Längst haben Studien gezeigt, dass mehr Parks und Gärten Städter zufriedener und gesünder machen. Jetzt bringt eine Untersuchung von britischen Entwicklungsbiologen solche Grünanlagen sogar mit der geistigen Entwicklung von Kindern in Verbindung.
Die Forschenden testeten mehr als 4700 elfjährige Kinder aus verschiedenen englischen Städten auf ihre kognitiven Leistungen. Zuvor hatten sie mithilfe von Satellitenbildern ermittelt, wie viel Grün es in der Wohnumgebung der Kinder gab. Zusätzlich liessen die Forschenden die Eltern der Kinder einen Fragebogen ausfüllen, der unter anderem den Bildungsstand der Eltern erfasste, und wie reich oder arm das Quartier ist.
Ergebnis: Kinder, die aus grünen Quartieren kommen, hatten im Schnitt ein um vier Prozent besseres räumliches Arbeitsgedächtnis als Kinder aus Betonwüsten. Dieser Teil der Gehirns ist beispielsweise eng mit mathematischen Leistungen verknüpft. Der Effekt trat auf, obschon der Bildungsstand der Eltern berücksichtigt wurde – und in reichen Quartieren genauso wie in Problemvierteln.
Die Erklärung der Forschenden: Grünflächen bieten mehr Möglichkeiten zur Bewegung, und diese fördert erwiesenermassen die Hirnleistung. Aber auch die Natur allein habe einen positiven Effekt, sagt Stadtpsychologin Alice Hollenstein von der Universität Zürich: «In der Natur kann sich unser Gehirn von Stress erholen, und das steigert die kognitive Leistung.»
Auch Schweizer Städte könnten für bessere Erholungsflächen sorgen, sagt Hollenstein. Dabei sei gar nicht so entscheidend, wie gross die Grünflächen ausfallen. «Hauptsache sie sind nicht monoton, sondern vielfältig, mit Hügeln, Bäumen, Hecken und Wasser.» Die Stadtpsychologin schlägt eine Art grünes Netz vor: ein Wegsystem, das aus möglichst jedem Stadtteil rasch zugänglich ist und vielfältig genutzt werden kann – zum Spazieren, Laufen, Velofahren, Schnitzeljagen oder Verstecken spielen.
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