Alle Jahre wieder: Die Uno-Klimaverhandlungen gehen zu Ende – und jetzt? Zwei Wochen zähes Ringen um Kompromisse, um technische Details zum Handel von CO2-Emissionen, nächtelanges Seilziehen darum, wer hundert Milliarden für die Entwicklungsländer zahlen soll, und wer bis wann wie viele Emissionen reduziert. Begleitet von zwei Wochen Zirkus, Protesten, Heucheleien, Anschuldigungen und heisser Luft. Oder «Blabla», in den Worten von Greta Thunberg.
Die internationalen Klimaverhandlungen sind voller Widersprüche. Aber sie sind gleichzeitig der einzige internationale Prozess, den wir haben. Immerhin haben wir dank diesem ein Klimaabkommen von Paris, praktisch alle Staaten haben es ratifiziert. Sind wir auf Kurs? Die Antwort ist nein. Könnten wir? Absolut.
Selten war der Druck aus der Bevölkerung so gross, dass es jetzt schneller gehen muss, selten war das übergreifende Thema Gerechtigkeit prominenter. Und tatsächlich haben viele Länder neue CO2-Reduktionsziele vorgestellt. Diese bringen uns zum ersten Mal knapp unter zwei Grad Erwärmung, wenn sie dann umgesetzt werden. Aber genau dort liegt das Problem: Man verspricht ehrgeizige Langfristziele für 2050, aber für 2030 wenig, und hat zudem nur vage Pläne, wie man die Ziele erreichen will. Wie beim Neujahrsvorsatz: Heute nicht, morgen auch nicht, aber nächstes Jahr mache ich es wirklich. Versprochen.
Es fehlt an Wille
Die Schweiz gehört leider auch dazu: Eine Halbierung der Emissionen bis 2030 ist vorgesehen, wir haben ein Netto-null-Ziel für 2050. Aber nach der Ablehnung des CO2- Gesetzes stehen wir fast ohne Plan da. Wir haben dank Geld, Technologie, gut ausgebildeter Menschen und Infrastruktur die besten Voraussetzungen für die Lösung des Problems, und Klimaschutz lohnt sich auch finanziell. Neun von zehn Schweizerinnen und Schweizern ist Klimaschutz denn auch wichtig. Aber der Wille im Volk zur Umsetzung fehlt.
Internationale Verhandlungen sind wichtig. Sie geben eine Stossrichtung und zeigen uns, dass wir auch als kleines Land nicht allein sind. Aber wir müssen unseren Weg selber gehen und unsere Ziele erreichen. Klimapolitik bleibt nationale Politik, und Glasgow wird uns hier wenig helfen.
Ob ein neues Gesetz zum Klimaschutz oder ein Gegenentwurf zur Gletscher-Initiative, ob Lenkung über den Preis, Anreize, Alternativen oder Verbote: Die Schweiz braucht verbindliche Massnahmen. Eigenverantwortung reicht nicht, das beweisen die letzten 30 Jahre. Die Versprechen in Glasgow zeigen zwar, dass die Welt das Problem erkannt hat und lösen will, aber das reicht nicht. Oder wie das Sprichwort sagt: «Machen ist wie wollen, nur krasser.»