Eröffnung von Chaplin’s World bei Vevey
Chaplin lebt!

Am Wochenende wurde Chaplin’s World nach 16 Jahren Planung in Corsier-sur-Vevey VD eröffnet: BLICK besucht mit Sohn Eugene das neue Museum zu Ehren des grossen Komikers.
Publiziert: 18.04.2016 um 20:38 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 05:37 Uhr
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Klassiker: Charlie Chaplin 1921 in seiner Paraderolle als Tramp neben Jackie Coogan im Stummfilm «The Kid».
Foto: Roy Export SAS
Tino Büschlen (Text) und Peter Gerber (Fotos)

Er war 1,65 Meter klein, doch als Komiker ist Charlie Chaplin (1889–1977) für Millionen Fans weltweit noch heute der Grösste. Nun wird sein Schaffen in einem Museum geehrt: Am Wochenende wurde Chaplin’s World nach 16 Jahren Planung in Corsier-sur-Vevey VD eröffnet. Hier, in der Villa Manoir de Ban oberhalb des Genfersees, hatte Charlie Chaplin seine letzten 25 Jahre verbracht.

BLICK liess sich von Chaplin-Sohn Eugene (62) durchs Gelände führen. Der Tontechniker und Dokumentarfilmer ist das fünfte von acht Kindern Charlie Chaplins und dessen vierter Frau Oona O’Neill (1925–1991). Aus früheren Ehen hatte Charlie drei weitere Sprösslinge. Eugene erinnert sich gerne zurück: «Wir erlebten in diesem Park eine wunderbare Kindheit. Bei so vielen Geschwistern war immer Rambazamba, manchmal allerdings zum Ärger unseres Vaters!»

Charlie Chaplin wurde in der Schweiz sesshaft

Chaplin war von seiner Arbeit getrieben – und ein Kontrollfreak. Für Hauptrolle, Regie, Drehbuch, Schnitt sowie Musik zeichnete er in Filmen wie «Moderne Zeiten», «Der grosse Diktator» oder im Spätwerk «Ein König in New York» selbst verantwortlich. «Deshalb durften wir seine Konzentration nicht stören.» Überhaupt sei sein Papa zu Hause nicht der grosse Clown gewesen: «Er war keiner dieser Komiker, die ständig lustig sein müssen. Aber sobald irgendwo eine Kamera lief, machte er Faxen», erzählt Eugene.

Charlie Chaplin wurde nach seiner Zeit in Hollywood in der Schweiz sesshaft, weil ihm als gebürtigem Briten 1952 die Wiedereinreise in die USA verweigert worden war. Der Vorwurf: Nähe zum Kommunismus.

Charlie Chaplin schätzte die Schweizer

Nachdem er in der Mc­Carthy-Ära jahrelang unter Beobachtung gestanden hatte, habe sein Vater in der Schweiz seine Freiheit gefunden, so Eugene. «Hier war er glücklich und konnte sich endlich wieder ungestört bewegen.» Fast täglich sei Charlie Chaplin hinunter an den See spaziert, habe dort gegessen und am Dorfleben teilgenommen. Nur mit dem Schützenverein habe er sich zeitweise verkracht, weil der Schiessstand gleich neben dem Manoir lag. «Die Parteien versöhnten sich dann bei ein paar Flaschen Wein, die ihnen mein Vater offeriert hatte», so Eugene. «Genützt hat es nichts, es knallte weiterhin.»

Es war auch diese Dickköpfigkeit und Unbestechlichkeit der Schweizer, die Charlie Chaplin so schätzte.

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