Die gute Nachricht zuerst: Die Balkongeranien – Zierde jedes Schweizer Bauernhofs – werden bleiben. Ihre Wurzeln sind in den südostafrikanischen Wüstengebieten, sie vertragen ganz andere Temperaturen als bei uns bisher üblich. Hauptsache, sie werden bewässert, und Blumengiessen wird im Wasserschloss Schweiz so schnell nicht verboten. Obwohl das Vertrocknen der Alpen-Gletscher einen Verlust natürlicher Wasserspeicher bedeutet.
Ab Freitag soll sich die Temperatur wieder normalisieren. Trotzdem war dieser Wüstensommer ein Schuss vor den Bug. Auch der Einzelne bekam einen Vorgeschmack davon, was es bedeutet, wenn sich das grosse Schwitzen auch in den kommenden Jahren etabliert.
Mehr Risiken als Chancen
Der Staat hat immerhin schon Studien parat. Schon im Dezember 2017 warnte das Bundesamt für Umwelt vor den Folgen des Klimawandels für die Schweiz, 300 Experten haben daran mitgearbeitet. Ihr Fazit: «Die Risiken überwiegen die Chancen bei weitem.»
Als Folge des Klimawandels werden künftig Hochwasser oder Erdrutsche die Schweiz heimsuchen, und die Landwirtschaft muss mit schlechteren Ernten rechnen. Auch der Tourismus habe «Ertragseinbussen» zu gewärtigen, vor allem die Skigebiete, denen in milder werdenden Wintern der Schnee fehlt.
Kurzfristig wird sich jeder selbst auf künftige Dürren einstellen müssen. Der Gartenbesitzer, indem er Lavendel und Thymian anpflanzt statt durstiger Rosen. Der Bauer, indem er seinen Viehbestand überdenkt: Kühe fangen bei 30 Grad Hitze an zu hecheln, das schwarz-bunte Holsteiner Rind mehr als das hitzeresistentere Braunvieh. Kann sein, dass mancher die Tiere abschafft, weil das Heu knapp wird.
Knoblauch und Chili statt Salz
Waldbesitzer ihrerseits sind sicher nicht gut beraten, wenn sie weiter Fichten anpflanzen. Die häufigste heimische Baumart wird der Verlierer des Temperaturhochs sein, mit ihr die beliebten Fichtenmöbel fürs Wohnzimmer.
Am wenigsten problematisch wird der Wandel für die Menschen, die sich leichter anpassen als Ökosysteme. Am besten, sie schauen es sich bei den anderen ab, den Süditalienern, den Griechen, den Spaniern. Die neue mediterrane Lebensart fängt beim Essen an. Wer scharf isst, schwitzt mehr, die Körpertemperatur sinkt, Knoblauch, Chili, Paprika werden im Gewürzschrank das Salz verdrängen.
Schlapp zu sein wird vielleicht nächsten Sommer schon kein Makel mehr sein, genauso wenig wie kurze Männerhosen und die Neigung zur Siesta. Allerdings sinkt die Produktivität erst dann massiv, wenn Klimaanlagen fehlen. Diese allerdings sind enorme Energiefresser und stehen damit den Energiesparbemühungen im Kampf gegen die Klimaerwärmung diametral gegenüber.
Ob Sonne oder Regen, ob laues Lüftchen oder Sturm: Blick liefert dir immer die aktuellsten Wetter-Updates.
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