Neun erfolgreiche Kreative mit afrikanischen Vorfahren
Black Art Matters

Menschen mit afrikanischen Vorfahren sind in vielen Bereichen der Kultur unterrepräsentiert. Dank der «Black Lives Matter»-Bewegung, die 2013 entstand, hat die Diversität aber wenigstens zugenommen. Neun Gesichter hinter tollen Geschichten.
Publiziert: 09.11.2020 um 11:39 Uhr
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Aktualisiert: 09.11.2020 um 16:10 Uhr
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«Lovecraft Country» (Sky Show) ist der neue Serienerfolg aus den USA.
Foto: HBO
Jonas Dreyfus

Jung-Autoren


Brandon Taylor

Der Afroamerikaner studierte Biochemie, bevor er mit dem Schreiben begann – sein hochgelobter Debütroman «Real Life» steht in der engeren Auswahl für den diesjährigen Booker Prize und erscheint kommendes Jahr auf Deutsch. Er handelt von einem schwulen Afroamerikaner aus den Südstaaten, der in einem von Weissen geprägten Uni-Umfeld im Mittleren Westen seinen Weg finden muss. Taylor, 30 Jahre alt, ist selbst homosexuell und stammt aus dem ländlichen Bundesstaat Alabama.


Olivia Wenzel

Die 35-jährige Deutsche erlebte als Kind und Jugendliche einer weissen Mutter und eines schwarzen Vaters aus Sambia in Thüringen, ehemals DDR, praktisch jede Form von Rassismus. Ihr gefeierter Debütroman «1000 Serpentinen Angst», der dieses Jahr auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand, bringt auf den Punkt, was es mit einem machen kann, wenn man als einzige nicht weisse Person in einem feindseligen Klima aufwächst. Ganz nebenbei erfindet die Autorin eine neue Art der Erzählform.


Oyinkan Braithwaite

Der 33-jährigen nigerianisch-britischen Autorin gelang mit ihrem Debüt «Meine Schwester, die Serienmörderin» ein Überraschungserfolg. Die «Los Angeles Times» wählte es zum besten Krimi des Jahres 2019 – angeblich hat sich dasselbe britische Studio die Filmrechte gesichert, das bereits Erfolge wie «Hot Fuzz» und «Baby Driver» verbuchte. Im Roman muss eine unscheinbare Krankenschwester in Lagos die Morde ihrer Schwester vertuschen, die Männer nicht nur reihenweise verschlingt, sondern auch umbringt.

Journalisten

Edward Enninful

Der in Ghana geborenen Brite ist seit 2017 Chefredaktor der UK-«Vogue» und damit eine der einflussreichsten Persönlichkeiten in der Branche. Gemäss Gerüchten könnte er eines Tages sogar die Nachfolge von Anna Wintour, Chefin der US-«Vogue», antreten. Enninful (48) kämpft seit Jahrzehnten gegen diskriminierende Tendenzen in der Modewelt und für eine vielfältige Auswahl an Models auf Laufstegen oder in Fotostrecken. Auf dem ersten Titelbild unter seiner Leitung posiert Model und Aktivistin Adwoa Aboah.

Samira Nasr

«Ich denke von Natur aus bunt», sagte die 56-jährige Tochter eines Vaters aus dem Libanon und einer Mutter aus Trinidad, als der Verlag von «Harper's Bazaar» sie diesen Sommer zur neuen Chefredaktorin ernannte. Nasr ist in der über 150 Jahre alten Geschichte des ältesten Modemagazins der USA die erste «Woman of Colour» auf diesem Posten. Bei ihrem Antritt dankte sie den «Black Lives Matter»-Demonstranten, deren Engagement dafür gesorgt hat, dass zahlreiche Fälle von Diskriminierung in Redaktionen von Lifestyle-Magazinen publik wurden.

Lindsay Peoples Wagner

Sie ist erst 30 Jahre alt und bereits Chefredaktorin der «Teen Vogue». Peoples Wagner stammt aus Wisconsin und begann ihre steile Karriere als Praktikantin. Zwischenzeitlich arbeitete sie beim «New York»-Magazin und sorgte dort mit einem Artikel für Aufsehen, für den sie 100 Personen dazu befragte, was es heisst, als Schwarze oder Schwarzer im Modegeschäft zu arbeiten. Mit einer Berufskollegin gründete sie diesen Sommer den Black in Fashion Council, der sich für mehr Diversität in der Mode- und Beauty-Industrie einsetzt.

Filmschaffende

Jordan Peele

Seit dem 13. November läuft auf Sky Show die Serie «Lovecraft Country». Ihr Produzent ist neben J. J. Abrams («Star Wars», «Mission Impossible» etc.) der Afroamerikaner Jordan Peele (41), der 2018 für den Film «Get Out» einen Oscar für das beste Drehbuch gewann. Seine Spezialität sind Horrorfilme, die sich ironisch und metaphorisch mit der Geschichte der Rassendiskriminierung in den USA auseinandersetzen. «Lovecraft Country» lief ursprünglich auf HBO und war dort eine der erfolgreichsten Serien in der Geschichte des Senders.

Michaela Coel

Die multitalentierte Londonerin mit ghanaischen Wurzeln erhielt für «I May Destroy You» (Sky Show) ein Angebot von Netflix für eine Million Dollar und lehnte ab, weil sie die Autorenrechte nicht abgeben wollte. Das zeigt, in welcher Liga Coel spielt. Bereits die erste von ihr kreierte Serie, «Chewing Gum», war autobiografisch gefärbt, ihre aktuelle basiert auf einer Partynacht, in der ein Unbekannter sie betäubte und vergewaltigte. Die 33-Jährige schrieb das Drehbuch, führte Regie und spielt die Hauptrolle.

Ava DuVernay

Die 48-jährige Kalifornierin gilt als erfolgreichste schwarze Regisseurin. In Filmen wie «Selma» oder Serien wie «When They See Us» arbeitet sie die Geschichte des afroamerikanischen Freiheitskampfes auf. Ihr jüngstes Projekt: Sie will Verantwortliche von Polizeigewalt zur Rechenschaft ziehen, indem sie sie filmisch porträtiert. Ganz nebenbei ist DuVernay auch noch die erste afroamerikanische Filmemacherin, die für einen Film («Das Zeiträtsel» von Disney) ein Budget von mehr als 100 Millionen Dollar zugesprochen bekam.


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