Es gibt vieles, was uns über uns selbst unbekannt ist und von dem wir mitunter sogar das Gegenteil annehmen. Ein gutes Beispiel ist der Rassismus. Nur Neonazis bekennen sich offen dazu, während alle anderen sich von diesen entschieden abgrenzen – und dann doch ihre Handtasche umklammern, wenn sich in der Strassenbahn ein Dunkelhäutiger neben sie setzt. Oder wenn sie eine Wohnung zu vermieten haben, sie einem Bewerber geben, dessen Name nicht auf -ic endet. Oder von einem Juden, dem sie begegnen, erwarten, dass er ihnen jeden Moment einen obskuren Handel vorschlägt.
Eine Selbstablehnung ist gefährlich
Mit der Selbstablehnung verhält es sich ähnlich. Die meisten Leute würden wohl behaupten, dass sie sich selbst gut leiden können, aber tatsächlich pflegen nur die wenigsten eine liebevolle Haltung sich selbst gegenüber und halten es gut aus, mit sich allein zu sein. Alle anderen finden sich, ohne es zu wollen und ohne zu wissen weshalb, regelmässig in destruktiven Beziehungen, psychisch belastenden Jobs und respektlosen Freundschaften wieder.
Sie stehen dazu, dass Sie sich nicht gernhaben. Das ist sehr ehrlich und mutig. Die Konsequenzen Ihrer Selbstablehnung werden Sie kaum überraschen, sondern sind für Sie wohl nur eine Bestätigung: Ich hasse mich – kein Wunder, ist mein Leben so unerfreulich. Ich hasse mich – kein Wunder, habe ich keine Beziehung. Sie wissen, woran Sie mit sich sind. Damit sind Sie schon viel weiter als die meisten Ihrer Mitmenschen.
Finden Sie es gut, sich selbst zu hassen?
Nun müssen Sie entscheiden, ob Sie es wirklich gut finden, sich selbst zu hassen. Es ist wohl kaum das, was Ihre Seele will. Aber vielleicht glauben Sie, keine Alternative zu haben. Probieren Sie darum doch einfach mal eine bewusst neutrale Haltung sich selbst gegenüber aus, und achten Sie auf die Veränderungen. Sie wissen ja bereits, dass Sie die Quelle dafür sind.