Wir kennen die Apollo-11-Mondmission von den TV-Bildern, die 1969 live übertragen wurden. Doch die wenigen Stunden TV-Material zeigen nur einen kleinen Ausschnitt. Die Aufnahmen der Funkkommunikation, die in den Archiven der Nasa lagern, lassen Hörerinnen und Hörer den ganzen Flug zum Mond hautnah miterleben.
«Wir haben ein Rollmanöver»
Kurz nach dem Countdown schiebt sich die Rakete mit ihren F1-Triebwerken durch glühenden Rauch in die Atmosphäre. In ihrer Spitze liegen der Kommandant Neil Armstrong und die beiden Piloten Buzz Aldrin und Michael Collins, fest angezurrt mit orangen Gurten. Der Druck presst sie in ihre Liegen, die in einem nur sechs Kubikmeter grossen Raum festmontiert sind. Stehen kann darin nur einer. Kurz nach Start erfolgt der erste Funkspruch: «Wir haben ein Rollmanöver», sagt Armstrong, und meint damit das erfolgreiche Manöver, das die Rakete nach dem vertikalen Start in eine andere Richtung wendet.
Neben der monumentalen Mission und technischen Fragen ist das leibliche Wohl ebenfalls ein Thema: «Wir sind mitten im Lachssalat, oder so was», funkt Aldrin nach 28 Stunden. «Wahrscheinlich haben wir deshalb nicht sofort geantwortet.» Bodenfunker Bruce McCandless ist es offensichtlich unangenehm die Astronauten während einer Mahlzeit zu stören: «Okay. Nun, wir wollen euch nicht …» – Aldrin: «Komplimente an den Koch, dieser Lachssalat ist grossartig.» McCandless: «Roger. Verstehe, dass es um den Lachssalat geht. Over.» Aldrin: «Ja, irgend so was, Lachssalat.» McCandless: «Aha. Lachssalat, sehr gut.»
In der Stunde 75 wird es ernst: Mittels zwei Bremsmanövern leitet die Apollo 11 die Einschwenkung in die gewünschte Mondumlaufbahn ein. Im Cockpit geht es um Farben! Aldrin: «Das Ding ist braun!» (…) Armstrong: «Sieht beige aus für mich.» Collins hingegen tendiert auf Grau.
Der Adler ist gelandet
Nach 108 Stunden tritt der Ernstfall ein: Armstrong und Aldrin begeben sich in die Landekapsel «Eagle» («Adler»), die sich von der Apollo löst und auf den Mond sinken soll. Im Abstand von 9000 Metern ertönt ein Alarm. «Was ist das?», funkt Armstrong zur Erde. Es stellt sich fünf Sekunden später heraus, dass sie trotz des Alarms weiterfliegen können – es handelt sich um eine schlichte Computerüberlastung.
Auf einer Höhe von 200 Metern, übernimmt Armstrong die manuelle Steuerung – mit nur noch 13 Prozent Sprit. «Hier sieht es gut aus», funkt er schliesslich auf einer Höhe von 80 Metern. Bei der Landung haben die Triebwerke noch Treibstoff für 30 Sekunden. Armstrongs Puls liegt bei 150 Schlägen pro Minute. In Stunde 102 funkt er zu Boden: «The eagle has landed» – der Adler ist gelandet.
Bis Neil Armstrong aber den Mond betreten darf, vergehen nochmals sieben Stunden mit unzähligen Checks und Tests. Erst dann öffnet Armstrong die Luke und lässt die Worte: «Ein kleiner Schritt für den Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit» in die Geschichte eingehen.