Die spinnen, die Finnen
Diese 8 Dinge machen die Finnen so glücklich

Bereits zum siebten Mal in Folge ist Finnland das Land mit der glücklichsten Bevölkerung der Welt. Was haben sie, was wir Schweizer nicht haben? Mehr Seen, viel Platz und skurrilen Humor.
Publiziert: 21.03.2024 um 17:09 Uhr
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Aktualisiert: 22.03.2024 um 13:30 Uhr
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Nordlichter in der Unendlichkeit: Die Finnen haben viel Platz.
Foto: Getty Images
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Katja RichardRedaktorin Gesellschaft

Nackt mit Bier

Sauna und Bier: Wer die finnische Lebensweise verstehen will, muss schwitzen.
Foto: imago stock&people

Eine Sauna gehört in Finnland zur Körper- und Geisteshygiene wie die tägliche Dusche. Auf 5,5 Millionen Einwohner kommen 3 Millionen Saunas. Es ist der soziale Schmelztiegel, hier kommen alle zusammen. Anders als hierzulande darf man sich in der Sauna unterhalten, verboten ist, sich zu streiten oder zu schreien. Beim Schwitzen darf man auch ein Bierchen kippen, und es heisst, dass in der Sauna auch oft Geschäfte abgeschlossen werden. Viele haben eine private Sauna im Haus, in öffentlichen Saunen sind Männer und Frauen getrennt und nackt. 

Verrückte Festivals

Skurrile Festivals: Eine Luft-Gitarristin an der Air-Guitar-Weltmeisterschaft in Oulu.
Foto: keystone-sda.ch

Wenn im Sommer die Tage lang und hell bis tief in die Nacht sind, geht es los mit den skurrilsten Festivals. In Oulu findet im August Weltmeisterschaft im Luftgitarren-Spielen statt. Die Air-Gitarristen reisen dafür aus der ganzen Welt an und führen ihre durchaus ernstzunehmende Performance vor einem tobenden Publikum vor. Damit aber nicht genug. Die Finnen sind auch die Erfinder der Weltmeisterschaft im Ehefrauentragen, der Schlamm-Fussball-WM, den Handy-Weitwurf-Weltmeisterschaften, Gummistiefelwerfen und Mückenerschlagen. Und es gibt sogar eine Meisterschaft im Bäume-Umarmen.

Das ganze Jahr Weihnachten

Rentiere und Samichlaus: In Lappland am Polarkreis ist das ganze Jahr Weihnachten.
Foto: Getty Images

Der Samichlaus lebt in Rovaniemi, der Hauptstadt Lapplands im nördlichsten Teil Finnlands am Polarkreis. Hier kann man den Weihnachtsmann das ganze Jahr besuchen. Das lockt auch im Sommer vor allem Touristen aus Asien und Übersee an. Aber auch die Finnen halten sich gern im Norden auf – wegen der stillen Weite. Es gibt hier 200'000 Rentiere, mehr als Menschen. Und die Nordlichter. Sie sind das Highlight in den langen und dunklen Winternächten.

Viel Schnee – viel Platz

Viel Schnee, Stille und Nordlichter: Highlight am Polarkreis.
Foto: Getty Images

Während wir hier die Berge zunehmend künstlich beschneien, gibt es in Finnland noch genug davon. Im Winter sind alle auf den Langlauf-Ski unterwegs, sogar in der Hauptstadt Helsinki ist das die beliebte Alternative zum Joggen. Noch schöner ist es ausserhalb der Stadt. In Finnland gibt es viel Platz. Während in der Schweiz auf eine, Quadratkilometer 219 Einwohnern leben, sind es in Finnland gerade 16.

Nahe an der Natur

Eine einsame Hütte am See: Ein Traum, der in Finnland möglich ist.
Foto: Getty Images

Finnland ist das Land der Seen und Wälder. Es gibt 180'000 Seen, und die Fläche ist zu drei Vierteln mit Wald bedeckt. Fast jeder hat irgendwo ein kleines Häuschen am Wasser – natürlich mit Sauna. Es ist der Treffpunkt für Familie und Freunde zum Grillieren, Fischen und einfach sein. In Finnland kann man spazieren gehen, ohne jemandem zu begegnen. Diese Stille und Weite trägt zur Lebensqualität bei.

Tango im Wald

Tango statt Worte: In Finnland wird draussen getanzt.

Ob ihn die Südamerikaner oder die Finnen erfunden haben, darüber ist man sich nicht ganz einig: Tango gibts im hohen Norden seit 1913 – allerdings wird er im düsteren Moll gespielt. Der Komponist Toivo Kärki gilt als Vater des Tangos. Seine Klänge wurden im Zweiten Weltkrieg im Kampf gegen die Russen in den Feuerpausen eingesetzt und Bauern sollen damit Wölfe vertrieben haben. Finnische Männer tun sich schwer mit Worten, viel lieber tanzen sie mit ihrer Angebeteten im Tango-Schritt durch den Wald.

Fürsorgliche Väter

Gleichberechtigt: Männer und Frauen leisten gleich viel bezahlte und unbezahlte Arbeit.
Foto: Getty Images/Image Source

Dass Frauen Kinder haben und arbeiten gehen, ist in Finnland selbstverständlich und dank Kita-Betreuung auch möglich. Das hat mit der Geschichte des Landes zu tun. Seit der Unabhängigkeit von Russland 1917 waren Frauen im Erwerbsleben für die Wirtschaft genauso wichtig. Wenn es ums Einkaufen, Putzen und Kinderbetreuung geht, sind Frauen und Männer gleichberechtigt: 2021 haben die beiden Geschlechter gleich viel bezahlte und unbezahlte Arbeit geleistet. Das hat auch damit zu tun, dass Väter inzwischen den gleichen Anspruch auf Elternzeit haben. 

Humor, Punk und Poesie

Kult und Kultur: Frontsänger Ville Tuomi aus dem Film «Leningrad Cowboys» von Aki Kaurismäki.
Foto: imago stock&people

Zwei Finnen treffen sich in einer Bar. «Prost», sagt einer. Der andere darauf: «Ich bin doch nicht hergekommen, um zu quatschen.» Der Filmemacher Aki Kaurismäki ist berühmt für seine wortkargen und skurrilen Werke – kein anderer bringt den schrägen Humor aus dem hohen Norden so poetisch auf die Leinwand wie er. Seine Figuren sind gescheiterte Existenzen, die man ins Herz schliesst. So wie in «Leningrad Cowboys» über die schlechteste Rock-'n'-Roll-Band der Welt – dafür mit den besten Elvis-Frisuren. 

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