In Afrika entsteht ein grünes Weltwunder. Eine 8000 Kilometer lange Barriere aus Bäumen und Pflanzen, die bis 2030 errichtet werden soll. Die sogenannte Grüne Mauer erstreckt sich vom Senegal im Westen bis nach Dschibuti im Osten Afrikas entlang der Sahel-Region.
Ein Naturwunder, das Millionen Menschen Jobs, Nahrung und eine Zukunft sichert. Das ambitionierte Projekt wirkt dem Klimawandel und der Wüstenbildung entgegen. Es ist jedoch noch ein weiter Weg, bis die Mauer steht.
Was ist das Problem?
Länder in Afrika erleben seit den 1960er-Jahren ein extremes Bevölkerungswachstum. In Niger lebten 1960 beispielsweise rund drei Millionen Menschen. Heute sind es 21 Millionen. Die vielen Menschen und ihre Nutztiere beanspruchen den Boden und die Natur stark. Kombiniert mit dem Klimawandel resultiert daraus eine schnell voranschreitende Wüstenbildung.
Die Sahel-Wüste breitet sich aus und macht den Boden unfruchtbar. Dürren, Lebensmittelknappheit und Konflikte über Ressourcen plagen die Bevölkerungen. Die Uno schätzt, dass 50 Millionen Menschen im nächsten Jahrzehnt Klimaflüchtlinge werden. Um dem entgegenzuwirken, wurde 2007 das Projekt «Grüne Mauer Afrikas» ins Leben gerufen. Damit soll das Land in der Sahel-Region wieder fruchtbar gemacht werden.
Durch die Grüne Mauer sollen:
- 100 Millionen Hektar Land wieder fruchtbar gemacht werden
- 20 Millionen Menschen Zugang zu Nahrung bekommen
- 350'000 Jobs geschaffen werden
- 250 Millionen Tonnen CO2 aus der Atmosphäre gefiltert werden
Wo steht das Projekt?
Damit der Projektplan aufgeht, müssen jedes Jahr zehn Millionen Hektar Land wieder fruchtbar gemacht werden. Das entspricht einer Fläche der Grösse von Island. Von dieser Geschwindigkeit ist man noch weit entfernt. Aktuell liegt der Fortschritt des Projekts bei rund 15 Prozent.
Trotzdem hat das Projekt schon wichtige Erfolge erzielt:
- In Senegal wurden 12 Millionen Bäume gepflanzt, die langen Dürreperioden standhalten können.
- In Äthiopien wurden 15 Millionen Hektar unfruchtbares Land wieder aufgefrischt und neu bepflanzt.
- In Nigeria waren es fünf Millionen Hektar Land.
- In Niger wurden ebenfalls fünf Millionen Hektar Land wieder gesund gepflegt. Dank der guten Bewirtschaftung des Landes unter Einbezug der kleinsten Dörfer können jetzt zweieinhalb Millionen Menschen mehr mit Nahrung versorgt werden.
- In Burkina Faso wurden drei Millionen Hektar Land wieder nutzbar gemacht. Die Dörfer setzten dazu die «Zaï»-Technik ein, bei der Löcher gegraben werden, in die man Termiten setzt, damit sie den Boden auflockern und so Wasser einfacher eindringen kann.
- Auch in Uganda, Mali und Ruanda wurden mehrere Hunderttausend Hektar Land wieder aufgefrischt.
Nach einem Jahrzehnt der Arbeit wurde zudem klar, dass die ursprüngliche Vision der Mauer nicht die beste Lösung ist. Die Grüne Mauer Afrikas sollte ursprünglich ein 15 Kilometer «dünnes» Band aus Bäumen werden. Eine wahrhafte Mauer. Der neue Plan ist, die Sahel-Wüste mit einem grossflächigen Band aus Pflanzen und Bäumen einzuschliessen. Auch Länder nördlich der Wüste wie Algerien und Tunesien sind jetzt involviert.
Wer finanziert die Grüne Mauer Afrikas?
Als Koordinator des Projekts fungiert die Afrikanische Union – das afrikanische Pendant zur EU. 21 afrikanische Länder unterstützen die Initiative. Die Afrikanische Union arbeitet stark mit Partnern wie der EU, FAO, Weltbank und der Uno zusammen.
Teilnehmer des Pariser Klimagipfels 2015 sprachen von einer gesammelten Unterstützung von vier Milliarden US-Dollar für die Grüne Mauer. Zu den grössten Unterstützern gehören die französische Regierung, die EU und die Weltbank.
2018 gab die Regierung Irlands bekannt, dass man die Grüne Mauer mit 1,2 Millionen Euro unterstützen will. Damit sollen über eine Million Bäume in Afrika gepflanzt werden. Sie nennt es das «Laudato Tree Project».
Irlands Präsident Michael D. Higgins sagt dazu: «Durch die Fähigkeit, Länder und Gemeinschaften in Solidarität zu vereinen, steht die Grüne Mauer Afrikas für die beste Art der internationalen Kooperation, die wir in diesem Jahrhundert brauchen.»
Für jeden fünften Baum in Afrika soll zudem einer in Irland gepflanzt werden. Irland ist der EU-Staat mit der geringsten Baumdichte. Die Verbindung zwischen Irland und der Grünen Mauer entstand durch einen Papst-Besuch in Irland, bei dem sich Papst Franziskus für den Umweltschutz aussprach.
China gab 2018 bekannt, dass es das Projekt ebenfalls unterstützen will. Das Xinjiang Institut für Ökologie und Geografie wird Experten und Technologie beisteuern.
Die offiziellen Partner der Grünen Mauer Afrikas:
- Die Afrikanische Union
- Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO)
- Die Globale Umweltfazilität
- Frankreich
- Die IUCN
- Die Weltbank
- Das ständige zwischenstaatliche Komitee zur Bekämpfung der Dürre im Sahel (CILSS)
- Die EU
- Die Royal Botanic Gardens (Kew)
- Das Sahara und Sahel Observatorium
- Die Wüstenkonvention der UN (UNCCD)