Thomas Meyer rät
«Niemand raucht, weil es schmeckt»

«Ich habe einen ziemlich ungesunden Lebensstil – ich rauche und trinke viel. Ein Freund fragte mich nach dem Grund dafür, aber ich konnte keinen nennen» , schreibt unser Leser. Thomas Meyer nimmt Stellung zu dieser Lebensfrage.
Publiziert: 17.01.2019 um 08:36 Uhr
Warum trinken wir Alkohol oder rauchen, auch wenn wir wissen, dass es ungesund ist?
Foto: KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA BELLA
Thomas Meyer

Unter all den Dingen, die wir tun, gibt es solche, von denen wir genau wissen, warum wir sie tun. Dann gibt es solche, bei denen wir dies lediglich glauben, die aber ganz andere Gründe haben. Und schliesslich gibt es Verhaltensweisen, die wir uns noch nicht mal im Ansatz erklären können. Das macht es schwierig, etwas daran zu ändern.

Es gibt doch immer einen Grund

Auch wenn Sie ihn nicht kennen, gibt es doch einen Grund, warum Sie so viel rauchen und trinken. Schreiben Sie auf, was Ihnen diese Tätigkeiten verschaffen. Als Erstes werden Ihnen vermutlich Motive wie Entspannung und Ausgelassenheit in den Sinn kommen, aber das ist nur Werbetext, mit dem Sie sich die Sache verkaufen. Fragen Sie sich ganz ehrlich: Was für einen Gewinn beziehe ich aus dem Missbrauch von Alkohol und Tabak, obschon ich weiss, dass mir das nicht guttut? Lesen Sie erst dann weiter! Niemand raucht, weil es so gut schmeckt. Man raucht, weil man das Rauchen mit Funktionen aufgeladen hat, die einem unverzichtbar erscheinen: Es macht selbstsicher, vertreibt Langeweile und beruhigt. Am Ende raucht man, ob man nun ängstlich, wütend oder zufrieden ist – alles ist ein Anlass. Vor allem raucht man aber wegen mangelnden Respekts: Wer sich und seinen Körper achtet, tut sich das Rauchen nämlich nicht an.

Alkohol ist ein stimmungsaufhellendes Psychopharmakon

Mit dem Trinken verhält es sich ganz ähnlich: Alkohol ist ein stimmungsaufhellendes Psychopharmakon, das man sich selbst verschreiben kann. Schon eine relativ geringe Dosierung führt dazu, dass man nie richtig empfinden muss. Kommen unangenehme Gefühle hoch, spült man sie einfach wieder herunter. Was uns zur entscheidenden Frage bringt: Was war es, das Sie dazu gebracht hat, sich schlecht zu behandeln und ständig davon abzulenken? Ändern können Sie es nicht mehr. Aber Sie können sich fragen, ob es schlauere Möglichkeiten gibt, damit umzugehen.

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