Brennstäbe und Alpha-Strahlen
Warum ist Atommüll so gefährlich?

Der Bund sucht nach wie vor Standorte zur Lagerung von Atommüll. Drei Optionen befinden sich noch in der engeren Auswahl. Doch warum ist dieser eigentlich so gefährlich?
Publiziert: 28.11.2018 um 12:26 Uhr
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Aktualisiert: 26.04.2019 um 09:18 Uhr
In der Schweiz soll in den nächsten Jahrzehnten ein Endlager für Atommüll entstehen.
Foto: Bloomberg via Getty Images

Rund 11 Prozent des weltweiten Strombedarfes werden durch Kernenergie gedeckt. Das entspricht 449 über den Globus verteilten Atomkraftwerken in 31 Ländern. Atomstrom gilt eigentlich als relativ ressourcen- und umweltschonend. Das Problem: Die Gefahr einer Reaktorkatastrophe wie wir sie zuletzt 2011 in Fukushima oder 1986 in Tschernobyl gesehen haben. Doch abgesehen vom Risiko eines Super-GAUs bringt die Stromproduktion mittels Kernkraft noch andere Probleme mit sich. Der beim Betrieb anfallende Atommüll muss entsorgt werden. Das ist aber nicht ganz einfach, denn die Brennstäbe strahlen noch bis zu einer Million Jahre lang.

Woher kommt der Atommüll?

Das für die Brennstäbe verwendete Uranerz kommt natürlicherweise in kleinen Mengen im Boden vor und ist radioaktiv. Um damit Strom erzeugen zu können, muss es  zunächst chemisch verändert und dann konzentriert werden. Erst danach wird es zu den für die Stromproduktion unerlässlichen Brennstäben verarbeitet. Aber erst nach der Verwendung in einem Kernkraftwerk sind sie hoch radioaktiv. Das stellt die Betreiber und auch die Behörden aus verschiedenen Gründen vor grosse Probleme. Einerseits müssen die Brennstäbe nach der Verwendung erst einmal einige Jahre in sogenannten Abklingbecken zwischengelagert werden. Das weil sie sonst überhitzen könnten, was wiederum eine Kernschmelze nach sich ziehen würde.

Andererseits müssen die tausende Jahre lang radioaktiv strahlenden Brennelemente auch nach der Abkühlung irgendwo gelagert werden. Und auch nach 45 Jahren Forschung hat man noch keine Lösung für dieses Problem gefunden. Die Schweiz ist ebenfalls einer der Staaten, der Strom aus Kernkraft bezieht und auch hier muss eine Lösung für die Stäbe her.

Was ist Radioaktivität?

Definiert wird Radioaktivität durch die Art der Strahlung (alpha, beta oder gamma) und die Halbwertszeit. Diese energiereiche Strahlung ist eine natürliche Erscheinung von Stoffen mit instabilen Atomkernen. Eine zu hohe Belastung mit solcher Strahlung ist gesundheitsschädlich. Die drei Arten der Strahlung zeichnen sich durch unterschiedliche Eigenschaften aus. Alpha- und Beta-Strahlung entsteht bei der spontanen Umwandlung eines instabilen Kerns in einen anderen Kern. Gamma-Strahlung hingegen, wenn der Atomkern überschüssige Energie abstrahlt.

Wenn der Körper solchen Strahlen ausgeliefert ist, kann das schwerwiegende Folgen haben. Je nach Dosis die der Körper abbekommen hat, kann eine solche Exposition mehr oder weniger schwere Langzeitfolgen nach sich ziehen. Eine extrem hohe Belastung beispielsweise kann zum Tod innert Minuten führen. Langzeitfolgen mittlerer Belastung können Hautschäden, innere Blutungen oder Veränderungen des Blutbildes sein.

Drei Standorte

Seit einigen Jahren sucht die Nationale Genossenschaft für die Lagerung der radioaktiven Abfälle (Nagra) in der Schweiz nach einer Lösung. Für die Standorte kommt die Gebiete Jura Ost im Aargau, Zürich Nordost und Nördlich Lägern in Frage. Andere Möglichkeiten wurden bereits aussortiert.

Die Entscheidungsfindung geht jetzt in die entscheidende Phase. Bisher wurden die Standorte mit seismischen 3-D-Messungen sondiert. Nun wird die Nagra für mehr Informationen Tiefenbohrungen vornehmen. Geprüft werden Standorte für schwach und mittelaktive Abfälle sowie für hochaktive Abfälle.

Dennoch kann frühestens 2030 eine Entscheidung erwartet werden. 2050 könnte dann der Standort für schwach und mittelaktive Abfälle und 2060 derjenige für hochaktive Abfälle in Betrieb genommen werden.

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