«Ich kann nichts im Leben – aber alles auf der Leinwand», sagte Romy Schneider (1938–1982) einst. Tragische Worte von einer der grössten Schauspielerinnen ihrer Zeit: Bekannt für ihre kaiserliche Rolle der Sissi an der Seite von Karlheinz Böhm (1928–2014), war das private Leben der Aktrice alles andere als derart prächtig. Denn genau mit dem Image des süssen Mädchens hatte Schneider lange zu kämpfen. Es haftete schwer an ihr, bis es ihr endlich gelang, davon loszukommen und als ernsthafte Schauspielerin anerkannt zu werden. Privat durchlebte sie zwei Scheidungen, verlor viel zu früh ihren Sohn und starb selbst in einem jungen Alter.
Ihr Leinwanddebüt gibt sie an der Seite von ihrer Mutter Magda Schneider (1909–1996) mit zarten 14 Jahren in «Wenn der weisse Flieder wieder blüht» (1953). Mit «Sissi» (1955) kommt dann der grosse Durchbruch, es folgen zwei weitere Teile über die Kaiserin unter der Hand von Regisseur Ernst Marischka (1893–1964). 1958 verschlägt es die in Wien geborene deutsche Schauspielerin nach Paris, Frankreichs Hauptstadt wird zu ihrer Wahlheimat. Dort lebt sie zusammen mit ihrem Partner, dem französischen Schauspieler Alain Delon (86). Es folgen Projekte, in denen Schneider sich zur erwachsenen Frau wandelt, wenn auch unter dem kritischen Auge des Publikums. Für ihre deutschen Fans bleibt sie immer das «süsse Mädchen» aus «Sissi».
Nach der Trennung von Delon heiratet die Schauspielerin 1966 den Regisseur Harry Meyen (1924–1979). 1975 dann die Scheidung. Im selben Jahr gibt Schneider ihrem damaligen Privatsekretär, Daniel Biasini (73), das Jawort. Beide Männer schenken ihr ein Kind: Ihr Sohn David (1966-1981) und ihre Tochter Sarah (44) sind Schneiders Ein und Alles. Doch 1981 zerbricht das Herz der Schauspielerin: Mit 14 Jahren stirbt David bei einem Unfall. Nur ein Jahr später stirbt auch Schneider – offiziell an Herzversagen. Viele glauben aber an einen «plötzlichen Tod durch gebrochenes Herz».
Unvergessen bleibt Schneider nicht nur als Sissi, sondern brillierte sie in vielen weiteren Rollen:
«Die Spaziergängerin von Sans-Souci» (1982)
Ihr letzter Film und zugleich eine schwere Bürde: In «Die Spaziergängerin von Sans-Souci» sollte eigentlich ihr Sohn David an der Seite von Schneider auftreten. Durch seinen plötzlichen Tod war das aber nicht mehr möglich, weshalb ein anderer Junge ihn ersetzte. Die Premiere des Films erlebte auch die Schauspielerin nicht mehr mit, doch ihre Glanzleistung wird hoch gelobt: Sie spielt die Frau von Max Baumstein (Michel Piccoli, 1925–2020), der in Paris aus unerklärlichen Gründen den Botschafter Paraguays erschiesst. Er stellt sich selbst der Polizei und der Prozess beginnt, in dessen Folge ein Drama aus der Zeit der Nazis enthüllt wird.
«Gruppenbild mit Dame» (1977)
Für ihre Rolle der Leni in «Gruppenbild mit Dame» erhielt Schneider den deutschen Preis «Filmband in Gold» in der Kategorie «Beste darstellerische Leistung». Ihre Leistung war herausragend: In der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Heinrich Böll (1917–1985) herrscht der Zweiten Weltkrieg, und die 18-jährige Leni ist auf sich allein gestellt, ohne ihre Eltern an der Seite. Sie verliebt sich in einen russischen Gefangenen auf der Flucht, Boris (Brad Dourif, 72), der bald vor grossen Problemen steht.
«César und Rosalie» (1972)
Eine verzwickte Dreiecksgeschichte erwartet uns in «César und Rosalie». Dort spielt Schneider eine Frau, die zwischen zwei Männern hin- und hergerissen ist und sich nicht entscheiden kann. Rosalie steht in Sachen Liebe vor Herausforderungen und begehrt mal die impulsive Art des einen, dann die sensible und künstlerische Lebensweise des anderen. An der Seite der deutschen Schauspielerin zu sehen sind Yves Montand (1921-1991) als der selbstbewusste César und Sami Frey (84) als der leidenschaftliche Künstler David.
«Das Mädchen und der Kommissar» (1971)
Spätestens mit «Das Mädchen und der Kommissar», dessen Originaltitel «Max et les ferrailleurs» lautet, gelang es Schneider, Abstand vom Sissi-Image zu nehmen: Sie verkörpert darin eine Ganovenbraut, in deren Rolle sie sich von ihrer sinnlichen Seite zeigt. In Zusammenarbeit mit ihrem Lieblingsregisseur, Claude Sautet (1924–2000) – sie drehte während ihrer Karriere fünf Werke mit ihm –, entstand ein spannender Kriminalfilm, der die Geschichte des Polizisten Max (Piccoli) erzählt, der unbedingt Verbrecher auf frischer Tat ertappen will.
«Die Dinge des Lebens» (1970)
Auch ein Film von Sautet mit Schneider und Piccoli in den Hauptrollen: Der Architekt Pierre verliebt sich in die deutlich jüngeren Hélène, mit der er eine Affäre beginnt, obwohl er verheiratet ist. Sie stellt ihn vor die Wahl – er muss sich zwischen ihr und seiner Familie entscheiden. Doch dann passiert etwas, das alles verändert. «Die Dinge des Lebens» zählt heute zu den ganz grossen Filmklassikern Frankreichs.
«Der Swimmingpool» (1969)
Der Schritt vor die Kamera für «Der Swimmingpool» kostete Schneider wohl Überwindung. Dort spielte sie nämlich an der Seite von Alain Delon – und lag sogar mit ihm im Bett –, der zu dieser Zeit bereits ihr Ex-Partner war. Im erotischen Psychothriller erwartet uns eine brisante Geschichte: Während ihren Ferien an der Côte d'Azur bekommen Marianne und Jean-Paul Besuch von einem alten Freund. Harry (Maurice Ronet, 1927–1983), mit dem Marianne einmal eine Affäre hatte, reist zusammen mit seiner Tochter Pénélope (Jane Birkin, 75) an. Die prekäre Situation spitzt sich zu. Eifersucht, Misstrauen und Verachtung machen sich breit, und das Ganze endet in einem gefährlichen Streit zwischen den beiden Männern am Pool.
«Mädchen in Uniform» (1958)
Verbotene Liebe: In «Mädchen in Uniform» verguckt sich die von Schneider verkörperte Internatsschülerin Manuela von Meinhardis in ihre junge Lehrerin (Lilli Palmer, 1914–1986). Im autoritär geführten Stift für adelige Mädchen, in dem Zucht und Disziplin auf der Tagesordnung stehen, entwickelt sich aus jugendlicher Verehrung eine leidenschaftliche Liebe, die verheerende Folgen hat. Das Original des Films stammt aus dem Jahr 1931, die Geschichte wurde 1958 nochmals mit Schneider neu verfilmt.