Fans ausser Kontrolle
So versuchen sie Stars wie Taylor Swift und Billie Eilish zu kontrollieren

Fans wollen Stars vorschreiben, wie sie sich kleiden, mit wem sie zusammenarbeiten und mit wem sie eine Beziehung führen dürfen. Warum sie das tun und warum solche Kritik eher junge Frauen trifft, erklärt Beziehungsexpertin und Psychologin Caroline Fux.
Publiziert: 05.06.2023 um 18:08 Uhr
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Aktualisiert: 06.06.2023 um 11:35 Uhr
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So finden Fans US-Sängerin Billie Eilish cool: In Hip-Hop-Kleidern.
Foto: keystone-sda.ch

Zwei der international erfolgreichsten Popstars müssen sich aktuell gegen ihre eigenen Fans wehren. Zum einen US-Sängerin Taylor Swift (33), derzeit die weltweit erfolgreichste Sängerin überhaupt. Sie arbeitete jüngst mit der New Yorker Shooting-Star Rapperin Ice Spice (23, bürgerlicher Name: Isis Naija Gaston) und steht deshalb mitten in einem veritablen Shitstorm. Denn «Ice Spice» ist schwarz – und Swift scheint eine frische Beziehung zu einem Mann zu haben, der sich wiederum rassistisch geäussert haben soll: Matt Healy (34), Sänger der Popband The 1975 und Freund der drastischen Provokation, Hitlergruss inklusive. Swift verliert deswegen aktuell Fans und Followers auf Social Media. Genauso wie Popstar Billie Eilish (21). Sie kleidet sich nicht mehr wie früher in weitem Teenie Hip-Hop-Style, sondern zeig sich in femininer Kleidung. Auch sie hat massenhaft Followers verloren – und nennt ihre Ex-Fans, die sich darüber ärgern, öffentlich «Idioten».

Fans scheinen insbesondere weiblichen Idolen zunehmend vorschreiben zu wollen, wie sie sich zu kleiden haben, mit wem sie zusammenarbeiten dürfen, sogar mit wem sie eine Beziehung führen – wer nicht folgt, dem wird die Fan-Liebe entzogen. Beziehungsexpertin Caroline Fux weiss warum: «Fans führen eine Art Beziehung mit einer Kunstfigur, das bietet sehr viel Raum für Interpretation und Identifikation.» Man könne sich also aufgrund einiger Äusserlichkeiten zu einem grossen Teil selbst im eigenen Kopf zusammenschustern, wie das Idol zu sein hat – und glaubt, sie zu kennen. «Echte Personen verändern sich aber. Wird man bei einer so einseitigen Beziehung, wie ein Fan sie zu seinem Idol hat, vor vollendete Tatsachen dieser Änderung gestellt, fühlt sich das an, wie ein Verrat oder eine Verlassen werden in einer echten Beziehung», sagt Fux.

Social Media, Jugend, Frauenrollen

Zudem seien viele der Fans sehr jung, in einer Phase, in der sie ihre Identität ausserhalb des Elternhauses suchen – und sich an Vorbildern orientieren. «Wenn sich diese verändern, bricht ein Teil dieser sozusagen frisch selbst gebastelten Identität weg» – und das schmerze. Frauen treffe dies mehr als Männer, weil die Vorstellung davon, wie eine Frau zu sein habe, gesellschaftlich noch immer stärker verbreitet sei, als bei Männern – «aber auch die spüren wegen Schönheitsidealen aus Social Media leider zunehmend denselben Druck», sagt Fux. Das Phänomen sei im übrigen eigentlich nicht neu – «neu ist dabei nur, dass jeder auf Social Media eine Stimme hat». Und man müsse relativieren, sagt Fux: «Wenn man Millionen von Followern hat, ist auch die Chance gross, dass da vielleicht tatsächlich ein paar tausend ‹Idioten› darunter sind.»

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