Der US-Bundesstaat North Carolina hat einen sogenannten Civil Rights Trail, eine Reiseroute zu wichtigen Schauplätzen der Bürgerrechtsbewegung eingeweiht. Die Stadt Nashville in Tennessee plant, eine Hauptstrasse in ihrem Zentrum nach Martin Luther King jr. umzubenennen.
Und ein Theater in Los Angeles bringt ein Stück auf die Bühne, in dem die letzten Stunden im Leben des Bürgerrechtlers und Friedensnobelpreisträgers leicht fiktiv nachgestellt werden: Vorbereitungen auf den 50. Jahrestag der Ermordung jenes Mannes, der zur Symbolfigur des gewaltfreien Widerstands gegen Unrecht und Unterdrückung wurde.
1968 - ein Jahr der Schicksalsschläge
Das Jahr 1968 ist für Amerikaner mit Erinnerungen angefüllt - fast ausschliesslich mit schmerzhaften. Der Vietnamkrieg eskalierte mit der Tet-Offensive; der Wahlkampf im Herbst wurde von bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen begleitet - vor allem beim Parteitag der Demokraten in Chicago.
Vor allem aber: Zwei Hoffnungsträger fielen von Mörderhand - am 4. Juni der junge Senator Robert Kennedy, zwei Monate zuvor der Reverend aus Atlanta. Martin Luther King war Anfang April 1968 nach Memphis gekommen, um dort streikende Arbeiter zu unterstützen.
Martin Luther Kings Traum lebt weiter
Seine Mitstreiter bemerkten einen fast fatalistischen Zug an dem Pfarrer, als er am 3. April eine Predigt hielt, die wie ein Fazit, wie ein Abschied klingt: «I have been to the mountaintop»; er sei auf dem Berggipfel gewesen, erklärte King. Es war seine letzte Rede. Am nächsten Tag traf ihn auf dem Balkon des Lorraine Motel die Kugel eines Scharfschützen.
Das Gebäude des damaligen, recht billigen Motels ist heute Teil des National Civil Rights Museums in Memphis. Diese Institution ist einer der Schwerpunkte in der Erinnerung an King, an seinen gewaltfreien Feldzug - und Ort von Veranstaltungen über die Lage schwarzer Amerikaner und anderer Minderheiten in den USA des Jahres 2018. In Vorträgen und Ausstellungen wird Kings Bedeutung für die heutige Zeit untersucht.
Auch 50 Jahre nach dem Attentat ist Kings Freiheitskampf längst nicht ausgefochten. So Serge Molla, ein Kenner der Gallionsfigur der zivilen Bürgerrechtsbewegung. Der Traum, der am 28. August 1963 das ganze Land erfasst hatte, sei mit der Wahl des ersten farbigen Präsidenten längst nicht realisiert, sagt der Waadtländer Autor Molla, der eben ein neues Buch über den amerikanischen Pastor publiziert hat. Allerdings spiegle sich King's Vermächtnis zweifellos auch in Barack Obamas Wahl und Präsidentschaft.
Obama habe zwar während zweier Amtszeiten versucht, Fragen und Forderungen jener aufzunehmen, denen das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu wenig gegeben habe. Gelungen sei ihm dies jedoch kaum. Der Traum, den King beschworen habe, sei noch weit weg von seiner Realisierung.
In den USA seien zwei Figuren nicht wegzudenken, wenn es um die Beziehungen zwischen Schwarzen und Weissen gehe: Malcolm X und Martin Luther King. Mit Letzterem habe sich das Establishment allerdings noch eher arangieren können, so Molla.
King werde auf immer verbunden sein mit seiner Rede «I have a dream», die er im Sommer 1963 in Washington vor einer Viertel Million Menschen gehalten hatte. Hinter der Botschaft konnte sich jeder US-Bürger wiedererkennen; eine Botschaft, die laut Molla den amerikanischen Traum mit der christlichen Heilslehre in ihrem breitesten gemeinsamen Sinn erfasste.
Die Fragen, mit denen King die amerikanische Gesellschaft konfrontierte, blieben bis heute dringlich, ergänzt Molla. Namentlich die Integration von Migranten, die sowohl die USA wie Europa mit seinen Flüchtlingsströmen betreffe.
Zu Kings Erben gehört etwa die Kampagne «Black Lives Matter», die Polizeigewalt gegen Schwarze anprangert. Auch 50 Jahre nach King's Tod bleibt die Rassenfrage aktuell.
Die USA gedenken dem Freiheitskämpfer
Amb dem1. April läuft ein mehrtägiges «MLK50 Symposium», zu dessen prominentesten Gastredner Eric Holder gehört, unter Präsident Barack Obama erster schwarzer Justizminister der USA. Am Mittwoch (4. April) finden Gottesdienste statt; einer exakt um 18.01 Uhr, als damals der tödliche Schuss fiel.
Eine andere Institution, die in diesen Wochen an King erinnert, ist das Martin Luther King Center for Nonviolent Social Change in Atlanta, in dem die Familie des Friedensnobelpreisträgers aktiv ist. Seine jüngere Tochter Bernice - sie war bei seiner Ermordung fünf Jahre alt - steht an der Spitze eines Programms von Veranstaltungen unter dem Motto: «Gemeinsam werden wir gewinnen, in Liebe für die Menschheit».
Sie sei voller Hoffnung, schrieb Bernice King zuletzt in einem Essay, trotz aller gesellschaftlichen und politischen Spaltung. «Wer an Gewaltlosigkeit glaubt, hat ein tiefes Vertrauen in die Zukunft.»
Seine letzte Ansprache, die sogenannte Mountaintop-Predigt, gipfelte in dem Aufruf an seine Anhänger, der so ganz anders war als eine heute benutzte Parole: Sie sollten Amerika zu dem machen, was es sein kann; sie sollten Amerika zu einer besseren Nation machen. Und er schloss mit Worten der Furchtlosigkeit: «Ich sorge mich um nichts, ich fürchte keinen Menschen. Denn meine Auge haben den Glanz der Wiederkehr des Herrn gesehen.» (SDA)