Plastikteilchen nehmen den Luftweg
Kunststoff im Schnee der Alpen und der Arktis

Mikroplastik im Meer, in den Tieren und nun auch im Schnee. Atmen wir die kleinen Plastikteilchen auch schon ein?
Publiziert: 16.08.2019 um 09:52 Uhr
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Aktualisiert: 07.07.2020 um 08:06 Uhr
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Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts nutzen die Bordhelikopter des Forschungseisbrechers Polarstern, um Schneeproben auf dem Meereis zu nehmen.
Foto: Kajetan Deja
Barbara Ehrensperger

Winzig kleine Plastikteile können über riesige Distanzen durch die Atmosphäre transportiert und vor allem mit dem Schnee aus der Luft ausgewaschen werden. Das zeigt eine Studie von Forschenden des Alfred-Wegener-Instituts und des schweizerischen WSL-Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF).

Wie die Experten um Melanie Bergmann und Gunnar Gerdts jetzt in einer Mitteilung und im Fachjournal «Science Advances» schreiben, konnten sie durch eine Analyse von Schneeproben aus Helgoland, Bayern, Bremen, den Schweizer Alpen und der Arktis feststellen, dass Schnee an allen Orten hohe Konzentrationen an Mikroplastik aufweist. Sogar in Spitzbergen und im Schnee auf treibenden Eisschollen fanden sie Plastikteilchen.

In Bayern hat es am meisten

«Es liegt auf der Hand, dass ein Grossteil des Mikroplastiks über die Luft in den Schnee gelangt. Wahrscheinlich kommt ein Teil davon sogar aus Europa», sagt Melanie Bergmann, Forscherin am Alfred-Wegener-Institut. Gestützt wird die Vermutung durch ältere Untersuchungen an Pollenkörnern, mit denen andere Wissenschaftler zeigen konnten, dass Pollen über die Luft aus den mittleren Breiten in die Arktis gelangen. Denn Pollen sind ungefähr gleich gross wie Mikroplastikteile.

154'000 Partikel pro Liter, den höchsten Wert, fanden die Forscher in Proben von einer Landstrasse in Bayern. In der Arktis enthielt der Schnee immer noch bis zu 14'400 Partikel pro Liter.

Unterschiedlicher Plastik gefunden

In der Arktis fand man vor allem Nitril-Kautschuk, Acrylate und Lackteilchen. Nitril-Kautschuk wird häufig in Dichtungen und Schläuchen verwendet. Kunststoffhaltige Lacke werden verwendet bei Oberflächen von Gebäuden, Schiffen, Autos und Offshore-Anlagen. Die Proben der bayerischen Landstrasse enthielten verschiedene Arten von Kautschuk. Diesen hat es vor allem in Autoreifen.

Atmen wir Mikroplastik ein?

Dass ein Grossteil des Mikroplastiks in Europa, aber auch in der Arktis, über die Luft und den Schnee eingetragen wird, daran besteht für die AWI-Expertinnen und -Experten angesichts der meteorologischen Gegebenheiten kein Zweifel. Das führt Melanie Bergmann zur Frage: «Inwieweit atmen wir Plastik ein und werden auf diesem Weg belastet?» Diese Frage lässt sich noch nicht beantworten – aber hoffentlich bald.

Das müssen Sie über Mikroplastik wissen

Selbst in entlegenen Gegenden wie der Arktis enthält Schnee inzwischen hohe Konzentrationen von Mikroplastik. Forschende wiesen feinste Kunststoffteile in Schneeproben in den Schweizer Alpen über die Nordseeinsel Helgoland bis in den hohen Norden nach.

 

Selbst in entlegenen Gegenden wie der Arktis enthält Schnee inzwischen hohe Konzentrationen von Mikroplastik. Forschende wiesen feinste Kunststoffteile in Schneeproben in den Schweizer Alpen über die Nordseeinsel Helgoland bis in den hohen Norden nach.

 

Jeden Tag essen wir Mikroplastik

Menschen nehmen pro Woche im globalen Durchschnitt bis zu fünf Gramm Mikroplastik auf - das entspricht etwa dem Gewicht einer Kreditkarte. Dies ergab eine auf einer Untersuchung der University of Newcastle in Australien basierende Studie im Auftrag des WWF.

Über 20 Gramm pro Monat

Die Zahl der wöchentlich von Menschen aufgenommenen Plastikteilchen beträgt demnach bis zu 2000 - das entspricht etwa 21 Gramm pro Monat und etwas mehr als 250 Gramm Plastik im Jahr. «Kunststoffmüll verschmutzt nicht nur Flüsse und Ozeane und schadet den Meereslebewesen, sondern ist inzwischen auch im Boden und in der Luft nachgewiesen», mahnte die Leiterin Meeresschutz des WWF Deutschland, Heike Vesper.

«Wir können nicht verhindern, dass wir selbst Plastik aufnehmen», fügte Vesper hinzu. «Mikroplastik belastet die Luft, die wir atmen, unsere Nahrung und das Wasser, das wir trinken.» Es werde derzeit noch erforscht, wie sich die Aufnahme von Plastik auf die menschliche Gesundheit auswirke. Klar sei aber, dass es sich bei Plastikverschmutzung um ein globales Problem handle, das auch die Menschen direkt betreffe.

Plastik stoppen

Es braucht globale Abkommen gegen Plastikverschmutzung mit verbindlichen Zielen, erklärte der WWF. Auch Unternehmen müssten der erweiterten Verantwortung für ihre Produkte und den von ihnen verursachten Müll besser gerecht werden. Oberstes Ziel müsse sein, unnötiges Plastik zu vermeiden.

Seit dem Jahr 2000 wurde laut WWF so viel Plastik produziert wie in allen Jahren zuvor zusammen. Etwa ein Drittel der Plastikmenge gelangt demnach unkontrolliert in die Umwelt. (SDA)

Menschen nehmen pro Woche im globalen Durchschnitt bis zu fünf Gramm Mikroplastik auf - das entspricht etwa dem Gewicht einer Kreditkarte. Dies ergab eine auf einer Untersuchung der University of Newcastle in Australien basierende Studie im Auftrag des WWF.

Über 20 Gramm pro Monat

Die Zahl der wöchentlich von Menschen aufgenommenen Plastikteilchen beträgt demnach bis zu 2000 - das entspricht etwa 21 Gramm pro Monat und etwas mehr als 250 Gramm Plastik im Jahr. «Kunststoffmüll verschmutzt nicht nur Flüsse und Ozeane und schadet den Meereslebewesen, sondern ist inzwischen auch im Boden und in der Luft nachgewiesen», mahnte die Leiterin Meeresschutz des WWF Deutschland, Heike Vesper.

«Wir können nicht verhindern, dass wir selbst Plastik aufnehmen», fügte Vesper hinzu. «Mikroplastik belastet die Luft, die wir atmen, unsere Nahrung und das Wasser, das wir trinken.» Es werde derzeit noch erforscht, wie sich die Aufnahme von Plastik auf die menschliche Gesundheit auswirke. Klar sei aber, dass es sich bei Plastikverschmutzung um ein globales Problem handle, das auch die Menschen direkt betreffe.

Plastik stoppen

Es braucht globale Abkommen gegen Plastikverschmutzung mit verbindlichen Zielen, erklärte der WWF. Auch Unternehmen müssten der erweiterten Verantwortung für ihre Produkte und den von ihnen verursachten Müll besser gerecht werden. Oberstes Ziel müsse sein, unnötiges Plastik zu vermeiden.

Seit dem Jahr 2000 wurde laut WWF so viel Plastik produziert wie in allen Jahren zuvor zusammen. Etwa ein Drittel der Plastikmenge gelangt demnach unkontrolliert in die Umwelt. (SDA)

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