Zürcherin (53) liest in den Händen von Menschen
«Es ist jedes Mal ein Geschenk, wenn jemand für mich die Hand aufmacht»

Von Handanalyse leben? Das geht – auch in der Schweiz. Monika Hauser erzählt im Interview, wie sie zu diesem Beruf gefunden hat und mit welchen Vorurteilen sie zu kämpfen hat.
Publiziert: 01.10.2019 um 08:36 Uhr
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Aktualisiert: 18.10.2020 um 09:58 Uhr
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Viele Menschen verbinden Handlesen mit Jahrmärkten.
Foto: Unsplash
Vanessa Büchel

Eine ältere Dame mit Nasenring wirft im Schein ihrer Glaskugel einen Blick in meine Hände und sagt mir meine Zukunft vorher – so stelle ich mir Handlesen vor. Doch als Monika Hauser (53) mir die Türe ihrer Praxis Herzwärts in Zürich-Witikon öffnet, begrüsst mich eine aufgestellte Frau mit kurzem, lockigen Haar, die so gar nicht meinen Erwartungen entspricht. Sie ist alles andere als eine dieser typischen Jahrmarkt-Handleserinnen, wie man sie aus Filmen kennt.

Während unseres Gesprächs erklärt mir Hauser: «Man unterscheidet zwischen Chiromantie und Chirologie. Ersteres entspricht den Vorstellungen, die man oft von Jahrmärkten hat. Dort konzentriert man sich meist nur auf die Linien in den Händen – und es wird auch intuitiv Auskunft über das Leben gegeben. Aber solche Aussagen lassen sich gar nicht so klar in den Linien lesen.»

Die geborene Zürcherin übt das Handwerk der Chirologie aus, die Lehre der Hand, wie sie sagt: «Bei uns spielt alles eine Rolle – die Länge der Finger, die Form der Hand… Manchmal ragt ein Finger hervor, dann wird deutlich, dass dieser wichtig ist. Wir stellen zudem keine Wahrsagungen über das Leben an.»

Leben und leben lassen

Meine Handanalyse-Sitzung beginnt wenige Minuten nach dem Eintreffen. Hauser färbt mir dafür die Hände rabenschwarz ein. «Zuerst mache ich immer einen Abdruck der Hände, welche ich kurz betrachte und dann anschreibe. Anschliessend kann man gleich loslegen.» Und Hauser legt auch gleich los. Sie erzählt mir von meiner Persönlichkeit, wie ich so ticke und welche Dinge ich in meinem Leben verfolgen sollte. Ich würde ausgeprägte Begabungszeichen in meinen Händen tragen – sogenannte Apollosterne, das höchste Zeichen für Kreativität –, erklärt mir Hauser.

Man spürt ihre Leidenschaft für das, was sie tut. Und das obwohl sie hin und wieder auch mit Vorurteilen zu kämpfen hat: «Einmal kam eine Pfarrerin auf mich zu und meinte, ob mir bewusst sei, welch Hexerei ich hier betreibe.» Hauser lasse aber jeden so denken, wie er wolle. «Ich probiere nie, jemanden davon zu überzeugen, dass Handlesen das einzig Wahre ist. Denn das ist es nicht.»

«Ich wählte Handanalyse, weil es etwas Handfestes ist»

Aber wie kommt man überhaupt darauf, ein solches Handwerk zu lernen? «Es war mehr zufällig.» Hauser habe sich schon von klein auf für die Persönlichkeiten von Menschen interessiert. Dabei hätte es auch Astrologie oder Numerologie werden können. Im Jahr 2000 kam Hauser dann aber auf einem Schweizer Theaterspektakel mit einer Kurzhandanalyse in Berührung. «Ich war sofort fasziniert und fragte mich, ob man das auch lernen könnte.»

Und tatsächlich: Der Handleser vom Theaterspektakel bot auch Ausbildungen zur Handanalyse an. «Ich wählte schliesslich die Handanalyse, weil es so etwas Handfestes ist», so Hauser. Die Astrologie basiere dagegen auf einer komplizierten Deutungs- und Berechnungsgrundlage. Wenn dort ein Fehler unterlaufe oder ein der Vergangenheit einer gemacht wurde, dann wirke sich dies auf das ganze Horoskop aus. «Bei der Handanaylse ist das anders. Man sieht, was man analysiert, und muss keine grossen Vorbereitungen treffen.»

Die Grundsätze der Handanalyse

Die rechte Hand erzählt mehr über das Draussen in der Welt. Mit dieser Hand geht eine Person raus und sagt «Grüezi!». Hier zeigt sich der Beruf von jemandem und wie er nach aussen so tickt. 

Links zeigt sich dagegen mehr das Privatleben. Diese Hand verdeutlicht, wie man sich innen fühlt und wie man sich daheim im vertrauten Umfeld zeigt. 

Die Linien im Handinnern können sich verändern, darum werden in der Chirologie grundsätzlich auch keine zeitlichen Voraussagen gemacht. Das ist eine andere Disziplin. Die Handanalyse ist eine Persönlichkeitsanalyse und keine Zukunftsvorhersage. 

In der Handanalyse gibt es dieselben Elemente wie in der Astrologie: Feuer, Wasser, Erde, Luft. Hat eine Person viele Linien, dann spricht man davon, dass viele Feuer-Elemente vorhanden sind. Solche Personen haben viele Ideen, sind kreativ und leidenschaftlich, aber auch sehr hin- und hergerissen. Es kann durchaus sein, wenn eine solche Person im Leben viel meditiert, dass die Hand ruhiger wird. Handlinien können sich im Laufe der Zeit verändern, Fingerabdrücke bleiben aber immer dieselben. 

Die Handanalyse berücksichtigt nicht nur die Handlinien. In der Chirologie ist auch die Form der Hand wichtig. Die Länge der Finger spielt beispielsweise eine bedeutende Rolle.

Die rechte Hand erzählt mehr über das Draussen in der Welt. Mit dieser Hand geht eine Person raus und sagt «Grüezi!». Hier zeigt sich der Beruf von jemandem und wie er nach aussen so tickt. 

Links zeigt sich dagegen mehr das Privatleben. Diese Hand verdeutlicht, wie man sich innen fühlt und wie man sich daheim im vertrauten Umfeld zeigt. 

Die Linien im Handinnern können sich verändern, darum werden in der Chirologie grundsätzlich auch keine zeitlichen Voraussagen gemacht. Das ist eine andere Disziplin. Die Handanalyse ist eine Persönlichkeitsanalyse und keine Zukunftsvorhersage. 

In der Handanalyse gibt es dieselben Elemente wie in der Astrologie: Feuer, Wasser, Erde, Luft. Hat eine Person viele Linien, dann spricht man davon, dass viele Feuer-Elemente vorhanden sind. Solche Personen haben viele Ideen, sind kreativ und leidenschaftlich, aber auch sehr hin- und hergerissen. Es kann durchaus sein, wenn eine solche Person im Leben viel meditiert, dass die Hand ruhiger wird. Handlinien können sich im Laufe der Zeit verändern, Fingerabdrücke bleiben aber immer dieselben. 

Die Handanalyse berücksichtigt nicht nur die Handlinien. In der Chirologie ist auch die Form der Hand wichtig. Die Länge der Finger spielt beispielsweise eine bedeutende Rolle.

Die meisten kommen wegen Unzufriedenheit im Beruf

Seit 2003 bietet Hauser nun Beratungen an. Aufgesucht wird sie von den unterschiedlichsten Menschen: «Es sind Männer und Frauen, die bei mir Rat suchen», sagt Hauser. Weil sie auf Standortbestimmung spezialisiert ist, suchen die 53-Jährige meist Leute auf, die gerade eine Veränderung durchleben. «Oder oft sind es auch Menschen, die nicht mehr zufrieden mit ihrem Job sind. Ich würde zwar gerne sagen, dass die meisten wegen der Liebe kommen, aber meist hängt der Bewegungsgrund wirklich mit dem Beruf zusammen.»

Dabei kommt es hin und wieder zu unvergesslichen Erlebnissen. Hauser erinnert sich: «Einmal kam eine Dame mit einem Apollostern zu mir. Sie erklärte, dass sie gerne male, aber schon lange nicht mehr gemalt habe. Ich ermutigte sie, wieder damit anzufangen. Sie rief mich Jahre später an und erzählte mir, dass sie heute von ihren Bildern lebe.» Solche Momente zeigen Hauser, dass sie den richtigen Weg gewählt habe. «Es ist sehr schön zu sehen, dass ich manchen einen Stups in die richtige Richtung geben konnte.»

Nach seinen Händen leben

Für Hauser ist die Einzigartigkeit einer jeden Hand das Interessanteste am Handlesen: «Ich finde es einfach faszinierend, dass alle Hände so unterschiedlich sind.» Und jedes Mal, wenn jemand für sie die Hand aufmache und sie reinschauen dürfe, sei das für sie ein Geschenk.

Etwas gibt Hauser jedem ihrer Klienten mit auf den Weg: «Leb deine Hand so, wie sie ist, dann bist du authentisch.» Auch sie selbst lebt seit ihrer Ausbildung nach diesem Motto – und verstehe sie sich selbst auch viel besser. «Ich kenne die Themen meiner Hände ganz genau. Und wenn ich eine Entscheidung treffen muss, dann überlege ist, was meine Hand sagt.»

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