Einige der genialsten Köpfe der Geschichte hatten eines gemeinsam: Sie waren Linkshänder. Ist das Zufall oder hängt die Intelligenz eines Menschen tatsächlich von seiner Händigkeit ab? In der Schweiz meistern schätzungsweise 10 bis 15 Prozent ihr Leben mit links. Der Anteil der Linkshänder in der Gesellschaft schwankt je nach Kultur stark.
Linkshänder werden oft diskriminiert
In Japan sind es nur drei Prozent der Bevölkerung, da Eltern ihre Kinder immer noch konsequent auf den «rechten» Weg bringen. In unseren Breitengraden erging es den «Linksausgerichteten» kaum besser. Im Mittelalter wurden sie als Hexen verbrannt. Und bis in die 1970er Jahre erzogen Schweizer Schulen sie zu «Normalen» um. Die Diskriminierung widerspiegelt sich auch in unserer Sprache. Ein linker Typ ist hinterlistig. Aber das Herz am rechten Fleck haben die Guten.
Lefty-Shops
Linkshänder leiden jedoch nicht nur unter einer sprachlichen Herabwürdigung. Sie gelten als ungeschickt. Das hat einen Grund: Gewöhnliche Scheren und Dosenöffner stellen den Lefty vor eine feinmotorische Herausforderung. Kein Wunder stellt er sich linkisch an. Diejenigen, die sich das Leben leichter machen wollen, müssen auf Spezialanfertigungen zurückgreifen. Diese verkauft beispielsweise www.linkerhand.ch. Ob aber ein Linkshänder-Portemonnaie ihnen wirklich einen merklichen Vorteil bietet, bleibt dem rechtshändischen Laien schleierhaft.
«Linke Genialität»
Doch die Linkspräferenz ist nicht nur negativ besetzt. Linkshänder gelten als potentiell genial. Lange Listen von grossen Denkern und Schaffern finden sich im Internet dazu: Leonardo da Vinci, Pablo Picasso und auch Jimi Hendrix waren Linkshänder. Chris McManus, Professor am University College in London und langjähriger Linkshänder-Forscher, weiss jedoch: «Der durchschnittliche IQ von Rechts- und Linkshändern ist praktisch identisch.» Nur sind Linkshänder in den Extremen häufiger anzutreffen.
Eine Studie mit 11 000 Kindern in England hat ergeben, dass es deutlich mehr Linkshänder unter den stark zurückgebliebenen und den hochbegabten gibt.
Die Mehrheit gewinnt
Linkshänder befremden die Masse der Rechtshänder seit je her. Sie stellen eine gesellschaftliche Minderheit dar, die mit vielen Vorurteilen zu kämpfen hat, die aber auch als überdurchschnittlich kreativ gilt.
Doch warum ist die Händigkeit ein so starkes Thema? Professor McManus hat dafür eine einfache Erklärung: «Weil die meisten Menschen Rechtshänder sind. Die Mehrheit gewinnt, das ist immer so.»