Diese drei Projekte fördern das Miteinander im Lockdown
Trotz Abstand zusammen

Drei innovative Projekte aus der Bevölkerung zeigen: Man kann auch im Lockdown mit fremden Menschen kommunizieren, diskutieren – sogar flirten. Wir stellen sie vor.
Publiziert: 18.04.2020 um 14:05 Uhr
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Aktualisiert: 20.04.2020 um 13:08 Uhr
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Kafi Freitag (44) hatte eine Idee, wie man in Corona-Zeiten fremde Menschen zusammenbringt.
Foto: Instagram
Gioia Senese

«Binenand»

Unsere Freunde und Liebsten fehlen uns momentan sehr, doch während des normalen Alltags spricht man nicht nur mit Bekannten. So vermisst mancher das spontane, lockere Gespräch mit Fremden in der Bibliothek oder auf dem Spielplatz.

So auch Coach und Podcasterin Kafi Freitag (44). Deshalb hat sie die Plattform binenand.ch ins Lebens gerufen. Das Konzept: Per Knopfdruck wird man mit einer zufälligen Person verbunden und beginnt ein Gespräch. Nach drei Minuten wird man unterbrochen und muss entscheiden, ob man die Konversation weiterführen oder beenden will.

Das Spezielle an «binenand» ist, dass es nur auditiv und anonym ist. «Es soll bei ‹binenand› nicht ums Aussehen gehen, sondern ausschliesslich um den Gesprächsinhalt. Man muss sich nicht aufhübschen, es funktioniert auch im Pischi», so Freitag.

Schon kurz nachdem die Plattform online war, wurden täglich mehrere Hundert Gespräche geführt. An Karfreitag gab es zudem eine spezielle Aktion. Bekannte Persönlichkeiten wie Marc Sway (40), Baschi (33), Hazel Brugger (26), Peter Schneider (62), Nik Hartmann (47), Emil Steinberger (87) oder Blick-TV-Moderatorin Sylwina Spiess (30) sowie viele weitere waren ebenfalls auf «binenand» und haben zufällige Privatgespräche geführt.

www.binenand.com

«Be my Quarantine»

Dieses Projekt spricht Singles an, deren Dating-Leben durch das Virus quasi gestorben ist. Wie bei anderen Dating-Seiten muss man einen Fragebogen mit klassischen Angaben zur Person ausfüllen, allerdings mit humoristischem Twist.

Oder was würden Sie auf Fragen wie «Welches amtierende Staatsoberhaupt findest du am dümmsten?», «Was ist dein bisheriges Quarantäne-Highlight?» oder «Lady Gaga, Maria Callas oder Helene Fischer?» antworten?

Hier enden die Gemeinsamkeiten mit Tinder & Co. Mara, Selina und Dino, die Gründer von «Be my Quarantine», lesen die Antworten durch und versuchen, ein passendes Gegenstück zu finden. Richtig, es ist kein Roboter, der mit einem Algorithmus das Date findet, es sind echte Personen.

Haben Mara, Selina und Dino ein potenzielles Pärchen gefunden, organisieren sie ein Video-Meeting für die beiden. Datum und Uhrzeit des Video-Calls bestimmen die drei Verkuppler. Ab dann liegt es nicht mehr in ihrer Hand.

Die Resonanz zu ihrem Projekt ist gross. Nach nur elf Tagen waren 1000 Anmeldungen in der Inbox. «Viele haben über Freunde von uns erfahren, und so erlebten wir eine schöne Solidaritätswelle», sagen die Erfinder von «Be my Quarantine».

www.be-my-quarantine.ch

«Bisch nit allei»

Die Gemeinschaftsräume des Seniorenzentrums GRITT in Niederdorf BL sind leer, denn Besucher fallen derzeit aus. Dafür erhalten die Bewohnerinnen und Bewohner im GRITT momentan ungewohnt viel Post. Die Aktion heisst «Bisch nit allei!». Die Leitung des Seniorenzentrums bat die Bevölkerung über ihre Webseite und mit Hilfe der lokalen Presse um Briefe für die Bewohner.

Pro Tag kommen bis zu acht Briefe an, meistens sind es farbenfrohe Kinderzeichnungen, aber auch Anekdoten, Rätsel oder Gedichte. Diese müssen aus hygienischen Gründen aber erst mal laminiert werden.

Die Briefe werden dann auf Wäscheleinen befestigt, wo sie die Senioren durchlesen. «Die Mitarbeitenden schauen die Post gezielt mit den Bewohnenden an, sei es in der Einzelbetreuung oder in kleinen Gruppen», sagt Zentrumsleiter Stephan Hall.

Für die Bewohnerinnen und Bewohner war die Aktion eine Überraschung. Sie sind gerührt und bemühen sich, möglichst viele Briefe zu beantworten. So fühlen sich am Ende alle ein wenig weniger «allei».

www.gritt.ch

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