Thomas Meyer rät
Kann man sich auch mit 38 beruflich neu orientieren?

«Ich bin 38 und will mich beruflich neu orientieren. Mich interessieren verschiedene Dinge, aber nichts davon sticht heraus», schreibt unser Leser. Thomas Meyer nimmt Stellung zu dieser Lebensfrage.
Publiziert: 11.04.2018 um 14:53 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:05 Uhr
Berufliche Neuorientierung beginnt oft mit einer Vision.

Wer eine berufliche Bestimmung hat, hat es einfach: Alle Tätigkeiten, die ihr widersprechen, fühlen sich für ihn komplett falsch an, und jene, zu der er berufen ist, ruft ein Empfinden himmlischen Passens hervor. Für ihn geht es nicht darum, seine Berufung zu erkennen, sondern ihr zu folgen. Gegen alle Widerstände. Wenn Sie Ihre mit 38 noch nicht gefunden haben, gibt es zwei Möglichkeiten: Sie sind ein ausgemachter Angsthase – oder Sie haben keine.

Nicht jeder hat eine Berufung

Nicht jeder hat dieses eine Ding, in dem er exzellent ist. Viele Menschen können Diverses gut. Sie sind zuverlässige Projektmanager, geschickte Tontechniker oder sorgfältige Versicherungsberater – können das eine wie das andere sein. Es ist nicht so wichtig. Auch in Ihrem Fall gibt es offenbar nichts, was Sie dringend und unbedingt tun müssen. Deswegen ragt aus all den gegenwärtigen Optionen auch keine heraus. Einerseits ist das ein bisschen schade, denn es ist die reine Schönheit, wenn jemand von seiner Bestimmung erfüllt ist.

Das tun, worauf man Lust hat

Andererseits bedeutet es auch eine Menge Freiheit: Sie können buchstäblich tun, was Sie wollen, und sich den Luxus erlauben, einzig darauf zu achten, ob Sie sich wohlfühlen in Ihrem Job. Andere Dinge sind für Sie wichtiger – Freunde, Hobbys, das Leben. Sobald Sie entsprechend umgewichten, ist es auch nicht mehr schlimm, dass Sie nicht vom Schicksal verpflichtet sind, beruflich auf einem bestimmten Pfad zu wandeln.

Aber wer weiss – vielleicht sind Sie es ja trotzdem und tun es nur nicht, weil Sie ein ausgemachter Angsthase sind. Diese Möglichkeit sollten Sie unbedingt genau prüfen, bevor es zu spät ist. Denn seiner Berufung nachzugehen, kostet zwar Mut. Es aber nicht zu tun, hat einen noch viel höheren Preis: die Achtung vor sich selbst. Und der ist immer zu hoch.

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