Nicht alles vermodert
«Biologisch abbaubar» gehört in den Kompost – oder nicht?

Teller, Trinkbecher oder Grünabfallsäcke aus Biokunststoff in den Kompost werfen und warten, bis sie zu Erde werden. Das klappt leider oft nicht, denn «Bio-Kunststoff» und «kompostierbar» ist nicht dasselbe.
Publiziert: 15.06.2020 um 09:36 Uhr
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Aktualisiert: 31.05.2021 um 11:07 Uhr
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Nicht alle Kompostsäckli bauen sich gleich schnell ab. Daher diese nur verwenden, wenn der Komposthaufen genügend Temperatur hat.
Foto: Keystone/Salvatore Di Nolfi
Barbara Ehrensperger

«Biologisch abbaubar» oder «kompostierbar» – das ist Ware für den Kompost, glauben viele. Und Dinge aus biologisch abbaubaren Werkstoffen oder Biokunststoffen gehören doch auch in die grüne Tonne – erst recht, wenn diese «aus erneuerbaren Ressourcen» oder «bio-basiert» sind, oder etwa nicht?

Leider nein. Das alles versteckt sich wirklich hinter den Begriffen:

Biologisch abbaubare Werkstoffe (BAW)

Das – oft auch Biokunststoffe genannt – sind Materialien, die durch natürlich auftretende Mikroorganismen vollständig abgebaut und in Wasser, Kohlenstoffdioxid und Biomasse umgewandelt werden. Gemäss Definition spielt es dabei keine Rolle, ob erneuerbare oder nicht erneuerbare, also fossile Ressourcen wie Erdöl, zur Herstellung verwendet werden. Jedoch dominieren bei der Herstellung Zellulose- und Faserprodukte auf der Basis von Zuckerrohr- und Palmblättern sowie Produkte auf der Basis von Stärkepflanzen.

Nicht alle Biokunststoffe sind auch tatsächlich biologisch abbaubar und können kompostiert oder vergärt werden. Die einen Kompost-Säckli vermodern schnell und stören im Grünabfall nicht, andere blockieren die Grüngut-Verwertung, weil sie viel länger brauchen, um sich zu zersetzen.

Zudem besteht eine Verwechslungsgefahr mit «normalem» Kunststoff, also mit den herkömmlichen Verpackungen, hergestellt aus Erdöl.

Jährlich gelangen über 3000 Tonnen Produkte aus biologisch abbaubaren Werkstoffen auf den Schweizer Markt, vorwiegend als Lebensmittelboxen, Trinkbecher und Grünabfallsäcke. Davon landen gut 20 Prozent in der Grünabfallschiene, schreibt das Bundesamt für Umwelt 2017.

Welches sind die richtigen Abfallsäcke für Küchenabfälle?

Alle biologisch abbaubaren Säcke sind in der Schweiz mit einem Gitterdruck gekennzeichnet. Doch auch hier gibt es Unterschiede, wie der Online-Händler Farmy.ch feststellen musste. «Auf diese Säckli sind wir stolz. Denn wir haben nun Beutel, die wirklich in den Kompost dürfen», erklärt Tobias Schubert, Mitgründer von Farmy.

In Zürich dürfen sie in die grüne Tonne – Farmy hat das mit dem ERZ Entsorgung + Recycling abgesprochen. Die meisten Bio-Beutel würden erst nach mehreren Monaten verrotten, aber diejenigen, die Farmy verwendet, sind in rund zwei Wochen vergärt.

Wenn der Kompost im Quartier gut betrieben wird und auf die nötige Temperatur kommt, können diese Säckli abgebaut werden. Bei kleinen Hauskompostierungen ist es viel schwieriger, die nötige Temperatur zu erreichen. Da ist es viel besser, die Rüstabfälle lose beizugeben.

«Aus erneuerbaren Ressourcen» oder «bio-basiert»

Diese Kunststoffe sind nicht zwingend biologisch abbaubar, sondern aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais oder Zuckerrüben gefertigt. Also, wenn es weitere Zusätze hat, gehören diese Kunststoffe in den normalen Abfall und nicht in die Grüntonne.

«Biologisch abbaubar» oder «kompostierbar»

Diese Kunststoffe werden durch natürlich auftretende Mikroorganismen vollständig abgebaut und in Wasser, Kohlenstoffdioxid und Biomasse umgewandelt. «Biologisch abbaubar» bedeutet, dass es deutlich länger geht als bei «kompostierbar».

Und was gehört überhaupt in diese Kompostsäckli oder einfacher: in den Kompost? Eine komplette Auflistung gibt es hier. Speisereste gehören je nach Gemeinde in den Kompostkübel, aber Fleischreste sollten nie in den Kompost.

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