Schokoladetafeln auf einem Fliessband
Foto: KEYSTONE/GAETAN BALLY

Die älteste Schokolade der Schweiz
Cailler feiert 200-jähriges Jubiläum

Cailler feiert 2019 sein zweihundertjähriges Jubiläum. Die älteste noch existierende Schokoladenmarke der Schweiz hat die Entwicklung des Süsswarengeschäfts hierzulande nachhaltig geprägt. Cailler blickt auf viele Erfolge und einige Enttäuschungen zurück.
Publiziert: 14.12.2018 um 14:57 Uhr
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Aktualisiert: 10.03.2019 um 21:14 Uhr
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Cailler ist eine Schweizer Schokoladenmarke der Firma Nestlé. (Archiv)
Foto: VALENTIN FLAURAUD

Gegründet wurde die Marke Cailler 1819 in Vevey unter der Leitung von François-Louis Cailler. Der 23-Jährige eröffnete mit einem Partner ein Feinkostgeschäft, in dem er seine Schokolade verkaufte. Damals war Schokolade einer Elite vorbehalten und galt eher als Stärkung.

"Sie wurde in Bäckereien und Konditoreien, aber auch in Apotheken verkauft", sagte der Historiker Albert Pfiffner vom Nestlé Historical Archive im Gespräch mit AWP.

Die Schokolade wurde in einer zu diesem Zweck gemieteten Fabrik hergestellt. «Diese Jahre sollten als Lehrzeit betrachtet werden. Alles, was er gelernt hatte, nutze er dann, um seinen Erfolg zu erzielen", so Pfiffner.

Wer hat die Milchschokolade erfunden?

Schokolade war damals dunkel und ziemlich bitter. Im 19. Jahrhundert wurde sie als Getränk, als Heilmittel und konzentrierte Kalorienquelle konsumiert, die leicht konserviert werden konnten, wie der Historiker betonte. Die Beimischung von Milch im Rezept sei einer Revolution gleichgekommen.

Allerdings wird die Vaterschaft der Milchschokolade oft zu Unrecht Cailler zugeschrieben. Tatsächlich war es aber ein waadtländischer Unternehmer, Daniel Peter, der das Rezept 1875 entwickelte. Die Erfindung fiel Cailler durch eine Reihe von Allianzen in die Hände, Peter hatte die Tochter von François-Louis Cailler geheiratet.

Caillers Enkel Alexandre-Louis perfektionierte jedoch Peters Konzept durch die Verwendung von Kondensmilch, die glatter ist als die bisher verwendete Milchpulver. Die kostbare Flüssigkeit bezog der Unternehmer von den Gruyère-Bauern.

Frauen an der Unternehmensspitze

Die Caillers haben es dank Ausdauer, Solidarität innerhalb der Familie und einem scharfinnigen Marketing geschafft, sich von der Masse abzuheben. «Als die Kinder das Geschäft später übernahmen, behielten sie den Namen François-Louis Cailler, hoben das Datum und den Ort der Gründung hervor, um eine lange Lebensdauer zu gewährleisten", betont die Historikerin Lisane Lavanchy.

Geschäftssinn erklärte allerdings nicht alles. Bevor die Kinder das Geschäft überhaupt übernehmen konnten, musste es erst einige Hochs und Tiefs durchstehen. Die ersten Jahre der Firma Cailler waren von Schwierigkeiten geprägt. François-Louis wechselte mehrmals die Partner und ging 1826 sogar in Konkurs. Während der Zeit, in der ihm die Ausübung von Geschäften untersagt war, führte seine Frau Louise-Albertine das Geschäft weiter.

Frauen in führender Position waren zu dieser Zeit extrem selten. «Sie bat um Rechtsschutz, weil sie kein eigenes Unternehmen führen durfte", so Lavanchy. Und Louise-Albertine Cailler machte einen guten Job - über das übliche Tagesgeschäft hinaus. Ihr Mann erkannte das, als er offiziell wieder ins Geschäft zurückkehrte. 1866 wurde Cailler wieder von einer Frau übernommen.

Fusion mit Nestlé

Der eigentliche Wendepunkt kam 1898 mit der Verlagerung der Aktivitäten nach Broc in Gruyère. Der Enkel von François-Louis, Alexandre-Louis, war damals verantwortlich für die Geschäfte. Cailler wurde zum ersten Mal in seiner Geschichte Eigentümer seiner Anlagen.

Der Schokoladenhersteller wurde zu einem sehr wichtigen Arbeitgeber für die Region. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigte die Fabrik 1'300 Mitarbeiter.

1929 hiess das Unternehmen Peter, Cailler, Kohler. Die Firma fusionierte mit Nestlé, um das Vertriebsnetz der Gruppe in Vevey zu nutzen und international zu expandieren. Die Familie Cailler hatte trotz Einsitz im Verwaltungsrat keinen Einfluss mehr auf die Marke.

Nestlé ist heute ein internationaler Nahrungsmittelkonzern. Seinen Hauptsitz hat er in Vevey - der Wiege von Cailler. Und Cailler ist bis heute eine der Hauptmarken von Nestlé Schweiz. 300 Mitarbeitende arbeiten hierzulande im Schokoladenwerk. (SDA)

Wie wird eigentlich Schokolade gemacht?

Es gab Zeiten, da waren wir allesamt auf Schweizer Milchschoggi gekauft und auch besonders stolz darauf. Bis die Mode mit bitterdunkler und ganz dunkler Schokolade in unser Land kam und auch wir erkannten:

Bitter ist besser. Die mit viel zuckrigem Caramel aufgepeppte Milchschokolade lässt beim Esser zwar Liebe auf den ersten Biss aufkommen, die Liebe aber wird von der dunklen Gegenspielerin belastet. Wer sie je erlebt hat, mag nicht mehr von ihr lassen!

Nun kann man die Anerkennung als Modetorheit abtun. Man kann aber auch akzeptieren, dass wahrhaft dunkle Schokolade (jene ab 70 Prozent Kakaogehalt) nicht dick macht. Man kann auch feststellen, dass sie gleichermassen wie Wein je nach Sorte, Boden, auf dem diese wächst, und Klima, in dem sie reift, anders schmeckt. Und dass sie sich gerade für Desserts ungemein eignet.

Ein Wort aus der Mayasprache macht Weltkarriere

Nun galt die Schokolade schon in ihrer Urform, dem Kakao, als besonderer Genuss. Die Mayas haben ihm die Wortwurzel – «chocol haa» – gegeben, die über viele Umwege und Beugungen zum Wort «Schokolade» wurde und so in unserer Sprache hängen blieb. Mit den spanischen Entdeckern kam die Schokolade nach Europa. Erst wurde sie getrunken, später als feste Tafel konsumiert.

Was man wissen muss: Die reife Kakaobohne muss erst fermentieren, danach wird sie geröstet, enthülst, gemahlen und ausgepresst – und liefert so Kakaopulver und Kakaofett. Kakaopulver ist ein aromatisches Mehl, das sich in Flüssigkeit kaum löst – und Kakaofett ein besonderes Fett, das man auch fernab der Schokoladenherstellung einsetzen und teuer verkaufen kann.

Beides wieder so zu vereinen, dass daraus eine erstklassige Tafel Schokolade oder gar eine besonders fette Kuvertüre entsteht, ist eine Kunst, an der Schweizer Erfinder grossen Anteil haben. Dass dabei die süsse Halbschwester Milchschokolade entstand, ist zu verschmerzen – wenn wir dabei die dunkle Schokolade, «la vraie chose», die wirklich wahre, gute und grosse Sache, nicht aus den Augen verlieren. Auch weil daraus so unvergleichlich wunderbare Desserts wie die «Marquise au Chocolat» entstehen.

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