Neue Erhebung zeigt
Schweizer sind glücklicher, als sie glauben

Die meisten Schweizer bezeichnen sich als glücklich oder eher glücklich. Dies zeigt eine neue Befragung. Trotzdem nehmen aber Depressionen und Angsterkrankungen zu.
Publiziert: 19.03.2024 um 00:19 Uhr
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Aktualisiert: 19.03.2024 um 06:55 Uhr
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Fast am Wichtigsten fürs persönliche Glück: Beziehungen.
Foto: Getty Images/Westend61
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Silvia TschuiGesellschafts-Redaktorin

Wie glücklich sind die Schweizer? Dieser Frage ging die Marketing-Agentur Marketagent in ihrem Glücks-Report nach, den sie heute veröffentlichte. Hierfür hat die Agentur während zwei Wochen etwas über 1000 Menschen via Online-Fragebogen befragt.

Überraschendes Resultat: Gemäss eigenen Aussagen sind die Schweizer glücklicher, als sie glauben: Während nur 6 Prozent angeben, sie würden die Schweizer generell für «sehr glücklich» halten, geben doch 17 Prozent, knapp ein Fünftel, an, sich für «sehr glücklich» zu halten. Interessant dabei: Mehr Deutschschweizer, insgesamt 19 Prozent halten sich im Gegensatz zu Westschweizern für Glückspilze: Dort sind es nur 11 Prozent, die sich als «sehr glücklich» bezeichnen – nur etwas über jedem oder jeder Zehnten.

Insgesamt zeigt sich auch ein positives Bild, was das Glücksempfinden der Schweizer betrifft: Auf einer Skala von null (nicht glücklich) bis zehn (sehr glücklich) gibt rund ein Fünftel ein eher schlechtes Glücksempfinden (Mittelwert null bis fünf) an. Rund 80 Prozent sehen sich als eher glücklich bis sehr glücklich (Mittelwert sechs bis zehn).

Zufrieden – aber Depressionen nehmen zu

Dem gegenüber steht der letztjährige Bericht von Obsan – dem Schweizerischen Gesundheitsobservatorium. Auch er geht davon aus, dass rund 60 Prozent der Schweizer im Grossen und Ganzen zufrieden mit ihrem Leben sind. Aber die Psychiatriekosten sind seit dem Jahr 2006 steigend – von 1,4 Milliarden Franken aus der obligatorischen Krankenversicherung im Jahr 2006 bis ca. 2,4 Milliarden im Jahr 2022.

Insbesondere bei jungen Frauen und Mädchen haben Depressionen und Angststörungen zugenommen. Etwa zwei Drittel der jungen Frauen zwischen 15 und 24 Jahren zeigen leichte bis schwere depressive Symptome. Auch bei den Erwachsenen haben Patienten- und Hospitalisierungsraten aus psychologischen und psychiatrischen Gründen zugenommen.

Am glücklichsten sind Schweizer gemäss der Erhebung von Marketagent übrigens im fortgeschrittenen Alter: Ab 60 Jahren steigt die Zufriedenheit an. Dann bezeichnet sich jeder Vierte als «sehr glücklich». Dies, obwohl viele Schweizer – fast 40 Prozent – denken, man sei in den eher jungen Jahren zwischen 20 und 40 am glücklichsten.

Das beste Antidepressivum: Beziehungen!

Während diese aktuelle Studie eine Momentaufnahme darstellt, hat eine Langzeitstudie der Universität Harvard (USA), die letztes Jahr abgeschlossen und publiziert wurde und sich über einen Zeitraum von 80 Jahren erstreckte, ziemlich genau festmachen können, was denn eigentlich ein glückliches Leben ausmacht.

Neben Faktoren wie Gesundheit, gesellschaftlicher Anerkennung und genügend Geld sind dies hauptsächlich und in erster Linie persönliche Beziehungen. Damit meinen die Forscher nicht hauptsächlich Paarbeziehungen, sondern auch die Beziehungen zu Familie, Freunden, Kollegen, Bekannten und Nachbarn.

Sogar Zufallsbegegnungen können gemäss den Forschern, die das Ergebnis der Studie letztes Jahr im Buch «The good life» zusammengefasst haben, das Wohlbefinden nachhaltig steigern. Um glücklicher zu werden, empfehlen sie explizit, den «sozialen Muskel» zu trainieren. Also: sich bei Freunden zu melden, sich zu verabreden, neue Kontakte via Vereine oder Interessen zu knüpfen. Sogar ein Kompliment an eine wildfremde Person auf der Strasse habe einen positiven Einfluss aufs eigene Wohlbefinden.


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