Die Totenehre an Allerheiligen und Allerseelen von Anfang November ist just vorbei, da greifen die Katholiken zu den Waffen: Am Mittwoch, 3. November 1847, kommt es auf dem Gotthardpass zu einem ersten Angriff der Urner Brigade, um ins Tessin einzudringen und dort die sogenannten Radikalen zu besiegen.
Genau 175 Jahre ist es her, dass mit diesem Gefecht der Sonderbundskrieg beginnt. Der Bürgerkrieg ist seither die letzte militärische Auseinandersetzung auf Schweizer Boden. Er dauert nicht einmal einen Monat, fordert keine hundert Toten (93) und führt durch die Bundesverfassung von 1848 vom Staatenbund zum heutigen Bundesstaat.
Guillaume Henri Dufour (1787–1875) kommt im damals österreichischen Konstanz als Sohn eines Uhrmachers zur Welt. Als Henri zwei Jahre alt ist, zieht die Familie nach Genf. Bis 1809 studiert er in Paris, ist ab 1811 in der französischen Armee und quittiert den Dienst 1817 nach seiner Rückkehr nach Genf. Am 21. Oktober 1847 ernennt ihn die Tagsatzung zum General mit dem Auftrag, den Sonderbund aufzulösen. Nach dem Sieg wirkt Dufour als Politiker und Kartograf (Dufour-Karte) und stirbt in Genf.
Guillaume Henri Dufour (1787–1875) kommt im damals österreichischen Konstanz als Sohn eines Uhrmachers zur Welt. Als Henri zwei Jahre alt ist, zieht die Familie nach Genf. Bis 1809 studiert er in Paris, ist ab 1811 in der französischen Armee und quittiert den Dienst 1817 nach seiner Rückkehr nach Genf. Am 21. Oktober 1847 ernennt ihn die Tagsatzung zum General mit dem Auftrag, den Sonderbund aufzulösen. Nach dem Sieg wirkt Dufour als Politiker und Kartograf (Dufour-Karte) und stirbt in Genf.
Zu verdanken ist dieser vergleichsweise glimpfliche Verlauf dem Anführer der Tagsatzungsarmee, General Guillaume Henri Dufour (1787–1875). Dem Ingenieur, Kartografen, Politiker und späteren Mitbegründer des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) ist es wichtig, die besiegten Sonderbundskantone nicht zu demütigen.
«Manövrieren statt fechten»
Der Sonderbund ist ein 1845 gebildeter Zusammenschluss der katholischen Innerschweizer Kantone Luzern, Schwyz, Uri, Zug, Ob- und Nidwalden mit den konfessionell gleich gelagerten Kantonen Freiburg und Wallis. Sie wollen sich damit gegen die liberalen, mehrheitlich reformierten Kantone zur Wehr setzen.
Doch mit dem Angriff auf dem Gotthard hat sich der Sonderbund als Verteidigungsbündnis diskreditiert. Die Tagsatzung, die Versammlung der Kantone in der Alten Eidgenossenschaft, beschliesst deshalb am 4. November, den Sonderbund militärisch aufzulösen. Mit Ausnahme der beiden neutralen Kantone Neuenburg und Appenzell Innerrhoden schicken alle Soldaten.
Johann Ulrich von Salis-Soglio (1790–1874) stammt aus reformiertem Bündner Adelsgeschlecht. 1809 ist er Offizier in der Bündner Miliz. 1812 dient er den Bayern und zieht 1813 bis 1814 gegen Napoleon in den Krieg. 1839 ist von Salis-Soglio Oberst im eidgenössischen Generalstab. 1847 erfolgt die Entlassung, weil er mit dem Sonderbund sympathisiert. Er übernimmt das Kommando der Sonderbundsarmee. Von Salis-Soglio ist Ritter des russischen Wladimir-Ordens und lebt von 1855 bis zu seinem Tod in Chur.
Johann Ulrich von Salis-Soglio (1790–1874) stammt aus reformiertem Bündner Adelsgeschlecht. 1809 ist er Offizier in der Bündner Miliz. 1812 dient er den Bayern und zieht 1813 bis 1814 gegen Napoleon in den Krieg. 1839 ist von Salis-Soglio Oberst im eidgenössischen Generalstab. 1847 erfolgt die Entlassung, weil er mit dem Sonderbund sympathisiert. Er übernimmt das Kommando der Sonderbundsarmee. Von Salis-Soglio ist Ritter des russischen Wladimir-Ordens und lebt von 1855 bis zu seinem Tod in Chur.
Rund 98'000 Mann der Tagsatzungstruppen stehen 78'000 bis 85'000 Mann der Sonderbundsarmee gegenüber. Doch anstatt sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, wählt General Dufour die Taktik «manövrieren statt fechten». Clever lässt er zunächst das vom übrigen Sonderbund isolierte Freiburg umzingeln und erreicht dort einen Waffenstillstand.
Unter dem Titel «Einigkeit, Freiheit, Menschlichkeit» (NZZ Libro) hat der Schweizer Historiker Joseph Jung (67) eben ein Buch zu Dufour herausgegeben und schreibt dort: «Sein Geheimnis bestand darin, das Geschehen nicht auf Zerstörung und Vernichtung auszurichten, sondern darauf, physische und emotionale Verletzungen möglichst gering zu halten und den Krieg auf schnellstem Weg zu beenden.»
Österreich griff damals nicht ein
Das habe den Bundesstaat auch für die Verlierer zugänglich gemacht. Nach und nach verhandeln die Sonderbundskantone mit Dufour. Die Schwyzer Delegation berichtet, dass sie von ihm «ausserordentlich freundschaftlich» empfangen worden sei, die Gesandten von Nidwalden erzählen von «wahrhaft französischer Höflichkeit», und die Urner Regierung bedankt sich in einem Brief an Dufour für die «wohlwollende Aufnahme» ihrer Delegation.
3. : Der Sonderbund startet eine erste Offensive ins Tessin.
4. : Die Tagsatzung beschliesst, den Sonderbund militärisch aufzulösen.
8. : Scharmützel zwischen Walliser und Tessiner Truppen im Bedrettotal TI.
10. : Der Sonderbund überfällt Dietwil AG.
12. : Tagsatzungstruppen umzingeln Freiburg.
13. : Dufour akzeptiert den von Freiburg angebotenen Waffenstillstand.
14. : Dufour lehnt Verlängerung des Waffenstillstands ab, worauf Freiburg kapituliert.
17. : Zweite Offensive des Sonderbunds im Tessin.
21. : Sonderbund zieht sich auf den Gotthard zurück; Zug kapituliert.
22. : Tagsatzungstruppen marschieren gegen Luzern; Gefecht im Entlebuch.
23. : Gefechte bei Schüpfheim LU, Gisikon LU und Meierskappel LU.
24. : Luzern kapituliert.
26. : Schwyz kapituliert.
27. : Unterwalden kapituliert.
29. : Uri und Wallis kapitulieren.
3. : Der Sonderbund startet eine erste Offensive ins Tessin.
4. : Die Tagsatzung beschliesst, den Sonderbund militärisch aufzulösen.
8. : Scharmützel zwischen Walliser und Tessiner Truppen im Bedrettotal TI.
10. : Der Sonderbund überfällt Dietwil AG.
12. : Tagsatzungstruppen umzingeln Freiburg.
13. : Dufour akzeptiert den von Freiburg angebotenen Waffenstillstand.
14. : Dufour lehnt Verlängerung des Waffenstillstands ab, worauf Freiburg kapituliert.
17. : Zweite Offensive des Sonderbunds im Tessin.
21. : Sonderbund zieht sich auf den Gotthard zurück; Zug kapituliert.
22. : Tagsatzungstruppen marschieren gegen Luzern; Gefecht im Entlebuch.
23. : Gefechte bei Schüpfheim LU, Gisikon LU und Meierskappel LU.
24. : Luzern kapituliert.
26. : Schwyz kapituliert.
27. : Unterwalden kapituliert.
29. : Uri und Wallis kapitulieren.
Am 29. November 1847 kapitulieren mit Uri und Wallis die beiden letzten Sonderbundskantone, womit der Krieg endet – und das ohne das Eingreifen fremder Mächte. Denn wie die prorussischen Separatisten im Süden der Ukraine hatte der Sonderbund ideelle und materielle Unterstützer im Ausland. Damals waren es die konservativen Mächte Österreich, Preussen und Russland sowie das katholische Frankreich.
Eine aktive Rolle nahm dabei der Luzerner Constantin Siegwart-Müller (1801–1869) ein, der als Vorsitzender des Kriegsrates des Sonderbunds Kontakt mit dem österreichischen Staatskanzler Fürst Metternich (1773–1859) aufnahm, um ihn zu einer Intervention auf der Seite des Sonderbunds zu bewegen.
«Zunächst wurden die ausländischen Mächte durch den schnellen Siegeszug der Tagsatzungstruppen überrascht», schreibt Jung über «Dufours Glanztat». Dass sie im Herbst 1847 nicht in der Schweiz einmarschierten, habe aber ebenso mit der von Dufour befohlenen strikten Rücksichtnahme auf Zivilbevölkerung und Gefangenen zusammengehangen.
Joseph Jung (Hg.), «Einigkeit, Freiheit, Menschlichkeit – Guillaume Henri Dufour als General, Ingenieur, Kartograf und Politiker», NZZ Libro
Johann Ulrich von Salis-Soglio (1790–1874) stammt aus reformiertem Bündner Adelsgeschlecht. 1809 ist er Offizier in der Bündner Miliz. 1812 dient er den Bayern und zieht 1813 bis 1814 gegen Napoleon in den Krieg. 1839 ist von Salis-Soglio Oberst im eidgenössischen Generalstab. 1847 erfolgt die Entlassung, weil er mit dem Sonderbund sympathisiert. Er übernimmt das Kommando der Sonderbundsarmee. Von Salis-Soglio ist Ritter des russischen Wladimir-Ordens und lebt von 1855 bis zu seinem Tod in Chur.
Johann Ulrich von Salis-Soglio (1790–1874) stammt aus reformiertem Bündner Adelsgeschlecht. 1809 ist er Offizier in der Bündner Miliz. 1812 dient er den Bayern und zieht 1813 bis 1814 gegen Napoleon in den Krieg. 1839 ist von Salis-Soglio Oberst im eidgenössischen Generalstab. 1847 erfolgt die Entlassung, weil er mit dem Sonderbund sympathisiert. Er übernimmt das Kommando der Sonderbundsarmee. Von Salis-Soglio ist Ritter des russischen Wladimir-Ordens und lebt von 1855 bis zu seinem Tod in Chur.