Bodenverdichtung. Artenschwund. Insektensterben. Sinkende Grundwasserspiegel. Krebserregende Pestizide im Trinkwasser. Hinzu kommt der Klimawandel mit Dürren und sintflutartigen Niederschlägen, die fruchtbare Erde wegschwemmen.
Dies ist die aktuelle Realität der Landwirtschaft. Die Zukunft klingt noch schlimmer. Experten sagen, dass wir global gesehen noch 30 Jahre lang Ernten wie heute einfahren können, bevor Dürre, Bodenerosion und das Verschwinden der Insekten die globale Ernährungssicherheit bedrohen.
Eine Agrarrevolution tut also dringend not.
Wie diese aber auszusehen hat, darüber herrscht noch kein Konsens. Grassroots-Bewegungen wie die Permakultur propagieren ein radikales Umdenken, im Zentrum steht für sie die Gesunderhaltung der Böden – die Resultate und wissenschaftliche Untersuchungen geben ihnen recht. Andere Ansätze sehen die Zukunft in einer weiteren Industrialisierung – Drohnen und Roboter sollen unsere Felder punktgenau bewirtschaften. Doch ob mehr vom Gleichen und dessen blosse Verfeinerung die Lösung sind?
Die Industrialisierung der heute krisengeschüttelten Landwirtschaft war zwar einst ein Segen: Die Kosten sanken, die Erträge stiegen. Nur hat sie eben die bekannten Nebenwirkungen, die langfristig unsere Ernährungssicherheit gefährden.
Drohendes Versiegen der Kornkammern der Welt
Neue Messungen bestätigen den Abwärtstrend in der Nahrungsmittelsicherheit. Felix Kogan, Forscher der US-Wetterbehörde (NOAA), warnte bereits 2015 im «Spiegel»: «In acht der bisherigen 15 Jahre dieses Jahrhunderts wurden weltweit weniger Lebensmittel produziert als verbraucht. Der Grund dafür waren vor allem Dürren.»
Diese sollen sich in Zukunft noch verstärken – gemäss dem US-Klimabericht von 2015 kann sich die Landwirtschaft im Mittleren Westen nur noch bis ca. 2050 an die veränderten Klimabedingungen anpassen. Der Mittlere Westen der USA ist aber mit rund 27 Millionen Tonnen exportiertem Weizen die grösste Kornkammer der Welt. Gleichzeitig wächst die Weltbevölkerung – die Uno geht in einer Studie aus dem Jahr 2017 von 11,2 Milliarden Menschen für das Jahr 2100 aus.
Auch in der Schweiz sieht es schitter aus. Der Swiss-Impex, also Handelszahlen des Departements für auswärtige Angelegenheiten, zeigt: 2018 importierte die Schweiz für etwa 12,8 Milliarden Franken landwirtschaftliche Produkte. Demgegenüber stehen Exporte von 9,8 Milliarden Franken. Fazit: Die Schweiz importiert mehr Nahrungsmittel, als sie exportiert, hat also jetzt schon nicht genug Fläche, um die Bevölkerung zu ernähren – und sie soll gemäss Bundesamt für Statistik bis 2050 noch um zwei bis drei Millionen Menschen wachsen.
Es braucht eine radikale Agrarrevolution
Wie soll die Landwirtschaft auf das unheilige Zusammenspiel von Bevölkerungswachstum und Klimawandel reagieren? Der Bauernverband hat nur zögerliche Antworten bereit. Mediensprecherin Sandra Helfenstein betont etwa, dass die Verschmutzung der Gewässer grösstenteils durch Industrie und Haushalte und nicht durch Pestizide – Pardon, hier muss gemäss Frau Helfenstein «Pflanzenschutzmittel» stehen – aus der Landwirtschaft stattfinde: «Der Rhein etwa führt jährlich 70 Tonnen Industrie- und Haushaltschemikalien ab, und dabei nur eine Tonne Pflanzenschutzmittel.» Auch sie ist aber der Meinung: «Es braucht weitere Anstrengungen von allen Seiten, um die natürlichen Ressourcen noch besser zu schützen.» Drastischer und ideologiefrei formuliert: Sollen wir nicht auf eine globale Hungerkrise zusteuern, braucht es eine radikale Agrarrevolution. Sechs Ansätze dazu stellen wir hier vor.
Biegt man nahe Feldbach am Zürichsee in ein kleines Strässchen ein, das durch ein Naturschutzgebiet führt, liegt dahinter der kleine, paradiesische Auenhof. Hier wachsen neu gepflanzte Hecken, Wildblumenstreifen und bunt gemischtes Gemüse kleinteilig angelegt. Darüber taumeln Schmetterlinge. Der in einer österreichischen Bauernfamilie aufgewachsene Permakulturlandwirt Marcus Pan und seine Partnerin, die international erfolgreiche Zürcher Grafikerin Trix Barmettler, betreiben hier ein Pilotprojekt. Permakultur verspricht, die Landwirtschaft zu regenerieren. «Alles beginnt mit dem Boden», sagt Pan.
Auf konventionell bewirtschafteten landwirtschaftlichen Böden nehme der Humusgehalt – die Nahrung für Pflanzen im Boden – ständig ab. Aktuell liegt er bei zwei Prozent. Nach den Grundsätzen der Permakultur bewirtschaftete Böden verfügen hingegen über einen Humusgehalt von über sieben Prozent – was Bodenproben von österreichischen Permakultur-Farmen, analysiert im Jahr 2013 von der der Regierung unterstellten Wiener Agentur für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, bestätigen. Es sind Zahlen, die jedem konventionell agierenden Landwirt zu denken geben sollten. Denn dass auf solchen Böden mehr und Besseres wächst, liegt auf der Hand.
Um dem Boden Sorge zu tragen, machen Pan und Barmettler so einiges anders als die konventionelle Landwirtschaft. Gemüse pflanzen sie konsequent gemischt an, weil tiefwurzelnde Pflanzen Nährstoffe und Wasser aus tiefen Schichten für andere Pflanzen erschliessen. Schmale Gräben ziehen sich an bestimmten Stellen, wo Steigungen im Gelände sich ändern, durch das Land – um das Regenwasser so gut wie möglich im Boden zurückzuhalten. Der Boden wird nie umgegraben und liegt nie nackt da – entweder bedeckt ihn Neusaat oder Mulch (unverrottetes organisches Material). Dies verringert das Verdunsten von Wasser und schützt die Mikroorganismen. Statt Pestiziden kommen Kräuterjauchen zum Einsatz. So soll der Boden auf Hunderte von Jahren gesund bleiben.
Es ist eine Vielfalt von Techniken, die die Permakultur einsetzt, um die Prozesse auf einem Hof so naturnah und damit so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Das hat Erfolg: Diverse Studien der USA sowie von Ländern Lateinamerikas und Afrikas bestätigen, dass Sortenmischungen mehr Ertrag bringen wie auch Gemüse mit vielfältigeren Inhaltsstoffen. Dass sich die Prinzipien der Permakultur nicht schon längst durchgesetzt haben, hat einen Grund: die Ernte. Diese sei arbeitsintensiver als bei industrialisierter Produktion, sagen konventionell arbeitende Landwirte. Für Pan aber ist dies kein Argument: «Permakultur ist Gestaltung – ein Designprozess. Man kann durchaus Felder grossflächig so designen und eine Mischkultur so anlegen, dass man maschinell ernten kann.»
Mehr Informationen: www.permakultur-auenhof.ch
Biegt man nahe Feldbach am Zürichsee in ein kleines Strässchen ein, das durch ein Naturschutzgebiet führt, liegt dahinter der kleine, paradiesische Auenhof. Hier wachsen neu gepflanzte Hecken, Wildblumenstreifen und bunt gemischtes Gemüse kleinteilig angelegt. Darüber taumeln Schmetterlinge. Der in einer österreichischen Bauernfamilie aufgewachsene Permakulturlandwirt Marcus Pan und seine Partnerin, die international erfolgreiche Zürcher Grafikerin Trix Barmettler, betreiben hier ein Pilotprojekt. Permakultur verspricht, die Landwirtschaft zu regenerieren. «Alles beginnt mit dem Boden», sagt Pan.
Auf konventionell bewirtschafteten landwirtschaftlichen Böden nehme der Humusgehalt – die Nahrung für Pflanzen im Boden – ständig ab. Aktuell liegt er bei zwei Prozent. Nach den Grundsätzen der Permakultur bewirtschaftete Böden verfügen hingegen über einen Humusgehalt von über sieben Prozent – was Bodenproben von österreichischen Permakultur-Farmen, analysiert im Jahr 2013 von der der Regierung unterstellten Wiener Agentur für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, bestätigen. Es sind Zahlen, die jedem konventionell agierenden Landwirt zu denken geben sollten. Denn dass auf solchen Böden mehr und Besseres wächst, liegt auf der Hand.
Um dem Boden Sorge zu tragen, machen Pan und Barmettler so einiges anders als die konventionelle Landwirtschaft. Gemüse pflanzen sie konsequent gemischt an, weil tiefwurzelnde Pflanzen Nährstoffe und Wasser aus tiefen Schichten für andere Pflanzen erschliessen. Schmale Gräben ziehen sich an bestimmten Stellen, wo Steigungen im Gelände sich ändern, durch das Land – um das Regenwasser so gut wie möglich im Boden zurückzuhalten. Der Boden wird nie umgegraben und liegt nie nackt da – entweder bedeckt ihn Neusaat oder Mulch (unverrottetes organisches Material). Dies verringert das Verdunsten von Wasser und schützt die Mikroorganismen. Statt Pestiziden kommen Kräuterjauchen zum Einsatz. So soll der Boden auf Hunderte von Jahren gesund bleiben.
Es ist eine Vielfalt von Techniken, die die Permakultur einsetzt, um die Prozesse auf einem Hof so naturnah und damit so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Das hat Erfolg: Diverse Studien der USA sowie von Ländern Lateinamerikas und Afrikas bestätigen, dass Sortenmischungen mehr Ertrag bringen wie auch Gemüse mit vielfältigeren Inhaltsstoffen. Dass sich die Prinzipien der Permakultur nicht schon längst durchgesetzt haben, hat einen Grund: die Ernte. Diese sei arbeitsintensiver als bei industrialisierter Produktion, sagen konventionell arbeitende Landwirte. Für Pan aber ist dies kein Argument: «Permakultur ist Gestaltung – ein Designprozess. Man kann durchaus Felder grossflächig so designen und eine Mischkultur so anlegen, dass man maschinell ernten kann.»
Mehr Informationen: www.permakultur-auenhof.ch
Das, wenn man Pflanzen so designen könnte, dass sie kaum Wasser bräuchten, für Schädlinge unattraktiv wären und trotzdem grossen Ertrag lieferten? Nun, man kann – der Mensch begann damit schon vor 11 000 Jahren, als er sich dazu entschied, Ackerbau zu betreiben. Er wählte Getreidesorten aufgrund ihres Ertrags aus und baute sie gezielt an.
Was wir heute an Gemüse und Getreide essen, ist fast alles vom Menschen designt – in der Natur kommen keine Ochsenherztomaten und keine prallen Erdbeeren vor. Die schlechte Nachricht: 11 000 Jahre haben wir nicht mehr, um unsere Sorten den veränderten Klimabedingungen anzupassen. Der Klimawandel schreitet so rasch voran wie noch nie in der Erdgeschichte. Mit CRISPR/Cas9 steht eine Technik zur Verfügung, die eigentlich dasselbe tut wie jahrtausendealte Züchtung: Mit zielgerichteten Eingriffen ins Erbgut lassen sich Eigenschaften eliminieren, verstärken oder gar neu hinzufügen. Wie mit einer Schere können Forscher Abschnitte der DNA «ausschneiden» und mit anderer DNA – etwa von anderen Pflanzen – wieder «füllen». Die Resultate sind vielfältig. So gibt es bereits «gecrisperte» Reispflanzen, die gegen die Reisbräune immun sind. Oder mehltauresistente Trauben.
Dass diese nicht grossflächig angebaut werden, liegt an der Gesetzgebung, die eine grosse Schwachstelle des Verfahrens regelt: Weil unklar ist, wie sich die genveränderten Sorten, die ihr Erbgut an die nächsten Generationen weitergeben, auf Ökosysteme auswirken werden, zögern sowohl die EU wie auch die Schweiz, «gecrisperte» Pflanzen zuzulassen.
Das, wenn man Pflanzen so designen könnte, dass sie kaum Wasser bräuchten, für Schädlinge unattraktiv wären und trotzdem grossen Ertrag lieferten? Nun, man kann – der Mensch begann damit schon vor 11 000 Jahren, als er sich dazu entschied, Ackerbau zu betreiben. Er wählte Getreidesorten aufgrund ihres Ertrags aus und baute sie gezielt an.
Was wir heute an Gemüse und Getreide essen, ist fast alles vom Menschen designt – in der Natur kommen keine Ochsenherztomaten und keine prallen Erdbeeren vor. Die schlechte Nachricht: 11 000 Jahre haben wir nicht mehr, um unsere Sorten den veränderten Klimabedingungen anzupassen. Der Klimawandel schreitet so rasch voran wie noch nie in der Erdgeschichte. Mit CRISPR/Cas9 steht eine Technik zur Verfügung, die eigentlich dasselbe tut wie jahrtausendealte Züchtung: Mit zielgerichteten Eingriffen ins Erbgut lassen sich Eigenschaften eliminieren, verstärken oder gar neu hinzufügen. Wie mit einer Schere können Forscher Abschnitte der DNA «ausschneiden» und mit anderer DNA – etwa von anderen Pflanzen – wieder «füllen». Die Resultate sind vielfältig. So gibt es bereits «gecrisperte» Reispflanzen, die gegen die Reisbräune immun sind. Oder mehltauresistente Trauben.
Dass diese nicht grossflächig angebaut werden, liegt an der Gesetzgebung, die eine grosse Schwachstelle des Verfahrens regelt: Weil unklar ist, wie sich die genveränderten Sorten, die ihr Erbgut an die nächsten Generationen weitergeben, auf Ökosysteme auswirken werden, zögern sowohl die EU wie auch die Schweiz, «gecrisperte» Pflanzen zuzulassen.
«Die Wissenschaft bestätigt einzelne Aspekte von dem, was Permakultur-Anbauer praktizieren», sagt der ETH-Professor für Agrarökologie Christian Schöb. Er erforscht seit 2016 an einer Versuchsanlage am Zürcher Universitäts-Campus Irchel Artenmischungen. «Mischkulturen von Gräsern sind ertragreicher, langfristig stabiler und gesünder und benötigen weniger Pestizide als Monokulturen», sagt er. Mit Gräsern meint er Getreide wie Weizen oder Gerste.
In Versuchsfeldern untersucht er, welche Artenmischungen ertragssteigernd aufeinander wirken, und vergleicht diese mit Monokulturen. In Messungen über vier Jahre ermitteln er und sein Team gemeinsam mit 23 anderen, global verteilten Forschungsstationen das Aufkommen von Unkräutern, wie die Zusammensetzung der Mikroorganismen in den unterschiedlichen Mischungen aussieht, wie viel Nährstoffe und CO2 die Pflanzen in den unterschiedlichen Kombinationen speichern und wie ertragreich die Pflanzen sind. Auch wenn einige Ergebnisse noch ausstehen, zeichnet sich ab: In Mischkulturen ist der Ertrag höher, das Aufkommen von Unkräutern kleiner, das Mikrobiom des Bodens anders und das Aufkommen von Schädlingen geringer. Sind insbesondere Leguminosen, also Pflanzen wie Lupinen oder Erbsen, mit Getreide kombiniert, zeichnet sich eine gegenseitige Ertrags-steigerung ab. Permakultur und Artenmischungen sind also klare Gewinner, geht es um Biodiversität, Ertragssteigerung und Pestizidverminderung. Zur Frage der Ernte hat auch Schöb Lösungen bereit.
Vor allem im Tierfutterbereich sei es sinnvoll, etwa Eiweisserbsen mit Gerste anzupflanzen. Beides sei gleichzeitig erntbar und komme ins Silo. Auch könnten neuartige Sä- und Erntemaschinen, die das Erntegut mechanisch voneinander trennen, entwickelt werden. Dann muss man die Mischkultur so auswählen, dass der Erntezeitpunkt derselbe ist, und an den Maschinen müsste nur ein weiterer Trennungsschritt angebracht werden. Schöb wünscht sich ein Umdenken: «Aktuell sind nur rund 0,5 Prozent der Schweizer Ackerflächen mit Mischkulturen bewirtschaftet – unsere Böden würden uns danken, wenn diese Fläche grösser würde.»
«Die Wissenschaft bestätigt einzelne Aspekte von dem, was Permakultur-Anbauer praktizieren», sagt der ETH-Professor für Agrarökologie Christian Schöb. Er erforscht seit 2016 an einer Versuchsanlage am Zürcher Universitäts-Campus Irchel Artenmischungen. «Mischkulturen von Gräsern sind ertragreicher, langfristig stabiler und gesünder und benötigen weniger Pestizide als Monokulturen», sagt er. Mit Gräsern meint er Getreide wie Weizen oder Gerste.
In Versuchsfeldern untersucht er, welche Artenmischungen ertragssteigernd aufeinander wirken, und vergleicht diese mit Monokulturen. In Messungen über vier Jahre ermitteln er und sein Team gemeinsam mit 23 anderen, global verteilten Forschungsstationen das Aufkommen von Unkräutern, wie die Zusammensetzung der Mikroorganismen in den unterschiedlichen Mischungen aussieht, wie viel Nährstoffe und CO2 die Pflanzen in den unterschiedlichen Kombinationen speichern und wie ertragreich die Pflanzen sind. Auch wenn einige Ergebnisse noch ausstehen, zeichnet sich ab: In Mischkulturen ist der Ertrag höher, das Aufkommen von Unkräutern kleiner, das Mikrobiom des Bodens anders und das Aufkommen von Schädlingen geringer. Sind insbesondere Leguminosen, also Pflanzen wie Lupinen oder Erbsen, mit Getreide kombiniert, zeichnet sich eine gegenseitige Ertrags-steigerung ab. Permakultur und Artenmischungen sind also klare Gewinner, geht es um Biodiversität, Ertragssteigerung und Pestizidverminderung. Zur Frage der Ernte hat auch Schöb Lösungen bereit.
Vor allem im Tierfutterbereich sei es sinnvoll, etwa Eiweisserbsen mit Gerste anzupflanzen. Beides sei gleichzeitig erntbar und komme ins Silo. Auch könnten neuartige Sä- und Erntemaschinen, die das Erntegut mechanisch voneinander trennen, entwickelt werden. Dann muss man die Mischkultur so auswählen, dass der Erntezeitpunkt derselbe ist, und an den Maschinen müsste nur ein weiterer Trennungsschritt angebracht werden. Schöb wünscht sich ein Umdenken: «Aktuell sind nur rund 0,5 Prozent der Schweizer Ackerflächen mit Mischkulturen bewirtschaftet – unsere Böden würden uns danken, wenn diese Fläche grösser würde.»
Nun soll noch einmal Frau Helfenstein vom Bauernverband das Wort haben. Und weil sie am Telefon träfe Worte findet, im Originalton: «Wenn Sie etwas für Klima und Artenvielfalt tun wollen, dann kaufen Sie bio und lokal und achten Sie nicht nur auf den Preis. Leider kaufen viele Konsumenten nur die perfektesten Äpfel. Man kann aber nicht vom Bauern verlangen, Früchte und Gemüse ohne jedes Fleckchen zu liefern, und gleichzeitig nach einer Produktion ohne Pflanzenschutzmittel rufen. Beides schliesst einander aus. Und natürlich stossen Kühe Methan, ein Treibhausgas, aus. Reduzieren kann man das, wenn man weniger Rindfleisch konsumiert. In der Schweiz den Kuhbestand verringern, wenn der Konsum gleich hoch bleibt, ist Unsinn. Sonst müssen wir Fleisch importieren, was für die Umwelt noch schlechter ist. Der Bauernverband ist sehr für Innovation, wir erhoffen uns von Smart Farming viel. Auch Sortenmischungen und Agroforestry, eine Kombination von Forst- und Landwirtschaft, scheinen uns vielversprechend. Bauern haben grösstes Interesse daran, etwas gegen den Klimawandel zu tun. Es sind ihre Felder, die wie letztes Jahr verdörren. Wir sind die Ersten, die es trifft.»
Nun soll noch einmal Frau Helfenstein vom Bauernverband das Wort haben. Und weil sie am Telefon träfe Worte findet, im Originalton: «Wenn Sie etwas für Klima und Artenvielfalt tun wollen, dann kaufen Sie bio und lokal und achten Sie nicht nur auf den Preis. Leider kaufen viele Konsumenten nur die perfektesten Äpfel. Man kann aber nicht vom Bauern verlangen, Früchte und Gemüse ohne jedes Fleckchen zu liefern, und gleichzeitig nach einer Produktion ohne Pflanzenschutzmittel rufen. Beides schliesst einander aus. Und natürlich stossen Kühe Methan, ein Treibhausgas, aus. Reduzieren kann man das, wenn man weniger Rindfleisch konsumiert. In der Schweiz den Kuhbestand verringern, wenn der Konsum gleich hoch bleibt, ist Unsinn. Sonst müssen wir Fleisch importieren, was für die Umwelt noch schlechter ist. Der Bauernverband ist sehr für Innovation, wir erhoffen uns von Smart Farming viel. Auch Sortenmischungen und Agroforestry, eine Kombination von Forst- und Landwirtschaft, scheinen uns vielversprechend. Bauern haben grösstes Interesse daran, etwas gegen den Klimawandel zu tun. Es sind ihre Felder, die wie letztes Jahr verdörren. Wir sind die Ersten, die es trifft.»
Es ist eine bestechende Vorstellung: Fische und Gemüse in einem geschlossenen Kreislauf zu züchten – Fische düngen Wasser, welches als Nährstofflösung für das darin gezogene Gemüse dient. Das Gemüse filtert das Wasser, welches wieder den Fischen zugeführt wird. Die Vorteile dieses Systems, Aquaponics genannt, sind klar: Es braucht wenig Boden und bis zu 90 Prozent weniger Wasser als herkömmliche Landwirtschaft, kann fast überall betrieben werden und schont die Fischbestände in den Meeren.
Das Konzept wurde von der EU auch als die Nahrungmittelproduktion der Zukunft gefördert. Mittlerweile ist es stiller darum geworden, und in den Grossverteilern finden sich kaum Aquaponics-Fische oder Gemüse. Ein Besuch eines Kurses für Aquaponiker an der Zürcher Fachhochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) zeigt die Gründe: Sowohl Fischzucht wie auch Gemüseproduktion sind komplex. Nur schon zu verstehen, wie der PH-Wert des Wassers, der Anstieg von Nitrit und der Abbau von giftigem Ammonium zu unschädlicherem Nitrat zusammenhängen, benötigt einiges an Hirnzellen. Forschungsleiterin und ZHAW-Professorin Ranka Junge sagt denn auch: «Die Anfangseuphorie ist leider etwas verpufft.» Zum einen sei die Wechselwirkung zwischen Fischhaltung und Gemüsezucht komplexer als angenommen. Beispielsweise muss das Wasser sowohl bei der Gemüse- als auch bei der Fischzucht stets kontrolliert werden – im Falle der Fische, damit sie nicht sterben, im Falle des Gemüses, da der Fischkot zur Gemüsezucht zu wenig Phosphor und Kalium liefert.
Nach Bedarf muss das Wasser entweder mit Sauerstoff angereichert und gefiltert, oder aber mit fehlenden Nährstoffen ergänzt werden. Wolle man all dies kommerziell betreiben, benötige es gut ausgebildete Spezialisten, etwa einen Fischwart wie auch einen Gemüsezüchter mit Kenntnissen in biologischer Schädlingsbekämpfung – «ansonsten züchtet man Blattläuse und Schimmelpilze», sagt Junge. Geerntet sei damit aber noch nichts, auch hierfür braucht es Personal. «Solange in der Schweiz noch genug Regen fällt, um konventionelle Landwirtschaft zu betreiben, lohnen sich Bau und Unterhalt einer solchen Anlage nur in Ausnahmefällen», meint Junge. «Riesiges Potenzial sehe ich aber in China, wo grösste Anteile der Böden verseucht sind, oder in wüstenähnlichen Gebieten.» Hierzulande könnten nicht-kommerzielle Betriebe wie Schulen, Heime oder Genossenschaften von einer Anlage profitieren.
Es ist eine bestechende Vorstellung: Fische und Gemüse in einem geschlossenen Kreislauf zu züchten – Fische düngen Wasser, welches als Nährstofflösung für das darin gezogene Gemüse dient. Das Gemüse filtert das Wasser, welches wieder den Fischen zugeführt wird. Die Vorteile dieses Systems, Aquaponics genannt, sind klar: Es braucht wenig Boden und bis zu 90 Prozent weniger Wasser als herkömmliche Landwirtschaft, kann fast überall betrieben werden und schont die Fischbestände in den Meeren.
Das Konzept wurde von der EU auch als die Nahrungmittelproduktion der Zukunft gefördert. Mittlerweile ist es stiller darum geworden, und in den Grossverteilern finden sich kaum Aquaponics-Fische oder Gemüse. Ein Besuch eines Kurses für Aquaponiker an der Zürcher Fachhochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) zeigt die Gründe: Sowohl Fischzucht wie auch Gemüseproduktion sind komplex. Nur schon zu verstehen, wie der PH-Wert des Wassers, der Anstieg von Nitrit und der Abbau von giftigem Ammonium zu unschädlicherem Nitrat zusammenhängen, benötigt einiges an Hirnzellen. Forschungsleiterin und ZHAW-Professorin Ranka Junge sagt denn auch: «Die Anfangseuphorie ist leider etwas verpufft.» Zum einen sei die Wechselwirkung zwischen Fischhaltung und Gemüsezucht komplexer als angenommen. Beispielsweise muss das Wasser sowohl bei der Gemüse- als auch bei der Fischzucht stets kontrolliert werden – im Falle der Fische, damit sie nicht sterben, im Falle des Gemüses, da der Fischkot zur Gemüsezucht zu wenig Phosphor und Kalium liefert.
Nach Bedarf muss das Wasser entweder mit Sauerstoff angereichert und gefiltert, oder aber mit fehlenden Nährstoffen ergänzt werden. Wolle man all dies kommerziell betreiben, benötige es gut ausgebildete Spezialisten, etwa einen Fischwart wie auch einen Gemüsezüchter mit Kenntnissen in biologischer Schädlingsbekämpfung – «ansonsten züchtet man Blattläuse und Schimmelpilze», sagt Junge. Geerntet sei damit aber noch nichts, auch hierfür braucht es Personal. «Solange in der Schweiz noch genug Regen fällt, um konventionelle Landwirtschaft zu betreiben, lohnen sich Bau und Unterhalt einer solchen Anlage nur in Ausnahmefällen», meint Junge. «Riesiges Potenzial sehe ich aber in China, wo grösste Anteile der Böden verseucht sind, oder in wüstenähnlichen Gebieten.» Hierzulande könnten nicht-kommerzielle Betriebe wie Schulen, Heime oder Genossenschaften von einer Anlage profitieren.
Stellen Sie sich vor, Heerscharen von Drohnen fliegen über Felder und erkennen via Sensoren Unkräuter und Schädlingsbefall. Die Daten schicken sie an Feldroboter, die automatisch loslaufen, zielgenau Unkräuter ausstechen oder kleinräumig Pestizide versprühen. Drohnenerfassung der Temperatur und Luftfeuchtigkeit über den Feldern zeigt an, wo genau wie viel gewässert werden muss. So sparen Bauern Arbeitskräfte und Wasser, steigern den Ertrag und senken den Pestizideinsatz.
Ähnliche Sensoren stellen aufgrund von Feuchtigkeits- und Nährstoffgehaltsmessungen genau fest, welche Pflanze wo in welcher Häufung wie gedeihen wird. Der Bauer – oder Pflanzroboter – könnte dann zielgenau dichter oder weniger dicht und jeweils andere Arten setzen. Hierfür existiert bereits ein Fachbegriff: «Spot Farming» nennt Achim Walter, Professor am Departement für Umweltwissenschaften an der ETH, das Verfahren, welches eine punktgenau optimierte Landwirtschaft bezeichnet. Auch sonst ist dort vieles dieser Zukunftsvision bereits Realität. Einen Prototypen des Unkrautroboters gibt es. Auch die mit Sensoren bestückten Drohnen fliegen bereits über Testfelder.
Geht es nach der Vision von Walter, liegt in «Smart Farming» die Zukunft. Zwei Wermutstropfen: Noch stakst der Roboter recht ungelenk über das Testfeld. Und Berechnungen zur benötigten Energie, um all die Drohnen und kleinen Landwirtschaftsroboter herzustellen und zu unterhalten, gibt es, sagt Walter auf Nachfrage, auch noch nicht. In Zeiten drohenden Energie- und Rohstoffmangels wirkt das nun wiederum nicht sehr smart.
Mehr Informationen: www.smartfarming.ethz.ch
Stellen Sie sich vor, Heerscharen von Drohnen fliegen über Felder und erkennen via Sensoren Unkräuter und Schädlingsbefall. Die Daten schicken sie an Feldroboter, die automatisch loslaufen, zielgenau Unkräuter ausstechen oder kleinräumig Pestizide versprühen. Drohnenerfassung der Temperatur und Luftfeuchtigkeit über den Feldern zeigt an, wo genau wie viel gewässert werden muss. So sparen Bauern Arbeitskräfte und Wasser, steigern den Ertrag und senken den Pestizideinsatz.
Ähnliche Sensoren stellen aufgrund von Feuchtigkeits- und Nährstoffgehaltsmessungen genau fest, welche Pflanze wo in welcher Häufung wie gedeihen wird. Der Bauer – oder Pflanzroboter – könnte dann zielgenau dichter oder weniger dicht und jeweils andere Arten setzen. Hierfür existiert bereits ein Fachbegriff: «Spot Farming» nennt Achim Walter, Professor am Departement für Umweltwissenschaften an der ETH, das Verfahren, welches eine punktgenau optimierte Landwirtschaft bezeichnet. Auch sonst ist dort vieles dieser Zukunftsvision bereits Realität. Einen Prototypen des Unkrautroboters gibt es. Auch die mit Sensoren bestückten Drohnen fliegen bereits über Testfelder.
Geht es nach der Vision von Walter, liegt in «Smart Farming» die Zukunft. Zwei Wermutstropfen: Noch stakst der Roboter recht ungelenk über das Testfeld. Und Berechnungen zur benötigten Energie, um all die Drohnen und kleinen Landwirtschaftsroboter herzustellen und zu unterhalten, gibt es, sagt Walter auf Nachfrage, auch noch nicht. In Zeiten drohenden Energie- und Rohstoffmangels wirkt das nun wiederum nicht sehr smart.
Mehr Informationen: www.smartfarming.ethz.ch