1. Nomenclator
Ein Nomenclator («Namennenner») war meist einem reichen römischen Patrizier untergeordnet und musste sich alle Namen der Klienten merken. Er half seinem Herrn bei Empfängen, Gastmahlen und auch in der Öffentlichkeit, indem er ihm die Namen einflüsterte, sodass er die Klienten sachgemäss und höflich begrüssen konnte. Zudem war er dazu verpflichtet, die verschiedenen Speisen bei einem Gastmahl zu präsentieren.
2. Sklavenhalter
Obwohl einem Sklaven meistens ein schwereres Schicksal blühte, war auch der Job des «Sklavenhalters» nicht gerade sehr ansehnlich. Dieser zog entweder hinter Armeen im Krieg her und versklavte die Kriegsgefangenen oder kaufte bei der Bevölkerung «ungewollte» Kinder ein und verkaufte diese dann an reiche Griechen.
3. Ornatrix
Der Ornatrix oder die Ornatrice waren im alten Rom für die Haarpracht sowie das Make-up ihrer Herrin zuständig. Da Reichtum bei Frauen hauptsächlich durch Schminke und Frisuren zur Schau gestellt wurde, waren die meisten im Besitz von mehreren Sklaven-Friseuren. Deren Job war es, mit allen möglichen (auch gefährlichen) Stoffen, die Haare der Herrin zu pflegen oder sogar zu färben und sie zu schminken. Eine bekannte Mixtur, die zu dunklerem Haar verhelfen sollte, beinhaltete unappetitliche Zutaten wie Galle, verfaulte Blutegel oder Taubenexkrete. Doch nicht nur die Stoffe waren schlimm: gefiel der Herrin ihre Haarpracht nicht, verhängte sie manchmal Strafen. Da hat's eine heutige Coiffeuse deutlich besser.
4. Vestalin
Die Vestalin war eine junge Frau, die sich für einen 30-jährigen Dienst zu Ehren der Familiengöttin Vesta verpflichtete. Zudem musste sie ein jungfräuliches Leben auf Zeit versprechen. Als Frau mit ausserordentlichem Status war sie dafür verantwortlich, dass das Feuer der Reinheit in ihrem Vesta-Tempel niemals ausging. Erlosch es, so wurde sie ausgepeitscht. Und da sie mit dem Erlöschen des Feuers theoretisch auch ihre Jungfräulichkeit verlor, wurde sie anschliessend lebendig begraben.
5. Zahnarzt
Stell dir vor, du müsstest die Zähne von Menschen pflegen, die massenweise verfaulten Fisch assen (römische Fisch-Sauce), oft feierten und oft erbrachen. Kurz: Mundhygiene war im alten Rom ein Fremdwort. Musste einem Patienten der Zahn entnommen werden, so wurde das entstandene Loch anschliessend schlicht mit einem heissen Eisen «weggebrannt» und mit verfaultem Fisch «desinfiziert». Ob es schlimmer für den Zahnarzt oder den Patienten war, können wir nicht sagen.
6. Winzer
Trauben anbauen und Wein herstellen klingt nicht nach keinem schlechten Job. Besonders nicht im alten Rom. Doch leider hatte die Sache auch einen Haken: Der Wein hatte einen enorm hohen Bleianteil, was den Trinkern (an vorderster Front dem Winzer) chronische Bleivergiftungen bescherte. Das Gift konnte sich von Innenwänden jeglicher Behälter lösen, von Teilen der Weinpressen oder vom hinzugefügten, eingedickten, bleihaltigen Traubensirup. Dieser sollte die Haltbarkeit des Weines verlängern, da er alle Bakterien abtötete. Nicht gewusst haben die Römer jedoch, dass das Blei nicht nur den Wein sterilisiert, sondern auch den menschlichen Körper. Zu den Symptomen einer Bleivergiftung gehören chronische Verstopfungen, Magen-Darmkrämpfe, Blutarmut, Abmagerung, Unfruchtbarkeit, Gelenkschmerzen und schliesslich sogar Blindheit, Lähmungserscheinungen oder Wahnsinn.
7. Vorkoster
Der Vorkoster war dazu da, von allen Speisen und Getränken zu probieren, bevor sie der Kaiser ass. Da der Kaiser in gewissen Kreisen immer verhasst war, lag es im Interesse einiger Gruppen, ihn zu beseitigen. Statt einen Putschversuch zu starten, war es viel einfacher, ihn zu vergiften (u.a. im Essen). Nicht selten starb oder erkrankte der Vorkoster an vergifteten Speisen, die den Kaiser hätten töten sollen. Wenn er Glück hatte und kein Gift erwischte, so litt er zumindest an einer chronischen Bleivergiftung, da er auch regelmässig bleihaltigen Wein verkostete.
8. Ruderer
Auf der römischen Marine waren die Ruderer meist arbeitslose Männer aus den Provinzen, die keine Perspektive hatten. Sie meldeten sich freiwillig zum Marinedienst und arbeiteten über ein paar Wochen oder Monaten für eine Mahlzeit oder einen Hungerlohn. Bei Schmerz aufgeben konnten sie nicht, sonst wurden sie ausgepeitscht.
9. Delator
Als Delator hatte man den Job, sich unter die Gesellschaft zu mischen, vertrauenswürdig zu wirken, vermeintliche Straftaten aufzuspüren und diese dann vor Gericht zu bringen. Bekräftigte die Verwaltung das Urteil, so wurde ihr Hab und Gut als «Staatsschatz» eingezogen. Davon erhielt der Ankläger meistens ein Viertel. Da der Delator unabhängig von der Wahrheit seiner Vorwürfe bezahlt wurde, begannen einige auch damit, den Bürgern Straftaten anzuhängen, obwohl sie eigentlich unzureichende oder gar keine Beweise hatten. Deswegen waren Delatoren umstrittene und bei den Bürgern verhasste Personen und wurden immer wieder «beseitigt».