Label-Dschungel
Wie fair sind Fair-Trade-Labels?

So kauft man gerecht ein: BLICK zeigt eine Übersicht über die Fair-Trade-Labels. Schliesslich geben wir rund 770 Millionen Franken für fair gehandelte Produkte aus.
Publiziert: 10.07.2019 um 11:51 Uhr
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Aktualisiert: 30.07.2019 um 15:48 Uhr
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Die Menschen, die gut arbeiten, sollen fair bezahlt werden. Wie hier bei der Tee-Ernte in Vietnam.
Foto: Pixabay
Barbara Ehrensperger

Was für ein Wirrwarr: Auf Trauben aus Indien klebt ein Fair-Trade-Logo. Aber es ist überhaupt nicht Traubensaison. Tu ich nun den Bauern in Indien etwas Gutes, indem ich ihnen Geld rüberschiebe, weil ich die Trauben kaufe? Oder ist es schlicht unsinnig, Trauben quer über den Erdball zu transportieren? Diese Frage hat sich auch der Schweizer Konsumentenschutz gestellt und kam zum Schluss: «Wenn Max Havelaar solche Produkte labelt, dann wird die Ökobilanz wohl nicht so schlecht sein, denken sich viele Konsumenten und greifen mit beruhigtem Gewissen zu. Am Ende verlieren das Label und der Gedanke dahinter an Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit. Und damit ist den Produzenten in Indien, Afrika oder Südamerika erst recht nicht gedient.»

Licht ins Dunkel 

Die Webseite Labelinfo.ch von Pusch – Praktischer Umweltschutz Schweiz bietet eine Übersicht über die wichtigsten Nachhaltigkeitslabel, die auf dem Schweizer Markt präsent sind. Auf der Seite findet man die Labels bewertet nach verschiedenen Kriterien. Beispielsweise danach, ob sie einen Beitrag an die Biodiversität leisten, wie es um das Tierwohl steht und ob alle Gesetze eingehalten werden. Als simple Richtlinie für einen nachhaltigen Einkauf kann man sich an diese Rangliste halten:

Die Bewertung der Lebensmittellabel stammt allerdings aus dem Jahr 2015. Das nächste Ranking soll 2020 durchgeführt werden, sofern diese Arbeit finanziert werden kann. «Wir sind in der Planung für eine Überarbeitung im nächsten Jahr, aber wir müssen zuerst noch die Finanzierung sicherstellen», sagt Eva Hirsiger von Pusch – Praktischer Umweltschutz Schweiz gegenüber BLICK. Sie führen die Lebensmittellabelbewertung gemeinsam mit dem WWF Schweiz, Helvetas und der Stiftung für Konsumentenschutz durch.

Fair Trade nur im Ausland

Will man aber einfach fair produzierte Dinge kaufen, hilft einem Labelinfo.ch nur bedingt weiter. So gibt es nur für «Südfrüchte» eine Rangliste der Labels in Sachen «Soziales und Fairness»

  1. Coop Naturaplan*
  2. Spar Natur pur*
  3. Claro, Max Havelaar, Max Havelaar Cocoa
  4. Migros Bio*
  5. Naturland
  6. Natur Aktiv*
  7. Knospe Bio und Knospe Bio Suisse
  8. UTZ Certified
  9. Demeter
  10. Rainforest Alliance Certified

* Diese Labels verfolgen eine Richtlinie der Doppelzertifizierung mit Max Havelaar zu verschiedenen Anteilen.

Die Detailhändler und Discounter Migros, Coop, Spar und Aldi machen hier Doppelzertifizierung: Bio-Produkte aus dem Süden sind zusätzlich Max Havelaar zertifiziert. Diese doppelt gelabelten Produkte schneiden besser ab als von Havelaar zertifizierte Produkte. Betrachtet man aber nur das, was ein Label als einzelnes leistet, dann sind die Max-Havelaar-Anforderungen am höchsten.

Und in der Schweiz?

Auf was kann man sich verlassen, wenn man ein Produkt aus der Schweiz fair einkaufen will? «Hier gibt es gute gesetzliche Grundlagen, dass grundsätzlich fair produziert wird», sagt Hirsiger. Was, wenn man aber Produzenten unterstützen möchte, die mehr als die gesetzlichen sozialen Standards erfüllen? «Für die Produktion in der Schweiz gibt es keine Labels, die erhöhte soziale Standards fördern. Am besten ab Hof kaufen, wo man genauer fragen kann und die Produzentinnen und Produzenten einen höheren Preis erhalten», sagt Hirsiger. 

Mango beim Bauern kaufen

Wie kauft man Mangos vom Bauern? Hier hilft Gebana weiter. Die Organisation, welche aus Arbeitsgemeinschaft Gerechter Bananenhandel entstand, kauft direkt bei den Bauern in Burkina Faso die Mangos ein und importiert diese ohne Zwischenhandel für ihre Kunden in der Schweiz. 

Es gibt also bessere Labels und weniger verlässliche. Aber als Konsument kann man es nicht bis ins Detail überprüfen. Schlussendlich ist es eine Vertrauenssache. 2017 sind die Ausgaben für Fair-Trade-Produkte in der Schweiz um 11 Prozent auf rund 768 Millionen Franken gestiegen. Jeder Schweizer gibt somit 91 Franken für Fair-Trade-Produkte aus. Die Labels sollten dieses grosszügige Vertrauen nicht verspielen.

Nachhaltige Labels - auch auf Soda

Soda – damit du mitreden kannst

Wie füllt man die Steuererklärung aus, ohne dabei die Nerven zu verlieren? Und was machen Politiker eigentlich den ganzen Tag? Auf dem Instagram-Channel Soda erklären dir die Jungjournalistinnen Yaël Meier (19) und Lou Schmid (19) alles, was du in der Schule nie gelernt hast, aber wichtig für dein Leben ist. Yaël und Lou nehmen dich mit auf eine Reise quer durch News und Politik – damit auch du mitreden kannst. 

Von aktuellen News über das Funktionieren des WG-Lebens bis hin zum Bundesrat: Folge @sodamagch auf Instagram für tägliche Updates direkt aus dem Leben

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