Britischer Schriftsteller ausgezeichnet
Literaturnobelpreis geht an Kazuo Ishiguro

Ein Brite mit japanischen Wurzeln beerbt Bob Dylan. Den neuen Literatur-Nobelpreisträger Kazuo Ishiguro hatte niemand auf der Liste.
Publiziert: 05.10.2017 um 11:38 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 07:15 Uhr
Kazuo Ishiguro bekommt den Literaturnobelpreis
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Brite mit japanischen Wurzeln beerbt Bob Dylan:Kazuo Ishiguro bekommt den Literaturnobelpreis

Der britisch-japanische Schriftsteller Kazuo Ishiguro (62) bekommt den Literaturnobelpreis. Er wird für «seine Romane von starker emotionaler Kraft» ausgezeichnet, wie die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm bekanntgab. Darin lege er den Abgrund unserer vermeintlichen Verbundenheit mit der Welt bloss, hiess es weiter. «Was vom Tage übrig blieb» und «Alles, was wir geben mussten» gehören zu seinen bekanntesten Werken. Beide Bücher wurden verfilmt.

Damit überrascht die Jury erneut. Im vergangenen Jahr hatte sie Rockmusiker Bob Dylan für seine poetischen Neuschöpfungen in der amerikanischen Songtradition ausgezeichnet. Er habe «den Status einer Ikone» und einen tiefgreifenden Einfluss auf die zeitgenössische Musik, begründete die Jury damals.

Den Preisträger wählt die Schwedische Akademie, die aus Schriftstellern, Literatur- und Sprachwissenschaftlern und Historikern besteht, aus fünf Kandidaten auf einer Shortlist aus. Letzte deutschsprachige Preisträgerin war die Schriftstellerin Herta Müller 2009. Der einzige gebürtige Schweizer Literaturpreisträger war 1919 Carl Spitteler. Aber auch Hermann Hesse, der die Auszeichnung 1946 bekam, war zu dem Zeitpunkt Schweizer Bürger.

Die mit neun Millionen schwedischen Kronen (1,08 Millionen Franken) dotierte Auszeichnung wird erst am 10. Dezember - dem Todestag von Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896) - gemeinsam mit den Nobelpreisen für Medizin, Physik und Chemie in Stockholm verliehen. Nur der Friedensnobelpreis wird in Oslo überreicht.

Die Preise gehen auf Nobels Testament zurück und werden seit 1901 vergeben. Darin legte der Dynamit-Erfinder fest, dass derjenige geehrt werden solle, der in der Literatur im jeweiligen Jahr «das Ausgezeichnetste in idealer Richtung» hervorgebracht hat.

Zahlen zum Literaturnobelpreis

Wir liefern einige (teils kuriose) Zahlen rund um die Auszeichnung:

  • 240 Vorschläge gab es in diesem Jahr, daraus wurden 195 Kandidaten.
  • 113 Preisträger wurden seit 1901 gekürt.
  • 109 Literaturnobelpreise wurden dabei allerdings nur verliehen.
  • 88 Jahre alt war die bislang älteste Preisträgerin, Doris Lessing («Das goldene Notizbuch»), bei ihrer Auszeichnung 2007.
  • 65 Jahre ist das Durchschnittsalter der Literaturnobelpreisträger. Die meisten sind im Juni geboren.
  • 50 Jahre bleiben die Nominierungen für den Literaturpreis auch nach der Auszeichnung noch geheim.
  • 41 Jahre war der jüngste Preisträger, Rudyard Kipling («Das Dschungelbuch»), als er den Preis 1907 bekam.
  • 28 Preisträger haben ihre Werke auf Englisch veröffentlicht.
  • 14 Frauen haben den Preis bislang bekommen, zuletzt die Weissrussin Swetlana Alexijewitsch 2015.
  • 13 deutschsprachige Autoren sind unter den Preisträgern, darunter je nach Zählweise einer oder zwei Schweizer: Einziger gebürtiger Schweizer Preisträger war Carl Spitteler 1919. Aber auch Hermann Hesse war zum Zeitpunkt der Verleihung 1946 Schweizer; er hatte seit 1923 das Berner Bürgerrecht.
  • 7 Mal gab es keinen Nobelpreis: 1914, 1918, 1935 und 1940-43.
  • 4 Mal haben sich zwei Autoren die Auszeichnung geteilt, zuletzt 1974.
  • 2 Preisträger haben den Nobelpreis abgelehnt: Boris Pasternak, der 1958 auf Drängen des Sowjet-Regimes verzichtete, und Jean Paul Sartre 1964, der aus Prinzip keine Ehrungen akzeptierte.
  • 1 Mal ist ein Literaturnobelpreis posthum vergeben worden: 1931 an Erik Axel Karlfeldt. Inzwischen wird das nicht mehr gemacht.
  • Niemand hat den Literaturnobelpreis mehr als einmal bekommen. (SDA/bö)
Holte seinen Preis nicht selbst ab: Bob Dylan.
Foto: AP
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