsweise beim Reisen, vor dem Abflug, bei der Australierin Brooke Saward alias Worldwanderlust gerne Last-Minute-Tipps.

«Dienst ans eigene Portmonnaie»

Letzten Monat druckte die «Zeit» ein Interview mit der Zürcher Influencerin Sylwina (28, 55'000 Follower). Firmen könnten mit einem Produkt zu ihr kommen, sie mache einen positiven Beitrag darüber, bezahlen lasse sie sich nach Stundenansatz, sagte sie. Und dann: «Was ich mache, ist ähnlich wie Journalismus.»

Ein edles Mäntelchen fürs Influencen? Ein Dienst an der Gesellschaft?Da hat Sylwina etwas falsch verstanden. Journalisten machen keine Werbung für Geld. Ihre Glaubwürdigkeit ist ihr Kapital. 

Auf Instagram trinkt Sylwina Kräutertee in Vietnam. Gefällt 1917 Mal. Die Deklaration, um einen Rest Glaubwürdigkeit zu bewahren: «Bezahlte Partnerschaft mit carpediemtea». Werbung ist nicht grundsätzlich verwerflich. Doch was Sylwina tut, ist allein ein Dienst an ihrem eigenen Portemonnaie. Und ein falsches Signal für die jungen Frauen, die ihr nacheifern. Sie lernen, wie toll Kräutertee sein soll. Dass gnadenlose Selbstvermarktung Geld bringt und man dafür bloss die Schnute in jede Kamera strecken muss. Und dass ein Moment ohne Foto keiner mehr ist. Ein Bärendienst.

Wirtschaftsredaktor Konrad Staehelin

Letzten Monat druckte die «Zeit» ein Interview mit der Zürcher Influencerin Sylwina (28, 55'000 Follower). Firmen könnten mit einem Produkt zu ihr kommen, sie mache einen positiven Beitrag darüber, bezahlen lasse sie sich nach Stundenansatz, sagte sie. Und dann: «Was ich mache, ist ähnlich wie Journalismus.»

Ein edles Mäntelchen fürs Influencen? Ein Dienst an der Gesellschaft?Da hat Sylwina etwas falsch verstanden. Journalisten machen keine Werbung für Geld. Ihre Glaubwürdigkeit ist ihr Kapital. 

Auf Instagram trinkt Sylwina Kräutertee in Vietnam. Gefällt 1917 Mal. Die Deklaration, um einen Rest Glaubwürdigkeit zu bewahren: «Bezahlte Partnerschaft mit carpediemtea». Werbung ist nicht grundsätzlich verwerflich. Doch was Sylwina tut, ist allein ein Dienst an ihrem eigenen Portemonnaie. Und ein falsches Signal für die jungen Frauen, die ihr nacheifern. Sie lernen, wie toll Kräutertee sein soll. Dass gnadenlose Selbstvermarktung Geld bringt und man dafür bloss die Schnute in jede Kamera strecken muss. Und dass ein Moment ohne Foto keiner mehr ist. Ein Bärendienst.

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