Kiribati ist eine von 33 tief gelegenen Inseln im Pazifik in der Nähe von Australien. Auf der Insel leben rund 100’000 Menschen, viele davon als Selbstversorger. Die Insel mag wirken, als sei sie vom Rest der Welt isoliert. Ein kleines Paradies im Meer. Doch hier spürt man wie sonst nirgends die Konsequenzen des Treibhausgas-Ausstosses der Industrienationen.
Seit einigen Jahren haben die Einwohner mit extremen Wetterbedingungen zu kämpfen und suchen nun Hilfe auf globaler Ebene. Laut «SRF» soll der steigende Meeresspiegel schon in wenigen Jahrzehnten die Riffinseln überspült haben.
Viele Häuser wurden nahe an der Küste gebaut
Am höchsten Punkt liegt Kiribati nur drei Meter über dem Meeresspiegel und ist daher extrem anfällig für Küstenerosionen. Die niedrige Distanz zum Wasser erklärt auch, weshalb es immer wieder zu Überschwemmungen kommt. Zerstörte Getreidefelder und Plantagen zwingen die Menschen ihre Dörfer in Randlage aufzugeben und in das Inselinnere zu ziehen, um dort neuen fruchtbaren Boden zu finden.
Die bewohnbare Fläche der Insel wird immer kleiner. Gebiete, die früher bei Flut knapp vom Meer gestreift wurden, liegen heute unter Wasser. Zwei unbewohnte Inseln sind bereits verschwunden. Das Meer frisst sich unaufhaltsam ins Landesinnere.
Das Salzwasser überschwemmt auch die Süsswasserbrunnen. Sie sind die einzige Wasserquelle der Inselbewohner, abgesehen von Regenwasser.
Auf dem Fischmarkt gibt es immer weniger Angebot
Der Klimawandel bringt aber nicht nur das Problem mit dem höheren Meeresspiegel mit sich. Steigende Wassertemperaturen zerstören die Lebens- und Fortpflanzungsräume der Meerestiere. Das sorgt für Ernährungsknappheit bei den Inselbewohnern. Denn importierte Produkte aus aller Welt kann sich hier nicht jeder leisten.
Wo ist die Hilfe von aussen?
Das abgelegene Volk verfügt leider nicht über entsprechende Hilfs- oder Sicherungsmittel, um der gegenwärtigen Situation entgegenzuwirken. Sie versuchen sich mit selbstgebauten Seedämmen und Schutzwänden aus Korallenschutt, Beton und Abfall zu schützen. Nachbarländer wie Australien und internationale Institutionen wie die Weltbank helfen zwar laufend bei der Infrastrukturentwicklung. Bessere Strassen sind jedoch nicht die Lösung von Kiribatis Klimaproblemen.
Die Industrienationen müssen handeln
Der ehemalige Präsident von Kiribati, Anote Tong, erkannte den Ernst der Lage früh. Er beschloss, den Kampf gegen den Klimawandel während seiner 12-jährigen Amtszeit zur obersten Priorität zu machen. Auch jetzt setzt er sich noch für die Zukunft seines Landes ein: «Für uns ist der Klimawandel nicht ein zukünftiges, sondern ein gegenwärtiges Problem. Unser Überleben steht auf dem Spiel».
Im nahe gelegenen Fidschi organisierte er beispielsweise Land, in das die Bewohner Kiribatis umsiedeln könnten. Doch die können sich mit dieser Alternative verständlicherweise nur schlecht anfreunden. Kiribati ist und bleibt ihre Heimat.
Durch Tongs Aktivismus haben die Insel und ihre kritische Situation international mehr Aufmerksamkeit erhalten. Ob aber rechtzeitig eine Lösung gefunden wird, damit Kiribati nicht vom Meer verschluckt wird, ist fraglich.
Handeln müssen nämlich die reichen Industrienationen. Denn Tong und Kiribatis Volk kann noch so viel Einsatz zeigen. Wenn die USA, China und auch die EU weiterhin Treibhausgase in die Atmosphäre pumpen, wird die kleine Inselnation die Konsequenzen davon am stärksten spüren. Während wir im Westen Menschen haben, die nicht an den Klimawandel glauben, ist er in Kiribati bereits Realität.