Jetzt wird sie mit dem Nobelpreis für Literatur 2018 geehrt, wie die Akademie in Stockholm am Donnerstag bekannt gab. Sie werde für ihre «erzählerische Vorstellungskraft» geehrt, die «mit einer enzyklopädischen Leidenschaft das Überschreiten von Grenzen als Lebensform symbolisiert».
Aktuell, politisch, polarisierend sind ihr Werke
Fast sieben Jahre schrieb die polnische Schriftstellerin Olga Tokarczuk an ihrem letzten Roman. Als er 2014 in Polen erschien, traf sie damit den Nerv der Zeit. Ihr Historienroman «Ksiegi Jakubowe» («Die Jakobsbücher») sei angesichts der Migrationskrise hochaktuell, loben Kritiker das Werk über die multikulturelle Geschichte des heute katholisch geprägten Polens. Der Roman ist nun auch in deutscher Übersetzung erschienen. Tokarczuk gehört zu Polens populärsten Autorinnen der jüngeren Generation.
Sie wolle die Geschichte ihres Landes neu aufschreiben, ohne dabei «die schrecklichen Dinge», zu verstecken, sagte die 57-Jährige einmal. Für Tokarczuk ist das ein Mittel im Kampf gegen die zunehmende Fremdenfeindlichkeit in ihrer Heimat.
Längst über Landesgrenzen hinaus bekannt
Seit rund 30 Jahren veröffentlicht Tokarczuk, die in Sulechow bei Zielona Gora (Grünberg) geboren wurde, Gedichte, Romane und Erzählungen. Ihre Werke führen Leser oft in ein Reich zwischen Mythen und Realität. Auch im Ausland machte sich die Polin längst einen Namen. Viele ihrer Romane, darunter «Ur und andere Zeiten» (1996) und «Gesang der Fledermäuse» (2011), wurden ins Deutsche übersetzt.
2015 wurde sie mit dem Brückepreis der Europastadt Görlitz-Zgorzelec geehrt. Ihr Werk weite den Blick auf die neue Literatur in Mittel- und Osteuropa, hiess es damals zur Begründung. Zu ihren Auszeichnungen zählen auch der polnische Buchpreis «Nike» (2015, 2008) sowie der Brücke-Berlin-Preis (2002), den sie mit Übersetzerin Esther Kinsky erhielt.
Tokarczuk erhielt Morddrohungen
Ihr Kampf für Toleranz und vor allem die Konfrontation Polens mit den eigenen Vergehen schufen der Polin auch Feinde. Sogar Todesdrohungen habe sie erhalten, erzählt sie einmal der Zeitung «Gazeta Wyborcza».
Die Autorin war übel beschimpft worden, nachdem sie den ihrer Ansicht nach geschönten Blick vieler Polen auf die Vergangenheit ihres Landes in einem Fernsehinterview kritisiert hatte. «Wir stellen die Geschichte Polens als die eines toleranten Landes dar, aber wir haben schreckliche Dinge getan», sagte sie und kritisierte auch Antisemitismus in der Geschichte ihres Landes an. In bedrohlichen Zeiten sei Kultur aber besonders wichtig, betont Tokarczuk und will sich weiter engagieren: «Vor allem schreiben». (SDA)
Das Nobelkomitee verkündet jedes Jahr Preisträger. Bahnbrechende Entdeckungen gibt es zuhauf. Alles Wissenswerte dazu erfahren Sie auf BLICK.
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