Viele der jüngsten Proteste funktionierten nach dem Muster: «Hört auf, Dinge zu tun, hört auf zu konsumieren, hört auf zu fliegen», so sagt H&M-Chef Karl-Johan Persson (44) in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. Solche Protestaktionen hätten lediglich «einen kleinen Einfluss auf die Umwelt, aber schreckliche gesellschaftliche Konsequenzen».
Klimapolitik sei zwar «unglaublich wichtig». Sie dürfe aber nicht alle anderen Probleme überlagern oder sogar in den Hintergrund drängen. Wichtig sei, «gleichzeitig weiter Jobs zu schaffen, die Gesundheitsversorgung zu verbessern – und all das kommt mit wirtschaftlichem Wachstum». Das gelte auch für die Verringerung der Armut.
Modeindustrie ist wesentliche Akteurin im globalen CO2-Ausstoss
Für Christa Luginbühl, die bei der Nichtregierungsorganisation Public Eye Mitglied der Geschäftsleitung ist, findet: «Das mutet doppelt zynisch an.» Einerseits, weil sich H&M als verantwortungsvolles Unternehmen aufführe, aber gleichzeitig durch den Fast-Fashion-Ansatz den Überkonsum anheize. Damit trage die Modekette auch direkt zur Verschärfung der Klimakrise bei (die Modeindustrie ist eine wesentliche Akteurin im globalen CO2-Ausstoss, im Wasserverbrauch und beim Pestizid-Einsatz). Andererseits, weil die Frage nicht sein könne, ob es Arbeitsplätze per se gibt, sondern ob die geschaffenen Arbeitsplätze den Grundsätzen würdiger Arbeit entsprächen. Und da mache H&M seit Jahren zwar grosse Ankündigungen, zahle aber de facto noch immer keine existenzsichernden Löhne.
Dass die Textilindustrie ein Klimakiller ist, zeigt sich auch hier: Fast die Hälfte aller produzierten Pullover, T-Shirts und Kleider landen im Müll. Sie werden also gar nie von einem Kunden oder einer Kundin je getragen.